Manche mögen sagen, dass zwei Punkte nach zwischenzeitlichen 3:0- und 4:2-Führungen einer zu wenig sei. Wer aber gesehen hat, wieviel Power der Tabellenführer ab dem zweiten Drittel aufs Eis brachte und mit wieviel Herzblut die Eispiraten bis zum Ende dagegenhielten, gehört sicher nicht dazu.

20 Minuten in Rot und Weiß

Es war wirklich ein Start nach Maß, den die Crimmitschauer erwischten. Schon nach knapp einer Minute wurden die Gäste zur ersten Strafe gezwungen, und auch, wenn das eigentliche Powerplay keinen Erfolg brachte: sofort, nachdem Schweiger wieder aufs Eis zurückgekehrt war, klingelte es zum erstenmal hinter Meier. Einen Rebound nach Reisneckerschuss hatte Dominic Walsh versenkt. Wenig später die nächste Kaufbeurer Strafe, und diesmal klappte es dann auch in numerischer Überzahl. Matt Lemay kurvte sich in eine günstige Schussposition und überwand die Joker-1b mit einem Schuss über die Schulter. Als zwei Minuten später dann auch noch Andre Schietzold beim 3:0 erstmals in dieser Partie seine Penaltyqualitäten unter Beweis stellen durfte – der Rekordspieler war von Patrick Pohl sehenswert auf die Reise geschickt worden, war Meiers Arbeitstag beendet, Stammgoalie Fießinger übernahm. Das Kaufbeurer Team verstand den Wink von Trainer Raita und erzielte nun zumindest ein ausgeglichenes Spiel im Sahnpark, ohne aber den guten Christian Schneider überwinden zu können. Die Eispiraten nahmen sich in ihrem Offensivdrang etwas zurück, und so ging es mit dem 3:0 in die Kabinen.

…und deshalb sind die Joker Tabellenführer

Es kam so, wie es eigentlich alle erwartet hatten: Kaufbeuren drückte im zweiten Durchgang gnadenlos aufs Crimmitschauer Tor, spielte wie ein Tabellenführer, und es war bei dieser Überlegenheit nicht die Frage, ob, sondern wann der oder die Anschlusstreffer fallen würden. Die Frage war recht schnell beantwortet: ganze 72 Sekunden dauerte es. Taylor Doherty versuchte, einen Querpass mit der Schlägerspitze abzufangen und lenkte dabei die Scheibe ins eigene Tor. Die Rot-Weißen zeigten sich beeindruckt, vom Esprit der ersten zwanzig Minuten war lange, lange gar nichts mehr zu sehen. Und so fiel dann auch das 3:2 gegen Mitte des Drittels unter Mithilfe der Hausherren, diesmal war es Scott Feser, der mit dem Finnen Laaksonen einen Gegner außerhalb seiner Gewichtsklasse zu verteidigen hatte, und wieder fand der Puck den Weg über einen Eispiratenschläger ins Gehäuse hinter Schneider. Es stand nichts Gutes zu befürchten für die Gastgeber, aber irgendwie schafften sie es, sich wieder zu berappeln, liefen selbst wieder gefährliche Angriffe und hielten Kaufbeuren nun besser in Schach und hätten sich dafür kurz vor Drittelende bei Kanninens Großchance fast noch belohnt. So aber ging es mit dem knappen 3:2 zur Pause.

Offene Visiere bis zum Schluss

Munter ging es auch im Schlussdurchgang weiter, und nachdem bisher jedes Team ein Drittel dominiert hatte, gestaltete es sich nun doch ziemlich ausgeglichen. Mathieu Lemay gelang es per Rückhandtreffer nach Rebound, Fießinger zum erstenmal an diesem Abend zu überwinden, doch die Joker hatten mit einem von Schweiger abgeschlossenen Konter die passende Antwort parat. Danach schenkten sich beide Teams weiterhin nichts, es ging hin und her, Großchancen auf beiden Seiten wurden aber nicht genutzt. Warum dann die Herren Becker und Steingroß der Meinung waren, einen Zweikampf von Ole Olleff an der Bande hinterm Tor ahnden zu müssen, der während des gesamten Abends in dieser Form schon 15mal durchgewunken worden war? Man weiß es nicht. Was man aber weiß: Kaufbeuren nutzte das Geschenk, Krauß staubte zum 4:4 ab. Nicht unverdient, beileibe nicht, aber in der Entstehung halt schon glücklich. Zumal wenn man sich vor Augen hält, dass im ersten Drittel Kaufbeurens Thomas für einen ziemlich üblen Bandencheck gegen Hänggi auch nur zwei Minuten erhalten hatte und Spurgeon in der folgenden Verlängerung für seinen klaren Hohen Stock in Kanninens Gesicht gar nix bekam.

Auch in der Verlängerung spielten beide Teams mit offenem Visier weiter, richtiges Coast-to-coast-Hockey lief da heute auf Sprade TV. Pfosten Kaufbeuren auf der einen Seite, Scalzo alleine vor Fießinger auf der anderen, und so weiter und so fort- fünf Minuten am Stück. Aber getroffen hat keiner, so daß es Andre Schietzold vorbehalten blieb, seine Penaltyqualitäten zum zweitenmal an diesem Abend nachweisen zu dürfen, denn außer dem Crimmitschauer Rekordspieler versenkte keiner seinen Strafschuss, und so blieb der Zusatzpunkt im Sahn.