Nach dem Auftaktwochenende stecken die Eispiraten nun ganz offensichtlich in der Krise. Nur 5 von 6 möglichen Punkten konnten geholt werden und so tröstet der Sieg über den Derbygegner aus dem Fichtelgebirge nur minimal über die Probleme hinweg. Das schwächste Wochenende der Saison muss nun schonungslos analysiert werden, damit man schnellstmöglich in die Erfolgsspur zurückfindet. Ja, liebe Crimmitschauer auch die Trainerfrage muss man stellen und sich fragen, ob nicht auch Henri Kanninen eine zweifelhafte Verlängerung ist. Nur 6 Punkte hat die finnische Waffe an diesem Wochenende erspielt gegen Gegner, die nicht mal ansatzweise auf Augenhöhe mit den Crimmitschauern sind. Lest nun die Analyse dieses Elends.
Zum zweiten Auswärtsspiel der Saison sollte es zu den Rüsseltieren aus dem Fichtelgebirge gehen und die Crimmitschauer wetzten schon die Messer angesichts eines saftigen Schweinebratens, welcher in Aussicht stand. Stimmungsmäßig hält man sich in S*lb ja sowieso für das Nonplusultra, zumindest so lang bis die westsächsische Macht ihr ohrenbetäubendes Siegesbrüllen rausschreit. Dann werden die kleinen Ferkel auf einmal ganz schnell zum Rennschwein und verlassen fluchtartig das eigene Stadion.
Im ersten Drittel kämpften die S*lber mit der Kraft eines Babys gegen die Offensivgewalt der Sachsen und mussten nach nur 8 Minuten bereits das erste Mal den Michael Bitzer Dance anschauen – Drehung nach hinten, mit dem Stock eine Seitwärtsbewegung und raus mit dem Puck aus dem eigenen Tor. Fanghandschuh ausziehen, Tränen weg wischen, weiter machen. Henri Kanninen hatte im Powerplay mustergültig vors Tor gepasst und Hayden Verbeek schlenzte die Hartgummischeibe unter das Dach des Tores. Während S*lb sich in der Defensive so quälte, begann Oleg Shilin sich zu langweilen und stierte etwas verdutzt in das Heimpublikum in der Netzscharena. Mit Grausen muss er festgestellt haben, dass die warzenartigen Auswüchse im Publikum Gesichter waren, und so ließ er im Powerplay der S*lber vor Schreck Steve Hanusch den Puck ins Tor schlenzen. Perlen vor die Säue wären auch das 2:1 für S*lb gewesen, welches der Schiri richtigerweise wegen hohem Stock nicht gegeben hat. Andere Meinungen lasse ich durchaus gelten, interessieren mich aber nicht. Oink. Oink.
Im zweiten Drittel versuchten es die S*lber mit etwas mehr Kampf, aber aus Kampf wurde Bewunderung und aus Bewunderung wurde Neid. Zu schön war es anzusehen wie die Piraten sich immer wieder durch kombinierten. Vor lauter Neid erstarrten die S*lber in der 26. Minute als Dominic Walsh mustergültig von Kanninen und Thomas bedient wurde und eiskalt zur erneuten Führung vollendete. „Walsh you were here“ wurde vom sympathischen Seeräuber sofort erhört und eiskalt vollendet. Eine anderthalbe Minute vor Drittelende wollte Shilin sich noch seinen ersten Assist sichern, indem er einem Rüsseltier von hinter dem Tor auflegte, es sich aber währenddessen doch wieder anders überlegte und seine eigene Vorlage verhinderte. „Sau“ber gehalten Oleg!
Im letzten Drittel sollte Henri Kanninegibtesne dann nach seinen beiden Torvorlagen endlich selbst treffen und auf 1:3 erhöhen. Von halbrechts tankte sich Henri the Cannon vor das Tor von Bitzer und mit einem lockeren Schlenzer durch die Beine vollendete der Finisher seinen Alleingang. Schwamberger gelang es zwar noch einmal zu verkürzen, aber nur wenige Minuten später zog Kanninen wieder im eigenen Powerplay hinter das Tor und legte diesmal für The Faze zum 2:4 auf und weil die S*lber ungefähr die Standfestigkeit eines Wackelpuddings haben, kassierten sie auch brav noch das 2:5 natürlich aufgelegt von Henri Kanninen. Danach verdeutlichten die Piraten noch einmal was es bedeutet Fan vom geilsten Verein der Welt zu sein und ließen ihre Stars noch einmal hoch leben. Derbysiege sind doch immer noch am Schönsten.
