Die Mission muss klar sein. Nach erneut verschenkten Punkten – inzwischen hat man schon gar keine Lust mehr mitzuzählen – sind die Eispiraten in der sportlichen und charakterlichen Pflicht, in Dresden einen Sieg einzufahren.



Und natürlich drängt sich die Frage auf: Ausgerechnet gegen Dresden soll das passieren? Denn seit sage und schreibe 10 Spielen sind die Crimmitschauer gegen das Team aus Elbflorenz sieglos. Und dann auch noch in Dresden, wo der letzte Sieg am 5. Oktober 2018 eingefahren wurde und man sich seither 8-mal vergeblich versuchte?

Nein, die Hoffnung, dass die Crimmitschauer in der Lage sind, Böcke umzustoßen und die Spiele, die eben doch 10% wichtiger sind als andere, für sich zu entscheiden, wurde in dieser Saison schon oft genug enttäuscht und so sollte man sich vorsichtshalber eine Null-Erwartung-Haltung aneignen, wenn die Crimmitschauer zum 78.Pflichtspielderby gegen die Eislöwen antreten.

Dass aber auch in Dresden zuletzt irgendetwas schiefgelaufen zu sein scheint, hat sich in der zurückliegenden Woche in der überraschenden Entlassung von Trainer Andreas Brockmann geäußert. Brockmann hatte ja durchaus in den letzten 3 Jahren etwas aufgebaut an der Elbe. Dennoch entschieden sich die Verantwortlichen nun, den bis Saisonende laufenden Vertrag nicht zu verlängern bzw. den Coach sogar vorzeitig zu beurlauben. Der bisherige Co-Trainer Petteri Kilpivaara übernimmt das Zepter und hat auch gleich zwei Siege mit dem Team eingefahren, mit denen Dresden aktuell auf dem 5. Platz stehend mit 72 Punkten und 124:107 Toren die umkämpfte direkte Playoff-Teilnahme behaupten kann.

Zum Erreichen der Saisonziele bauen die Eislöwen neben dem Trainereffekt weiterhin auch auf die Dienste von Goalie Jannick Schwendener (35 Sp, 2.01 GT/Sp, 92.00%, 5 SO), der von allen Stammgoalies der Liga bislang die zweitwenigsten Gegentore hinnehmen musste und obendrein die meisten Shutouts gesammelt hat. Aber auch Vertreter Jonas Neffin (14 Sp, 2.82 GT/Sp, 90.49%, 0 SO) kann jederzeit ohne schlechtes Gewissen eingesetzt werden.

Im Defensivverbund unterstützen Simon Karlsson (SWE, 41 Sp, 9+15), David Suvanto (SWE, 41 Sp, 11+12), Maximilian Kolb (45 Sp, 1+14), Mike Schmitz (42 Sp, 4+8), Arne Uplegger (43 Sp, 1+9) und Nicklas Mannes (39 Sp, 1+5) ihre Goalies wirklich hervorragend, so dass die Dresdner die drittbeste Abwehr der Liga stellen. Dabei können die Eislöwen mit dem Schweden-Duo Karlsson / Suvanto auch nach vorne noch mächtig Betrieb machen, denn die beiden schossen zusammen schon mehr Tore als Crimmitschaus bester Torschütze. Von der blauen Linie sind die Zwei jedenfalls extrem gefährlich, 8 Powerplaytore und die dritt- bzw. viertmeisten teaminternen Torschüsse belegen das.

Im Sturm  stellt die „Grande Dame des Dresdner Eishockeys“ einmal mehr den Goldhelm zur Schau. Die Rede ist von Jordan Knackstedt (44 Sp, 12+27), der – so könnte man unken – aber langsam auch über seinen Zenith hinaus zu sein scheint. Dennoch ist „Knacki“ immer wieder für Geniestreiche gut und lenkt das Offensivspiel der Cracks aus Elbflorenz mit traumwandlerischer Sicherheit. Neben den Deutsch-Kanadier gesellen sich die Schweden Johan Porsberger (43 Sp, 14+22) und David Rundqvist (35 Sp, 9+18) als nicht überragende, aber immer zu 100% verlässliche Kontingentstürmer. Neuerdings mischt auch der nachverpflichtete Kanadier Brett Welychka (3 Sp, 1+1) mit, so dass der Trainerstab aus 5 Kontingentspielern auswählen muss. Ansonsten stechen aus dem Angriff noch Tomas Andres (43 Sp, 6+26) und Vladislav Filin (43 Sp, 13+12) hervor, hinter denen sich mit Tom Knobloch (43 Sp, 11+3), Niklas Postel (42 Sp, 5+9), Philipp Kuhnekath (37 Sp, 6+8), Matej Mrazek (45 Sp, 5+6), Jussi Petersen (39 Sp, 2+8), Timo Walther (19 Sp, 4+6), Yannick Drews (45 Sp, 3+6), Ricardo Hendreschke (25 Sp, 3+5) und Adam Kiedewicz (37 Sp, 2+2) ein extrem ausgeglichenes und in der Gemeinschaft starkes Stürmerkollektiv aufbäumt, weshalb die Eislöwen aus allen Reihen heraus Torgefahr austrahlen können.

Regelmäßiges Versagen unter Druck, was zu noch mehr Druck führt. Die Eispiraten haben sich in eine Situation manövriert, die derzeit wenig Gutes verheißen lässt. Klar, immer wenn Crimmitschau gewinnt, ist man geneigt darauf hinzuweisen, dass ja doch einiges in dem Team steckt und der Tabellenkeller eigentlich nicht die Region ist, wo man hingehört. Nach nunmehr 45 Spieltagen verstummen diese Hinweise aber mehr und mehr, denn am Ende bekommt ja doch jedes Team den Platz, den es sich durch LEISTUNG verdient hat. Aber: Mit entsprechender LEISTUNG bleibt der direkte Klassenerhalt für die Cracks aus dem Sahnpark nach wie vor absolut im Bereich des Möglichen. Allein die Gelegenheiten, dies zu erreichen – jetzt noch 7 – werden immer weniger. Packt endlich zu, Eispiraten, und enttäuscht eure Fans nicht!