Die Spiele werden weniger und deshalb die einzelnen Partien und deren Bedeutung für das Punktekonto umso prominenter. Erst recht, wenn der Vierte den Sechsten empfängt und für beide Teams zwischen Playoff-Heimrecht und Saure-Gurken-Runde Pre-Playoffs noch alles möglich ist!

Die Nauheimer freilich möchten wie auch die Eispiraten in den Genuss kommen, mit einem Heimspiel in die Playoffs zu starten und ggf. im entscheidenden Spiel auch die eigenen Fans im Rücken zu haben. Das altehrwürdige Colonel-Knight-Stadion erwacht ohnehin in wichtigen Spielen so richtig zum Leben und kann dem Gegner schon ordentlich einheizen. Und wenn man die Eispiraten-Brille abnimmt, dann muss man zugeben, dass sich der ECBN den Hauptrundenabschluss unter den Top 4 auch redlich verdient hätte, denn die Cracks aus der Wetterau gehören zu den konstantesten Mannschaften der Saison. Bis auf eine Ausnahme (2.Spieltag) stand die Mannschaft stets unter den Top 5 der Liga und seit dem 12.Spieltag ist man gar unter den besten Vier vertreten. Zum Ende hin da noch rauszufallen, würde wohl für längere Gesichter sorgen.

Dass das nun doch wieder im Bereich des Möglichen scheint bzw. die Nauheimer in den Sog der Verfolger geraten sind, liegt an einer kleinen Schwächephase der Hessen, die nur 13 Punkte aus den letzten 12 Spielen mit sich brachte. So sind Kassel und Crimmitschau dem Team von Harald Lange wieder auf die Pelle gerückt und auch Heilbronn ist plötzlich aufgetaucht.

Im nun entscheidenden Kampf um das Heimrecht wird es neben der Treffsicherheit der Stürmer natürlich weiterhin ganz stark auf Goalie Felix Bick (39 Sp, 2.54 GT/Sp, 91.60%, 0 SO) und seinen Backup Philipp Maurer (10 Sp, 2.38 GT/Sp, 91.93%, 0 SO) ankommen, wobei man sich keine Sorgen machen muss, dass hier größere Komplikationen zu erwarten sind.

Vor den Goalies machen Kevin Schmidt (45 Sp, 7+25), Tomas Schmidt (35 Sp, 3+14), Huba Sekesi (44 Sp, 4+11), Eric Stephan (40 Sp, 0+12), Philipp Wachter (18 Sp, 0+4) und Patrick Seifert (26 Sp, 2+5) einen hervorragenden Job, der die Nauheimer in den Kreis der besten Defensivabteilungen der Liga befördert. Dass man Routinier Daniel Ketter (13 Sp, 0+1) reaktivierte, ist für die Abwehr, die von den jungen Spielern Mark Shevyrin und Leo Hafenrichter ergänzt wird, ein zusätzlicher Stabilitätsfaktor.

Im Angriff der Wetterauer legten die Kanadier Taylor Vause (40 Sp, 15+31) und Tristan Keck (44 Sp, 29+13) im ersten Saiosnviertel los wie die Feuerwehr. Der eine traf aus allen Lagen, der andere spielte eine Torvorlage nach der anderen. Man sah die beiden Nordamerikaner schon auf magische Punktewerte von 80 aufwärts zusteuern, doch inzwischen ist das Offensivduo ein wenig abgekühlt, wenngleich es natürlich immer noch heiß genug ist, um ein Spiel im Alleingang zu entscheiden. Gelingt das mal nicht so gut, stehen dann mit Jerry Pollastrone (USA, 48 Sp, 15+19) und Jordan Hickmott (CAN, 49 Sp, 12+17) noch zwei weitere Kontingentstürmer Gewehr bei Fuß. Im breit aufgestellten Bad Nauheimer Sturm spielen darüber hinaus Mick Köhler (47 Sp, 9+22), Christoph Körner (39 Sp, 8+18), Stefan Reiter (49 Sp, 13+11) und Tobias Wörle (45 Sp, 9+11) überaus wichtige Rollen. Pechvogel der Saison ist indes Andreas Pauli, der sich früh in der Saison verletzte und im Premierenspiel nach langem Ausfall gleich wieder ausschied. Für den Publikumsliebling wurde Andrej Bires (10 Sp, 2+2) von den Kölner Haien als Ersatz losgeeist. Der Deutsch-Slowake hat in der DEL2 in den vergangenen Jahren schon seine Qualitäten bewiesen, ehe er als Endzwanziger nochmal sein Glück in der DEL suchte. Apropos Kölner Haie: Durch die gute Kooperation mit dem DEL-Standort kann sich Bad Nauheim stets über mit Talenten gut gefüllte Angriffsreihen freuen.

So werden die Kurstädter mit volle Kapelle und den Fans im Rücken die Westsachsen begrüßen und einheizen wollen. Da Bad Nauheim für Crimmitschau in der Vergangenheit noch nie ein so richtig liebsames Reiseziel war und sich die Pleißestädter hier regelmäßig schwertaten, dürfte die Favoritenrolle einen klitzkleinen Ausschlag in Richtung des ECBN geben. Dennoch sind die Eispiraten trotz Corona-Pause gut genug drauf bzw. stark gegen Dresden zurückgekommen, um auch in der Wetterau zu bestehen, wo zwei kompakte und über alle Reihen ausgeglichene Teams aufeinandertreffen. Unter solchen Voraussetzungen werden die berühmten Kleinigkeiten eine ganz tragende Rolle spielen.