Vorletzter Spieltag in der Hauptrunde, die Eispiraten zum Siegen verdammt und auf Schützenhilfe anderer Vereine hoffend beim Tabellensechsten in Bad Nauheim zu Gast. Vier Punkte galt es aufzuholen am Wochenende, realistisch gesehen kaum machbar, durch die rot-weisse Hoffungsbrille geschaut aber nicht unmöglich, und wie der Spielverlauf in den DEL2-Arenen zeigen sollte, am Ende ganz knapp vorbei.
Ausgeglichenes erstes Drittel
Die Eispiraten zeigten sofort, dass sie ihre letzte Chance nutzen wollten, und spielten mutig nach vorne. Mit dem wieder genesenen Henri Kanninen in der Mitte sorgte Reihe 1 gleich einmal für Gefahr vor Bick im Nauheimer Gehäuse. Aber der machte mit starken Paraden die Gäste schon mal darauf aufmerksam, dass ihnen das Toreschiessen heute abend nicht all zu leicht gemacht werden würde. Vor allem mit Mathieu Lemay lieferte sich der Teufel-Keeper fast schon ein Privatduell. Nach einigen Minuten legten dann auch die Hausherren ihre Verwunderung über stürmische Westsachsen ab und erarbeiteten sich selbst Chancen. Nach einer Zwei-Minuten-Strafe gegen Walters in Minute 12 auch mit Erfolg: gegen Ende eines durchschnittlich gefährlichen Powerplays zog Pawlenchuk aus Halbdistanz ab, verzog dabei aber derart, dass er den zwei Meter neben dem Tor stehenden Pauli anschoss, von dem der Puck ins Netz flatterte. Unglücklich! Der Rest des Durchgangs sah wieder Lemay und Bick im Blickpunkt, aber es war wie verhext: der Nauheimer Goalie bekam immer ein Körperteil dazwischen, und so ging es mit dem für die Gastgeber durchaus schmeichelhaften 1:0 in die Pause.
Der Goldhelm bricht den Bann
Der Mittelabschnitt sah dann ein ausgeglichenes Match zweier Mannschaften, die ihre Momente in der Vorwärtsbewegung hatten, aber entweder an mangelnder Präzision im Abschluss oder gut aufgelegten Torleuten scheiterten. Das galt zunächst für Hafenrichter, Vause und Weiß auf Nauheimer sowie Kanninen, Gams und Doherty auf Crimmitschauer Seite. Die kalte Dusche für die Eispiraten hielt dann Wachter bereit: durch einen Pulk aus drei, vier Spielern beider Teams hindurch rutschte die Scheibe irgendwie hindurch und schlug hinter dem verdutzten Sharipov im Netz zum 2:0 ein. Aber was der Rote-Teufel-Verteidiger kann, kann der Eispiraten-Goldhelm schon lange, dachte sich 25 Sekunden später Matt Lemay und nutzte nach einem gewonnenen Kanninen-Bully eine ebensolche Spielertraube als Screen. Der Bick-Bann war gebrochen. Nach einer der eher seltenen Druckphasen der Hausherren im Anschluss bekamen sich dann Weiß und Olleff in die Haare, was der Eispiratendefender recht souverän löste. Auslöser der Aktion war aber Steck, der Olleff in Ilya Sharipov gecheckt hatte und dafür richtigerweise auch zwei Extraminuten auf der Bank saß. Leider brachte das Powerplay trotz einiger guter Gelegenheiten unterm Strich nichts ein. Das galt aber auch für die anschließende Nauheimer Überzahl, so daß es mit dem knappen 2:1 in die Kabinen ging. In Regensburg stand es unterdessen sage und schreibe 0:6, was für die Rot-Weißen sogar bei einem Sieg nach Verlängerung oder Penaltyschiessen eine gute Chance auf ein Happy-End am Sonntag bedeutet hätte.
Am seidenen Faden
Crimmitschau, so viel sei gleich gesagt, gestaltete auch den Schlussabschnitt über weite Strecken besser als Bad Nauheim. Einem frühen Powerplay folgte eine weitere Druckphase der Gäste. Als die Hausherren sich etwas befreiten und ihrerseits Sharipov vor Probleme stellten, fiel dann der Ausgleich eher überraschend. Alexis D’Aoust zog bei einem Entlastungsangriff aus Halbdistanz einfach mal ab und der Puck schlug oben links hinter Bick ein. Die Westsachsen wollten sofort nachlegen und deckten das Nauheimer Tor mit Schüssen ein. Als es allerdings nicht gelang, Bick nochmals zu überwinden, zog ein paar Minuten vor Ultimo plötzlich der Teufels-Sturm wieder die Zügel an und nistete sich im Crimmitschauer Drittel ein. Die Eispiratencoaches waren sicherlich über das Ergebnis aus Regensburg informiert (1:6), so daß sich eine Herausnahme Ilya Sharipovs eigentlich von selbst verbot. Denn ein Gegentreffer hätte das sofortige Verpassen der Pre-Playoffs bedeutet, während ein Sieg nach Verlängerung oder PS für Sonntag alle Chancen offen gelassen hätte.
Dem 2:2 nach 60 Minuten folgte also die Overtime, und das ist leider in dieser Saison nicht die Crimmitschauer Lieblingsdisziplin. 8 von 12 Zusatzpunkten in dieser Spielzeit gingen letztlich an die Gegner, nachdem Köhler mit der ersten größeren Gelegenheit den Eispiratenträumen ein jähes Ende bereitete.
Übernächste Woche beginnt die Playdown-Runde, wahrscheinlich gegen die Bayreuth Tigers, und die Rot-Weißen müssen sich nach der heutigen Leistung wirklich nicht fürchten.