Das gilt wohl für beide Mannschaften, die sich heute im Sahnpark gegenüber stehen. Zum einen die Eispiraten. die zwar in der Tabelle noch immer vollkommen zufriedenstellend dastehen, aber dennoch seit 5 Spielen auf einen 3er warten und nur 2 Punkte aus den letzten 3 Partien holten. Und zum anderen die Krefeld Pinguine, die man derzeit wohl in Krisen Pinguine umbenennen könnte.



Man muss in der Tabelle aktuell schon zweimal nach den Rheinländern suchen, denn oben, wo man sie eigentlich vemuten und wo die Krefelder sich nach eigenem Selbstverständnis auch sehen wollen, findet man die Schwarz-Gelben nicht. Bis auf Platz 13 muss man herunterblicken, um das einstige DEL-Mitglied mit seinen 8 Punkten und 23:26 Toren zu finden. Es ist bislang definitiv nicht die Saison der Mannschaft von Boris Blank und vor allem die Wankelmütigkeit bereitet den Verantwortlichen sicherlich einiges an Kopfzerbrechen. Da folgt einem 1:6 in Freiburg beispielsweise ein 6:2 gegen Kassel, um dann wiederum mit 3:6 in Rosenheim unterzugehen. Auch die letzten Heimniederlagen gegen Dresden und Weißwasser mit nur einem eigenen Tor sind so gar nicht krefeldlike.

Gewisse Leistungsachterbahnfahrten ziehen sich durch das gesamte Team. Der aus Bad Nauheim bekannte Hexer Felix Bick (7 Sp, 3.01 GT/Sp, 90.23%, 1 SO) wankt hier und da. Vertreter Matthias Bittner (1 Sp, 3.11 GT/Sp, 89.29%, 0 SO) muss auf seine Chance aber warten.

In der Abwehr fällt der Blick natürlich sofort auf einen Spieler: Christian Erhoff. 862 NHL-Spiele und 206 Länderspiele stehen in seiner Vita und haben ihn längst zur deutschen Eishockeylegende gemacht. Dass der gebürtige Krefelder und Meister von 2002/03 nach seinem Karriereende 2018 wieder Lust am Eishockeyspielen in seiner Heimatstadt fand, hat die KEV-Fans im Sommer in Verzücken gesetzt. Und Ehrhoff mach mit 1 Tor und 3 Vorlagen in 8 Spielen sowie mit den meisten Torschüssen im Team (32) unmissverständlich klar, dass er auch mit inzwischen 41 Jahren noch längst nicht auf dem Abstellgleis steht. Von einem Ehrhoff werden sich die jüngeren Defender Eric Gotz (5 Sp, 1+2), Maximilian Söll (7 Sp, 2+0), Erik Buschmann (8 Sp, 1+1), Maximilian Leitner (4 Sp, 0+0) und Carl Konze (3 Sp, 0+0) gewiss noch etwas abschauen. Philip Riefers (6 Sp, 0+1), Maximilian Adam (7 Sp 0+0) und David Trinkberger (7 Sp, 0+0) schauen angesichts ihrer bereits selbstgemachten Erfahrungen vielleicht nicht mehr ganz so genau bei Ehrhoff ab, aber schlecht wäre das vielleicht doch nicht. Denn die drittmeisten Gegegntore der Liga passen eigentlich nicht so recht zu dem, was die Krefelder Defensiva alles aufzubieten hat.

Im Angriff dagegen passt das schon eher zu den Ansprüchen. Wenngleich einer natürlich ganz klar fehlt, nämlich der Mann mit dem Goldhelm, der gefühlt 60 Minuten auf dem Eis stand, dem man den Puck gegen konnte und am Ende mindestens eine Torchance heraussprang. Die Rede ist von Alleinunterhalter Marcel Müller, der sich nun doch noch einmal in der DEL versucht und daher im Sommer seinen Heimatverein nach einer Saison DEL2 wieder verließ. Ersatz wollen die Pinguine in Jonathan Matsumoto (8 Sp, 3+6) gefunden haben. Auch die neuen Kontingentstürmer Josh MacDonald (CAN, 8 Sp, 3+3) und Alexander Ruutu (FIN, 8 Sp, 2+4) wirbeln fleißig mit. Die weiteren Neuzugänge Philipp Kuhnekath (8 Sp, 2+4), David Cerny (5 Sp, 0+4) und Christian Kretschmann (7 Sp, 1+2) sorgen für die nötige Breite im Angriff, in dem Alexander Weiß (8 Sp, 2+4), Mike Fischer (8 Sp, 1+5), Leon Niederberger (8 Sp, 2+2) und Dennis Miller (8 Sp, 1+0) als Leistungsträger erhalten blieben. Kevin Niedenz, Lukas Wagner und Edmund Junemann bereichern die Tiefe des Kaders.

Man sollte sich vom aktuellen Tabellenbild nicht zu der Annahme verleiten lassen, die Krefelder Qualität würde höher gelobt als sie tatsächlich ist. Nein, die Qualität der Pinguine ist sogar extrem hoch. Allein man bringt es derzeit noch nicht auf das Eis. Woran das liegt, das können nur die Pinguine selbst beantworten. Aber das Team vom Niederrhein angesichts der 0 Punkte aus den letzten 4 Spielen abzuschreiben oder auf die leichte Schulter zu nehmen, wäre fatal.

Und nun nehme man den letzten Absatz und ersetze „Krefeld“ durch „Crimmitschau“. Ok, 4 Spiele, 0 Punkte – das würde nicht den Fakten entsprechend. Ansonsten aber gibt es doch gewisse Parallelen, denn auch den Eispiraten fällt es aktuell schwer, bereits Gezeigtes konstant zu wiederholen. Schon die leichtfertig verschenkte 2:0-Führung gegen Freiburg vor einer Woche ließ aufhorchen, in Regensburg und Rosenheim hat sich dann der Trend einfach nur bestätigt, dass die Eispiraten vielleicht etwas zu selbstzufrieden geworden sind. Im Spiel gegen Krefeld wird es ganz klar NICHT auf den schönsten Rückhandpass oder Puck-Tiki-Taka ankommen, sondern zu allererst auf die simpelsten Dinge wie den gewonnen Zweikampf, das gewonnene Laufduell und am Ende vielleicht sogar ein dreckiges Tor – alles Dinge, die selbstverständlich erscheinen, zuletzt aber bei den Rot-Weißen zur Fahndung ausgeschrieben werden mussten. Diese Tugenden wieder in den Vordergrund zu stellen, bedeutet einen Schritt in die richtige Richtung und einen Schritt zurück in die Erfolgsspur. Die Kür kommt dann von alleine.