Dass die Eispiraten am 4. Spieltag als verlustpunktfreier Tabellenführer das Topspiel gegen den amtierenden Meister Ravensburg bestreiten, werden selbst die kühnsten Optimisten nicht vorhergesehen haben. Die Partie wird aber so oder so etwas Besonderes, denn immerhin ist es das 900. Heimspiel der Crimmitschauer seit der Wiederauferstehung 1990.
Als langjähriger Begleiter des Crimmitschauer Eishockeys sind die Ravensburger ein absolut würdiger Gast in diesem Jubiläumsspiel, der Rahmen passt aufgrund der Tabellensituation beider Teams ohnehin! Mit 7 Punkten und 10:4 Toren stehen die Oberschwaben auf Rang zwei und haben sich von der Auftaktniederlage gegen Bad Nauheim mit zwei Zu-Null-Siegen gegen Weißwasser und Rosenheim schnell erholt.
Gecoacht werden die Ravensburger vom Ungarn Gergely Majoross, einem in Deutschland bisher vollkommen unbeschriebenen Blatt. Der zuletzt drei Spielzeiten in der 1. slowakischen Liga engagierte Coach tritt in die großen Fußstapfen von Meistertrainer Peter Russell.
Das Team sollte dem neuen Trainer den Einstieg in die DEL2 aber nicht allzu schwer machen, denn der Kader wurde im Wesentlichen beisammen gehalten und ist allein schon deswegen wieder heißer Titelkandidat. Die größte Veränderung gab es im Tor, wo Jonas Langmann eine neue Herausforderung gesucht hat, aber absolut adäquat durch Ilya Sharipov (3 Sp, 1.30 GT Sp, 95.6%, 2 SO) ersetzt wurde. Die Eispiraten-Fans wissen um die Stärke Sharipovs. Backup Nico Pertuch wird seine Einsatzzeiten daher wohl rot im Kalender markieren können.
In der Abwehr bilden weiterhin Julian Eichinger (3 Sp, 1+4), Florin Ketterer (3 Sp, 1+0) und Pawel Dronia (3 Sp, 0+0) mit ihrer puren Erfahrung die großen Stützen, die reichlich Halt von Denis Paffengut (3 Sp, 0+1), Oliver Granz (3 Sp 0+1) und Tim Sezemsky (3 Sp, 0+0) erhalten. Der junge Niklas Hübner (3 Sp, 0+0) sollte sich in diesem Umfeld sehr gut weiterentwickeln können.
Die Ravensburger bauen wie auch in den vergangenen Jahren auf eine geballte Offensive, in der alle 4 Kontingentspieler versammelt sind. Im Vergleich zur letzten Saison musste dabei lediglich Josh MacDonald ersetzt werden, den es nach Krefeld zog. Der Nachfolger heißt Matt Alfaro (CAN, 3 Sp, 0+1), hat gute Statistiken in ECHL und AHL vorzuweisen und sollte die Lücke MacDonalds schließen können. Und wenn nicht, tja dann stehen da immer noch ein Sam Herr (USA, 3 Sp, 1+3), Charlie Sarault (CAN, 3 Sp, 0+3) und Robbie Czarnik (USA, 3 Sp, 1+0) in den Startlöchern. Einen starken Eindruck hat bislang auch Nick Latta (3 Sp, 3+2) hinterlassen, der aber neben Maximilian Hadraschek (3 Sp, 1+0), Fabian Dietz (3 Sp, 0+1), Lukas Mühlbauer (3 Sp, 0+1) und Louis Latta (3 Sp, 0+0) ohnehin zu der breiten Riege starker deutscher Angreifer gehört. Vermehrt nehmen bei den Towerstars aber nun auch die jungen Wilden wie Ralf Rollinger (3 Sp, 1+1), Luigi Calce (3 Sp, 1+0) und Noah Dunham (3 Sp, 0+1) tragendere Rollen ein. Alles in allem ist der Angriff der Schussentaler damit wieder sehr breit und tief besetzt und aus allen vier Reihen heraus mit Torgefahr und athletischem Angriffsspiel ausgestattet.
Mit welchem Selbstvertrauen und welcher Formstärke die Crimmitschauer in die Saison gestartet sind, ist schon beeindruckend. Und auf reinem Zufall oder purem Glück basiert das Ganze schon gleich gar nicht – es steckt mehr dahinter. Dennoch gilt es für die Westsachsen, den Bodenkontakt nicht zu verlieren, denn man sollte sich nicht in Sphären wähnen, die schon etwas mehr bedürfen als nur 3 Siege zum Saisonauftakt. Und so bleibt neben der aktuellen, wohltuenden Euphorie auf jeden Fall die notwendige Portion Demut und Realismus, die klar zu erkennen geben, dass die Crimmitschauer als Außenseiter in die Partie gegen Ravensburg gehen. Der gefestigte Meisterkader aus dem Schussental wird der wohl der bisher größte Prüfstein der Westsachsen in der noch jungen Saison.