Die Eispiraten haben am Freitag lernen können, wie DEL2-Spitzenhockey funktioniert. Im Auswärtsspiel am Sonntag bei DEL-Absteiger Krefeld sollte eigentlich das nächste Lehrbeispiel eines Top-Teams auf die Sachsen warten, aber so richtig Angst und Schrecken verbreiten die Rheinländer aktuell nicht.
Bei den Pinguinen ist gegenwärtig ein ganzer Sack Sand im Getriebe, weshalb Anspruch und Wirklichkeit inwischen doch recht weit auseinander klaffen. Beim selbsternannten Titelkandidaten ist die Situation, die auf Platz 5 mit 59 Zählern und 111:104 Toren angesichts der Ambitonnen als „nun ja…“ bezeichnet werden kann, aber vielleicht auch ein wenig hausgemacht, denn im Umfeld wird schon über die ganze Saison hinweg hin- und hergekrempelt – von Ruhe ist man weit entfernt.
Nach dem frühen Trainerwechsel von Leif Strömberg zu Peter Draisaitl ist seit kurzem Boris Blank Cheftrainer, der im Dezember eigentlich als Co-Trainer geholt wurde. Draisaitl wurde Sportdirektor und Herbert Hohenberger rückte als Co von Blank nach. Man hat nicht das Gefühl, dass dies für die laufende Saison schon alles gewesen ist… Dazwischen hat sich auch noch der russische Alleinunterhalter Sergey Saveljev, dessen Wirkungsbereich gefühlt vom Hauptgesellschafter und Geschäftsführer bis hin zum Bratwurstverkäufer reichte, aus allen Bereichen verabschiedet. Eine andere Unternehmensgruppe ist nun Hauptgesellschafter. Ach ja, und Ex-Eispirat sowie Ur-Krefelder Adrian Grygiel wurde zum Teammanager erkoren. Was er da so genau macht, keine Ahnung. Festzustellen ist jedenfalls, dass in Krefeld ganz viele Menschen ganz viel zu sagen haben…
Ob und wie das auf die Mannschaft abfärbte, bleibt Spekulation. Die Fakten sind immer noch die Zahlen und deren Sprache kann jeder selbst interpretieren: Aus den letzten 14 Partien holten die Cracks vom Niederrhein nur 5 Siege, davon lediglich 2 nach 60 Minuten. In Summe 14 Punkte und 36:46 Tore. Begonnen hat das Drama mit dem 2:5 in Crimmitschau.
Im Tor hat die eigentliche Nummer 1, Sergei Belov (RUS, 24 Sp, 2.77 GT/Sp, 91.09%, 1 SO) zuletzt deutlich an Gunst verloren und seinen Platz an den 18jährigen Matthias Bittner (10 Sp, 2.84 GT/Sp, 91.00%, 0 SO) verloren.
Vor den Goalies agieren mit reichlich DEL-Erfahrung ausgestattet Philip Riefers (30 Sp, 7+8), Pascal Zerressen (34 Sp, 2+12), Dominik Tiffels (37 Sp, 0+5) und David Trinkberger (33 Sp, 1+4), die inzwischen aufgelaufene Anzahl an Gegentoren gibt deren Wirken aber eher Anlass zum Zweifel. Besser – mindestens in der +/- Wertung – schneiden da die jüngeren Spieler Maximilian Söll (33 Sp, 1+8), Tom Eric-Bappert (35 Sp, 2+7), Nikonor Dobryskin (20 Sp, 1+5) und Sandro Mayr (21 Sp, 0+3) ab.
Die Offensive war besonders während der ersten Saisonhälfte geprägt von der gefürchteten Reihe um den ehemaligen National-, DEL- und NHL-Spieler Marcel Müller (35 Sp, 15+25) sowie Goalgetter Zach Magwood (CAN, 37 Sp, 18+19) und Vorbereiter Kael Mouillierat (CAN, 35 Sp, 7+21). Das Trio kam immer dann, wenn es eng wurde, und hat dann die Spiele wie selbstverständlich zugunsten der Pinguine entschieden. Dieser Nimbus ist allerdings in der Zwischenzeit weitgehend verloren gegangen, so dass man sich links des Rheins glücklich schätzen kann, dass mit Leon Niederberger (36 Sp, 13+17), Alexander Weiß (35 Sp, 6+18) und Mike Fischer (36 Sp, 9+11) andere Leistungsträger in Fahrt gekommen sind. Auch die Entwicklung von Youngster Dennis Miller (33 Sp, 12+4) ist sehr positiv einzuschätzen. Ansonsten sorgen Davis Koch (34 Sp, 3+11), „Opa“ Eduard Lewandowski (37 Sp, 4+9), Nikita Krymskiy (29 Sp, 6+3), Justin van der Ven (34 Sp, 2+2) und Nikita Shatsky (RUS, 30 Sp, 2+2) für eine insgesamt in der Breite und Tiefe stark einzustufende Offensive.
Es läuft nicht bei den Pinguinen, daraus braucht man keinen Hehl machen. Und damit steigt bei den Pinguinen sicherlich auch die Unruhe und sinkt zugleich das Selbstvertrauen des Teams. Diese gewisse Orientierungslosigkeit gilt es für die Eispiraten auszunutzen, ohne dabei die Situation der Pinguine und deren potentielles Leistungsvermögen zu unterschätzen. Damit es nicht die Crimmitschauer sind, die das Platzen des Krefelder Knotens leidlich zu spüren bekommen, bedarf es auf Seiten der Westsachsen eines konzentrierten Auswärtsspiels. Rot-Weiß wird sich dabei mit ähnlichen Spielanlagen wie gegen Kassel konfrontiert sehen, nämlich schnelles, sicheres und sauberes Passspiel mit gefährlichen und kompromisslosen Abschlüssen – wenn man die Pinguine lässt. Lässt man sie nicht und zeigt vorne die nötige Kaltschnäuzigkeit bei den sicherlich nicht im Überfluss vorhandenen Torchancen, dann ist auch in der Krefelder Arena was drin für die Bazany-Schützlinge.