Himmel – ist denn der Sommer schon wieder vorbei? Vor ein paar Tagen haben sich doch erst die Colorado Avalanche in der NHL den Stanley-Cup geholt und damit die Eishockey-Ligen dieser Welt für die Saison 2021/2022 offiziell beendet. Und jetzt? Langes Durchatmen war wohl nur für zwei Teams der DEL 2 angesagt, eher unfreiwillig sicherlich, denn in Landshut und Kaufbeuren hätte man sicherlich gern noch das ein oder andere PlayOff-Spiel gesehen. Wenngleich mit unseren Eispiraten aber auch kurzer Prozess gemacht wurde, nachdem man mit Ravensburg auf den wohl unangenehmsten Gegner der Hauptrunde mit schier vernageltem Tor traf und dies sollte sich auch in den PlayOffs zeigen – 4:0 in der Serie und in Crimmitschau war der Traum vom Aufeinandertreffen mit den Landeshauptstadt-Lieblingen in Runde 2 schnell ausgeträumt.
Interessant wird die nunmehr ins 10. Jahr gehende Jubiläumssaison auf jeden Fall, denn nach dem Abgang der Frankfurter Löwen in die DEL bekommt die DEL 2 ein ganz neues Team, welches die letzten Jahre bereits um den Abstieg aus dem Oberhaus bettelte und durch die Einführung der Abstiegsregelung nun endlich schauen darf, wie schön es doch in unserer Liga ist: Herzlich Willkommen, liebe Pinguine aus Krefeld. Und aus dem Unterhaus rückt ein alter Bekannter nach oben, die vergangenen Jahre auch stets bemüht, aufzusteigen, aber stets bemüht reichte eben nicht. Erst Ex-Eispirat Max Kaltenhauser als Trainer schaffte nun den Aufstieg und zur Vervollständigung der „Achse des Bösen“ fehlt jetzt nur noch der EV Weiden…: Ebenfalls herzlich willkommen, Eisbären Regensburg – wir freuen uns auf hoffentlich gute Schlachten, auch wenn die Schneeballschlacht an der Nibelungenbrücke wohl unerreicht bleiben wird…
In unserem ersten Teil des alljährlichen Pre-Season Checks schauen wir zunächst kurz auf unsere Eispiraten, um den Blick dann tief gen Osten und tief gen tschechische Grenze zu richten.
Crimmitschau: Weggang der Publikumslieblinge schmerzt
Marian Bazany geht in seine zweite Saison als Headcoach in Westsachsen, sein bisheriger Cotrainer Alexander Sulzer hingegen verließ den Sahnpark in Richtung Nordseeküste, wo er sich als Co-Ttrainer den Fishtown Pinguins anschließt. Der neue Co ist aber ein alter Bekannter und zugleich ehemaliger Publikumsliebling in Crimmitschau: Esbjörn Hofverberg wird in der kommenden Spielzeit an der Bande assistieren. Dennoch haben die Eispiraten durchaus schmerzliche Abgänge zu vemelden, nachdem bereits früh Vincent Schlenker (Kassel Huskies) als einer der ersten Abgänge feststand, folgten Scott Timmins und Ty Wishart (Melbourne / Australien), PlayOff-Einzugs-Garant Luka Gracnar, Marius Demmler (Halle), Luca Gläser (Weiden) und auch Gute-Laune-Publikumsliebling Kelly Summers (Nottingham / UK) wird leider nicht mehr im schönsten Trikot der Liga auflaufen. Neuer Abwehrchef dürfte Taylor Doherty werden, der über 2 Meter große Hüne wird sicher nicht nur aufgrund der Größe unübersehbar sein, mit 257 AHL-Spielen Erfahrung ist Crimmitschau die erste Station in Deutschland und wird vor Neuzugang Ilya Sharipov (Nürnberg Ice Tigers) im Tor die Defensivzone hoffentlich aufräumen zu wissen. Im Sturm wird in der neuen Saison auch finnisch gesprochen, Henri Kanninen und Jasper Lindsten kommen aus der ersten finnischen Liga nach Westsachsen. Vierte Kontigentstelle besetzt Mathieu Lemay, der in seine dritte Saison bei den Eispiraten geht. Ohnehin konnten 15 Spieler aus dem letztjährigen Team gehalten werden, so dass das Grundgerüst bereits zum Ende der abgelaufenen Saison stand. Ein neues Gesicht wird das Team dennoch mitbringen – offensiver, schneller, technisch versierter.
Dresden: Anmeldung für DEL nicht vergessen!
Nach schier endloser Zeit mit namhaften Kaderlisten, aber ohne Erfolg schaut man im Elbtal endlich auf eine recht starke Hauptrunde zurück, bis zum letzten Spieltag kämpfte das Team von Andreas Brockmann um die Hauptrundenmeisterschaft, musste aber dann den Frankfurter Löwen am Ende gratulieren. Und in den PlayOffs kehrte einmal mehr Lady Tristesse ein, denn über die Pre-PlayOffs eingezogenen Heilbronner Falken zogen den Eislöwen in Runde 1 das Fell über die Ohren, so dass man das Verwöhnprogram für die Fans dann doch nicht so hochklassig halten konnte. Und einmal mehr wird man in der kommenden Saison versuchen, wieder oben mitzumischen. So bleibt das starke Torhütergespann um Janik Schwendener und Nick-Jordan Vieregge zu zwei Dritteln bestehen, lediglich Kristian Hufsky verabschiedete sich 100 Kilometer nordöstlich in Richtung Weisswasser. Ebenso bleiben Leistungsträger wie Simon Karlsson, Tom Knobloch und Jordan Knackstedt im Tal der… Elbe.
