Am Vorweihnachtsabend stieg heute das Duell der Enttäuschten der DEL2. Die Eispiraten als direkter Playoff-Teilnehmer der Vorsaison dümpeln derzeit in den Niederungen der Tabelle herum und müssen ein paar Scheite Feuerholz auflegen, wenn sie die Playdowns in diesem Jahr vermeiden wollen. Der Gegner aus Landshut ist nach seiner großen Einkaufstour im Sommer sicher auch nicht von Platz 9 als Idealplatzierung ausgegangen und blieb bisher so einiges schuldig. Der Trend bei beiden Teams geht dabei im Laufe der Saison nach unten.
Ausgeglichenes Startdrittel mit einer Menge Crimmitschauer Überzahl
Viel Abgetaste gab es nicht zu sehen zu Beginn des Matches. Die Hausherren, bei denen mit Gron, Olleff und Feser erneut Ausfälle zu beklagen waren, kamen mit viel Speed und Zug zum Tor aus der Kabine und versuchten, sofort eine Ansage zu machen. Begünstigt wurde das auch durch eine ganz frühe Strafe gegen die Gäste, letztlich eine von vieren im Startdrittel. Leider wurde das jeweils folgende Powerplay von mal zu mal schlechter, so dass dabei rein gar nichts heraussprang. Gegen Mitte der ersten zwanzig Minuten kam Landshut dann besser ins Spiel, und weil irgendwie kein Spiel gegen die Niederbayern ohne Pfleger-Treffer abzulaufen scheint, ließen gleich drei Eispiraten in der neunten Minute einen Querpass durchrutschen, der Landshuter Goldhelm sagte danke: 0 zu 1. Schön, dass auf Eispiratenseite derzeit Timo Gams im Aufwind ist, denn der fasste sich in der 15. Minute ein Herz, nutzte einen Gäste-Verteidiger als Screen und überwand Luka Gracnar, der von den Dreihelmenstädtern vor Wochenfrist nachverpflichtet wurde. Das 1:1 als Pausenstand war schon in Ordnung so, zufrieden konnten die Hausherren aber nicht damit sein nach den vielen ungenutzten Powerplays.
Es muss nicht immer schön sein
Immer besser kamen die Gastgeber im Mittelabschnitt ins Spiel, Landshut konnte sich bei Gracnar bedanken, dass erst in der 33. Minute die verdiente Führung für Crimmitschau fiel. Henri Kanninen nutzte eine der vielen Druckphasen und drückte einen Abpraller nach guter Lemay-Aktion über die Linie. Ein sogenanntes dirty goal, aber das sind ja oft die siegbringenden, und wer sagt, dass es immer schön sein muss?
Bis dahin hatten sich die Rot-Weißen ein deutliches Chancenübergewicht erspielt: Lemay traf die Latte nach einem Break, Walters fand in Gracnar seinen Meister, Kanninen hechtete den Puck ohne Rücksicht auf Verluste fast ins Netz. Immer fehlten irgendwie ein paar Millimeter. Aber mit dem Kampfgeist, den die Westsachsen heute an den Tag legten, klappt es halt dann doch irgendwann. Das 2:1 nach vierzig Minuten war jedenfalls hochverdient, eher schon zu niedrig.
Angefressene Landshuter rüpeln sich zur Niederlage
Wie die Gäste dann das Blatt im Schlussabschnitt umkehren wollten, gehört in die Kategorie: wollen wir nicht sehen. Blindside-Hits, Schlittschuhtritte, Schlägersensen – kriegt Euch mal wieder ein, wollte man ihnen am liebsten zurufen. Das Schöne war, dass die Eispiraten die passenden Antworten sportlich präsentierten. Erst war es Timo Gams, der, kurz nachdem er ziemlich rüde von Eberhardt umgebürstet wurde, seine Wut über den nichtgegebenen Pfiff in einen schönen Run an der rechten Bande investierte, auf den mitgelaufenen Filip Reisnecker passte, der sicher das 3:1 erzielte. Dann ließ sich Kharboutli zu einem Schlittschuhtritt gegen Henri Kanninen hinreißen. Die fällige Matchstrafe ereilte ihn nach Ansicht der Videoaufzeichnung umgehend. Und die sportliche Strafe hatte Taylor Doherty parat: in der fünfminütigen Überzahl bugsierte der Hüne die Scheibe von der blauen Linie an Gracnar vorbei ins Netz, Kanninen hatte gut die Sicht genommen. Die übelste Szene sollte leider noch kommen, auch wenn dabei dem Gästespieler sicher keine Absicht unterstellt werden kann. Nach einem Zusammenprall mit Patrick Pohl schwang die Kelle des im Fallen befindlichen Landshuters wie eine Sense durch die Luft und erwischte den Crimmitschauer Kapitän im Nackenbereich. Pohl musste, sichtlich benommen, das Eis verlassen. Hoffen wir, dass da nichts Schlimmeres passiert ist. Dass es keine Strafe für den Verursacher gab, hinterlässt trotzdem einen Nachgeschmack. Was wurde eigentlich aus der Regel, dass jeder Spieler für seinen Stick verantwortlich ist?
Die Hausherren ließen sich aber auch von diesem Schock nicht mehr beirren und fuhren den 4:1-Sieg vor über 2000 feiernden Zuschauern souverän nach Hause.