Es mag Menschen in Krefeld geben, die Crimmitschau für einen Elbenstamm aus Tolkiens Feder halten oder vielleicht auch Mordords Nachbardorf dahinter vermuten – aber ein langjähriger Eishockeyclub aus der DEL2? Echt jetzt?! Tja, liebe Pinguine, wir werden alles daran setzen, dass ihr schon heute den Namen Crimmitschau nicht mehr aus eurem Kopf bekommt!

Für die Nachhilfe in Geografie sorgen wir dann Anfang Dezember, bevor die Nordrhein-Westfalen ihre erste Reise gen Westsachsen anreten. Zunächst gilt es für die Eispiraten aber, den Namen Crimmitschau am Rande des Ruhrpotts salonfähig zu machen und den Königpalast zu rocken. Beim DEL-Absteiger wird dies Coach Leif Strömberg aber schon gar nicht mehr miterleben, denn er wurde gestern kurzerhand vor die Tür gesetzt. Ein 5.Platz und im Schnitt 2 Punkte pro Spiel scheinen nicht gut genug zu sein für einen Club, der offenbar die DEL2 als Spielwiese und die direkte Rückkehr in die DEL als reine Formalität betrachtet. Interimsweise übernimmt nun der Geschäftsführer und Sportliche Leiter Sergey Saveljev die Geschicke und hievt sich mit seinen gerade einmal 26 Jahren in die Position des Multifunktionärs bei den Pinguinen. Viel Erfolg!

Aber genug der spöttischen Einlassungen, kommen wir zum Sportlichen. Die DEL2 freut sich, dass Auf- und Abstieg zwischen Ober- und Unterhaus jetzt endlich auch mal geklappt haben. Dass es die Pinguine erwischte, hat sich die letzten Jahre abgezeichnet, es soll westlich des Rheins aber nun auch ganz schnell wieder nach oben gehen. Dafür hat man ein schlagkräftiges Team zusammengestellt, dass diesem Ziel gewachsen sein sollte und über 4.000 DEL-Spiele auf den Schultern verteilt hat. Zum Vergleich: Bei Crimmitschau sind es 700.

Zwischen den Pfosten können sich die Krefelder glücklich schätzen, mit Sergei Belov (RUS, 6 Sp, 2.49 GT/Sp, 92.19%, 1 SO) einen achtarmigen Goalie einsetzen zu können. Mit seinen starken Relfexen ist der 29jährige einer der besten seiner Zunft in der DEL2. Backup ist der 22jährige Hendrik Hane (3 Sp, 1.62 GT/Sp, 94.62%, 1 SO) und kann jederzeit verlässlich eingesetzt werden.

Dass die Goalies ruhige Abende verbringen, ist Aufgabe der langjährigen und erfahrenen DEL-Verteidiger Pascal Zerressen (8 Sp, 0+4) und Dominik Tiffels (9 Sp, 0+3), die dabei von Sandro Mayr (9 Sp, 0+2), David Trinkberger (6 Sp, 0+1), Nikonor Dobryskin (4 Sp, 0+0), Tom-Eric Bappert (9 Sp, 0+1) und Maximilian Söll (9 Sp, 0+0) unterstützt werden. Das mit den ruhigen Abenden allerdings ist bislang eher ein Wunschdenken, denn die Pinguine lassen pro Spiel die viertmeisten gegnerischen Schüsse aller DEL2-Clubs zu.

Diese für einen Meisterkandidaten ausbaufähige Statistik lässt sich bisweilen unter den Teppich kehren, denn die Gelb-Schwarzen haben einen Angriff in petto, der sich sehen lassen kann und die Kohlen schon manches Mal aus dem Feuer geholt hat. Allen voran sind da die Zugpferde Marcel Müller (9 Sp, 6+8), Alexander Weiß (9 Sp, 1+6) und Leon Niederberger (9 Sp, 3+3) zu nennen, die sich als DEL-Cracks und Deutsche Nationalspieler einen Namen gemacht haben. Müller bildet obendrein mit den beiden Kanadiern Kael Moullierat (9 Sp, 2+9) und Zach Magwood (9 Sp, 6+3) eine absolute Topreihe. Nicht außer Acht zu lassen sind aber auch Nikita Krymskiy (9 Sp, 4+2), Davis Koch (9 Sp, 2+4), Philip Riefers (8 Sp, 3+2) und Mike Fischer (9 Sp, 2+0). Aus dem Rentenstand ist derweil auch Eduard Lewandowski (9 Sp, 0+1) wieder aufgetaucht, doch der mittlerweile 42jährige ist inzwischen auch nicht mehr als eine Vaterfigur in der 4. Reihe, in der sich etwa Justin va der Ven (9 Sp, 1+1), Nikita Shatsky (RUS, 9 Sp, 0+1) oder Dennis Miller (9 Sp, 0+1) tummeln.

Als Absteiger sind die Krefeld Pinguine qua Amt Favorit auf den Titel in der DEL2 und der Club vom Niederrhein lebt diesen Anspruch auch offen aus. Anders lässt sich das nervöse Umfeld, das schon von einem verpatzten Saisonstart spricht, nicht deuten. Dass aber auch eine Etage unterhalb der DEL gutes Eishockey gespielt wird, daran gewöhnt man sich aktuell bei den Pinguinen noch. Anders gesagt: Man fremdelt noch mit der Liga. Für die Crimmitschauer ist dies freilich eine gute Gelegenheit, sich im tiefen Westen Deutschlands gleich mal einen Namen zu machen. Damit das erfolgreich gelingt, braucht es in den Reihen der Eispiraten von vorne bis hinten und von der ersten bis zur letzten Minute eine einwandfreie Leistung. Krefeld wird Fehler oder Schwächephasen, wie sie trotz der Siege gegen Freiburg und Bayreuth noch immer bei den Eispiraten passieren, nicht unbestraft lassen. Anders herum dürften aber auch die Hausherren sicherlich etwas flattrig sein angesichts der aufkeimenden Unruhe im Club. Für die Eispiraten eine gute Gelegenheit zuzuschlagen?