Nach Karriereende wartet auf Steven Rupprich mit seinen 361 Pflichtspielen als Rekordspieler der Dresdner Eislöwen eine neue Aufgabe als Teammanager. Für ihn gilt es, die Neuzugänge ins Team zu integrieren, unter anderem Niklas Postel nach drei Jahren DEL als Rückkehrer aus Düsseldorf, Martin Hlozek aus Ravensburg und Fabian Belendir aus Landshut. Die Kaderplanung ist aber noch lange nicht abgeschlossen.
Weißwasser: 90 Jahre erfolgreicher Eishockeysport in der Provinz
Auch in der Lausitz blickt man auf eine durchwachsene, aber am Ende erfolgreiche Saison zurück und kann den Profisport auch in der Jubiläumssaison, wo viele Highlights erlebt werden sollen, planen. Vor 90 Jahren gründete sich in der Stadt der erste Eishockeyverein, 25 DDR-Meister Titel aus den Jahren 1951 bis 1989 folgten und erfolgreicher Sport in einer Kleinstadt an der polnischen Grenze sollen, ja müssen gewürdigt werden.
Als Vorletzter in die PlayDowns gestartet konnten die Ostsachsen in der ersten Runde die Löwen aus Bad Tölz in die entscheidende Runde um den Klassenerhalt schicken und diesen selbst nach einem 4:1 in der Serie feiern. Unmittelbar nach dem Klassenerhalt wurde mit Roope Mäkitalo die erste Vertragsverlängerung bekanntgegeben, es folgten Trainer Petteri Väkiparta, André Mücke (Co-Trainer), Sakari Lindfors (Torwart-Trainer), Hunter Garlent und Tim Detig. Schmerzen wird die Füchse der Abgang von Leon Hungerecker, der sich mit seinen Paraden den Weg in die DEL erkämpft hat, ihn soll der aus Dresden gekommene Deutsch-Kanadier Kristian Hufsky ersetzen. Nicht weniger schmerzen wird auch der Weggang des torgefährlichen Publikumslieblings Peter Quenneville, der verlässt die Lausitzer Füchse mit einem Zweijahresvertrag in Richtung Norwegen. Ein weiterer Neuzugang war ein alter Bekannter im Fuchsbau, Dominik Bohac, der 2017 für die Füchse spielte, danach in Schwennigen, Landshut und Bad Tölz aktiv war, soll die Abwehr verstärken. Mit Teemu Henritius haben die Oberlausitzer auch einen weiteren Finnen als Stürmer verpflichtet, der mit der Empfehlung von 379 Spielen in der finnischen Top-Liga nach Weisswasser kommt. Aktuellster, aber sicher noch nicht letzter Transfer ist Sebastian Zauner, der vom Villacher SV in Österreich kommt und die vorherigen Jahre auf über 300 Spiele für die Eislöwen aus Dresden zurück blicken kann.
Selb: Hohenberger setzt sich ein Denkmal
Das erste Jahr in der DEL 2, abgeschlagener Tabellenletzter nach der Hauptrunde – auf die Mannschaft von Herbert Hohenberger zu setzen wagten wohl nur ein paar kühne Wetthelden. Doch in den Playdowns mischte sich ein „Jetzt erst recht“ in den Teamspirit noch dazu und im Derby gegen Serie die Bayreuth Tigers setzten sich die Wölfe mit 4:2 nach Siegen durch und konnten damit für ein weiteres Jahr in Liga 2 planen. Der Erfolgscoach bekam aber trotz Erfolg keine Verlängerung seines Vertrages vorgelegt, weil nach Angaben der Vereinsführung eine Neuausrichtung in vielen Bereichen geplant ist, unter anderem wurde der Profisport in einer Spielbetriebsgesellschaft ausgeliedert und ein in den Fankreisen umstrittenes neues Vereinslogo präsentiert. Der 51-jährige Sergej Waßmiller als absoluter Wunschkandidat beerbt Hohenberger auf der Headcoach-Position und wurde mit einem 3-Jahres-Vertrag ausgestattet. Waßmiller scheiterte knapp mit den Memminger Indians am Aufstieg, kennt aber die Liga durch sein vorheriges Engagement in Bayreuth. Auch Robert Hechtl, Kapitän Florian Ondruschka, Nick Walters und Oldie Lukas Slavetinsky werden nicht mehr für die Wölfe auflaufen ebenso wie Eigengewächs Ben Böhringer, der mit 26 Jahren seine Karriere beendet und ein Leben außerhalb des Eishockeys verwirklichen will.
Der zu Saisonmitte in die DEL 2 zurückgekehrte Michael Bitzer avancierte in den PlayDowns zum Erfolgsgaranten und sicherte sich somit zusammen mit Backup Michel Weidekamp auch zur neuen Saison den Platz zwischen den Pfosten. Auch Nick Miglio, Feodor Boiarchinov, Richard Gelke und Lukas Vantuch – in der Tat hat er jetzt dann doch mal seinen deutschen Pass in der Tasche – bleiben in der Porzellanstadt. Aufhorchen lassen die Oberfranken mit dem Transfer von Mark McNeill, der mit Erfahrung aus 411 AHL-Spielen sowie mehreren Saisons bei europäischen Erstligisten glänzt. Und nicht weniger Aufhorchen lässt der 26fache slowakische Nationalspielers Peter Trska, der viel höherklassige sowie internationale Erfahrung mit in den Wolfsbau bringt und in der Wölfe-Defensive eine Führungsrolle einnehmen soll. Aus der auch in der kommenden Saison bestehenden Kooperation mit DEL-Partner SC Steelers Bietigheim-Bissingen sollen noch 6 Spieler mit einer Förderlizenz ausgestattet werden.