Die Heimschlappe gegen Heilbronn ist nun schon acht Tage her, doch die seltsam anmutenden Erinnerungen sind immer noch präsent. Ein finster dreinblickender Trainer, der in der Pressekonferenz zum x-ten Mal öffentlich klagt, dass sich die Mannschaft nicht an den Gameplan hält und sich obendrein fast um Kopf und Kragen redet. Und dazu etliche Spieler, die gerade mal so hoch springen, wie sie müssen – und vielleicht sogar auch ein Stück darunter. Vor dem Hintergrund, dass ein paar Tage zuvor noch Klaus Schietzold nach einem Vierteljahrhundert als Mannschaftsleiter Hals über Kopf seine Sachen packt, hat sich da in Crimmitschau zuletzt eine arg diffuse Mischung zusammengebraut, aus der sich unweigerlich die Frage ergibt, ob das noch alles so richtig passt, wie es soll – zumindest wie es zum Erreichen der Saisonziele nötig ist.



Spieler und Trainer stehen bei den Fans also aktuell ganz besonders unter Beobachtung. Und schaut man auf die Tabelle, ist eigentlich nur eins angesagt: LIEFERN! Bis zum Jahreswechsel in 6 1/2 Wochen stehen nun 15 Spiele an. Der Zwischenspurt mitten in die zweite Saisonhälfte hinein wird dabei die Spreu schon vom Weizen trennen. Wollen die Eispiraten im Weizensack landen, gilt es mehr den Punkteschnitt deutlich zu steigern.

Losgehen soll es damit am besten schon gegen die Kassel Huskies. Das Team von DEL2-Meistercoach Bo Subr ist allerdings die denkbar härteste Nuss, schließlich sind die Nordhessen der designierte Tabellenführer mit 2 Punkten Rückstand und einem Spiel weniger auf den derzeitigen Primus Kaufbeuren.

Subr hat das namhaft verstärkte Team von Beginn an in der Spur gehalten und die Schlittenhunde schicken sich berechtigterweise abermals an, den Meistertitel wieder einmal an die Fulda zu holen und obendrein den Sprung zurück in die DEL zu schaffen. Der ewige Rivale aus Frankfurt – Subrs letztem Club – hat es schon vorgemacht.

Dass man in Kassel nichts dem Zufall überlassen will, zeigt schon der Blick auf die Goalie-Position, wo neben dem bekannten Gerald Kuhn (9 Sp, 1.56 GT/Sp, 93.52%, 1 SO) eigentlich eine klare Nummer 1 zur Verfügung steht, auf die Verletzung von Philipp Maurer aber prompt mit einer weiteren Nummer 1 reagiert wurde, nämlich dem US-Boy Jake Kielly (8 Sp, 2.42 GT/Sp, 91.45%, 1 SO).

Wegen der Nachverpflichtung des ausländischen Torwarts muss nun auf dem Feld immer wieder mal ein Kontingentspieler aussetzen. Dass hiervon ein Steven Seigo (CAN, 11 Sp, 1+3), Defender mit der Erfahrung aus den ersten Ligen in Schweden, Russland, Finnland, Slowakei und Deutschland, am häufigsten betroffen war, sagt schon ziemlich viel über die enorme Qualität in den Reihen des ECK. Apropos: Seigos Abwehrkollege Maximilian Faber macht auch in Kassel, was er schon Jahre zuvor in Frankfurt machte: Scoren. Mit 3 Toren und 15 Vorlagen aus 17 Einsätzen ist Faber DER Antriebsmotor in der Abwehr und zugleich gegenwärtig auch der Topscorer im Team. Mit Denis Shevyrin (16 Sp, 4+5) und Joel Keussen (12 Sp, 1+7) stehen noch zwei weitere namhafte und spielstarke Defender im Team. Stephan Tramm (14 Sp, 0+4) und Marco Müller (15 Sp, 0+2) leisten wie auch die jungen Tom Geischeimer (16 Sp, 0+1) und Fabian Ribnitzky (8 Sp, 0+1) ihren großen Anteil an der Defensive mit den zweitwenigsten Gegentoren der Liga.

Hinten ist dicht und vorne knallt es nur so. Mit 60 Toren bzw. 3.53 Treffern pro Spiel bilden die Huskies derzeit neben Ravensburg den gefährlichsten Angriff der Liga. Gewichtige Rollen spielen dabei die drei kanadischen Kontingentstürmer Joel Lowry (17 Sp, 8+9), James Arniel (16 Sp, 4+8) und Timothy McGauley (12 Sp, 3+7). Knipser Tristan Keck (13 Sp, 9+4) hat diese Staatsbürgerschaft inzwischen abgegeben und sorgt mit seinem deutschen Pass für Furore. Ganz besonders aufmerksam hat bislang Alec Ahlroth (15 Sp, 8+7) auf sich gemacht, denn nachdem der 21jährige letzte Saison Shootingstar in der Oberliga war, ist er nun auf dem besten Wege auch in der DEL2 zum Rookie of the year zu werden. Sowohl in der Breite als auch in der Tiefe der Offensive legen sich Jake Weidner (16 Sp, 5+8), Darren Mieszkowski (15 Sp, 5+1), Lois Spitzner (16 Sp, 2+3), Thomas Reichel (11 Sp, 1+4), Pierre Rosa Preto (17 Sp, 1+4), Hans Detsch (16 Sp, 0+3), Lars Reuß (8 Sp, 1+1), Oleg Leon Tschwanow (15 Sp, 0+1) und nach langer Verletzung nun auch wieder Tomas Sykora (4 Sp, 1+0) ins Zeug. Ja, und ganz besonders zu erwähnen ist natürlich Vincent Schlenker (16 Sp, 3+6). Das ehemalige Eispiraten-Zugpferd ist nun Schlittenhund und hat sich seinen festen Platz im Rudel inzwischen erarbeitet.

Für die Crimmitschauer geht es nach der Länderspielpause umgehend wieder von 0 auf 100. Wobei, gegen Kassel vielleicht sogar auf 110, denn der Titelkandidat aus Hessen ist das bislang heißeste Eisen, das im Sahnpark eine Abkühlung bekommen soll.