Zum zweiten Spiel des Wochenendes meldete sich der Meister an und brachte seine gesamte Heulbojentruppe mit. Austeilen war angesagt, einstecken – not so much. Zur Strafe verließ man als Verlierer das Eis.
Im Krieg gegen die Sterne bewiesen die Eispiraten den richtigen Kampfgeist ab der ersten Minute und so war es Justin Büsing abermals vergönnt das Eröffnungstor zu schießen. Wie gegen Landshut erzielte der gebürtige Bremerhavener den Führungstreffer gegen Ilya Sharipov. Es hält sich eben doch einfacher mit den geilsten Fans der Welt als Unterstützung und nicht als Gegner. Einige gewitzte Anhänger nutzten die Gelegenheit gleich für ein paar Fliegenfängerrufe. Nicht mehr Teil des Schiffs, nicht mehr Teil der Crew. Nur 137 Sekunden später durfte Sharipov abermals hinter sich greifen als Kanninen auf 2:0 stellte. Gergely Majoross – zu deutsch Gurgelmayonnaisepferd dürfte das nicht gefallen haben und so zeigten die Ravensburger ab dem Powerbreak ein anderes Gesicht und konnten in Form von Nick Latta kurz vor Drittelende auf 2:1 verkürzen.
Matt Alfaro bewies im zweiten Drittel dann auch gleich mal das bei ihm nicht alle Drähte richtig gesetzt sind, als er Sören Sturm mit einem Hit auf die Eisfläche schickte. Kann man machen, kann man aber auch lassen. Vergessen wird Sturm den Hit sicher nicht. Wenn schon die dunkel gekleidete Kaspercrew nicht völlig am Rad dreht, erledigen das eben die Ravensburger Spieler. Man darf sich schon fragen, ob die Schiris ihre Pfeifen im Kabinentrakt vergessen hatten, denn die Eispiraten nahmen die Härte im Spiel durchaus an, aber es gab auch immer wieder ruppige Auseinandersetzungen. Ein torloses Mitteldrittel sollte jedoch nur der Vorgesang für einen spektakulären Schlussabschnitt werden.
Zunächst gelang den Puzzlestädtern im Powerplay der Ausgleich, doch Tobias Lindberg stellte kurz darauf wieder den alten Abstand her. Weil Charlie Sarault jedoch die Eispiraten nicht leiden kann, weil sie ihn nicht mitspielen lassen, passte er abermals auf Latta und wiederum gelang den Towerstars der Ausgleich. Sarault legte sogar noch eins drauf und erhöhte zum Führungstreffer auf 3:4 der bis 93 Sekunden vor Schluss Bestand haben sollte. Jussi Tuores machte in diesem Spielabstand etwas was Litfaßsäulenbazany mit Gameplan nie gemacht hätte und nahm drei Minuten vor Schluss eine Auszeit und sprach mit seinen Jungs und diese dankten es ihm mit dem erneuten Ausgleich bei 6 gegen 5 durch den doppelten Lindberg. Was war das bitte für eine Offensivpower? Um jeden Centimeter wurde gefightet und der Gegner niedergerungen und ich bin mir sicher – als die Hartgummischeibe die Torlinie zum Ausgleich überquerte, war der Jubelschrei sogar auf der Richterskala sichtbar. Die ganze Spannung entlud sich in diesem einmaligen Gänsehautmoment.
Als Dominic Walsh in der Overtime dann noch den Deckel drauf machte, schloss man das schwächste Wochenende der Saison doch noch versöhnlich ab.
Alle Ironie beiseite geschoben – natürlich war das wieder ein bockstarkes Wochenende der Eispiraten und da wächst was zusammen zwischen Trainer, Team und Fans. Eine Stärke der Crimmitschauer war bisher aber auch die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Entscheidend in den bisherigen Spielen war, dass jeder Spieler zu 100% konzentriert war und seinen Aufgaben nachgekommen ist. Lassen die Eispiraten nur 5% nach eröffnet man in jedem Spiel dem Gegner die Chance ins Spiel zurück zu kehren. Das Ziel diese Saison muss sein auch bei Rückschlägen weiter nach vorn zu blicken, denn spielerisch und taktisch ist das schon beeindruckend was die Eispiraten in dieser frühen Phase der Saison zeigen.