Mit dem höchsten Saisonsieg im Rücken treten die Eispiraten ihre kurze Auswärtsreise nach Bayreuth an, wo ein gebeutelter Gegner in die Spur zurückfinden will.
Auch die Bayreuth Tigers feierten am vergangenen Freitag ihren höchsten Saisonsieg, allerdings dürfte das 7:0 gegen die Selber Resterampe aus 11 Feldspielern anders einzuordnen sein als das 6:1 Crimmitschaus gegen die agilen und mit DEL-Förderlizenzspielern verstärkte Heilbronner Mannschaft. Ohnehin wird der Auswärtssieg im oberfränkischen Prestigederby die Euphorie in der Wagnerstadt eher gedämpft ausfallen lassen, denn zuvor stand nur 1 Sieg aus 15 Spielen bzw. 9 Pleiten in Folge (0 Punkte) zu Buche. Diese Serie hatte zwei negative Höhepunkte zu verzeichnen, nämlich die Entlassung des geschätzten Petri Kujalas vor etwas mehr als 1 Woche sowie eine 3:11-Klatsche in Kaufbeuren, die schon der neue Coach Robin Farkas ertragen musste.
Mit der Pleitewelle sind die Tigers bis auf den vorletzten Platz abgerutscht und die einstigen Ambitonen auf den direkten Klassenerhalt können allmählich begraben werden. So richtig zu erklären ist das alles nicht, denn zwischendurch boten die Bayreuther auch mit einem Minikader teilweise berauschendes Hockey, das mit einstelligen Tabellenplätzen belohnt wurde.
Der Einbruch zieht sich allerdings durch alle Mannschaftsteile. Timo Herden etwa schien phasenweise unüberwindbar, sammelte 4 Shutouts, hat sich aber nunmehr nach 31 Einsätzen bei 3.36 Gegentoren pro Spiel und einer Fangquote von 89.41% eingependelt. Vertreter Lukas Steinhauer (5 Sp, 5.47 GT/Sp, 84.71%, 0 SO) kann da auch nicht das Wasser reichen.
Im Abwehrbereich sticht zunächst der US-Amerikaner Kurt Davis (29 Sp, 4+17) hervor, die ganze Misere offenbart sich aber bei dessen +/- Bilanz von -22! Dominik Meisinger (32 Sp, 3+9), Garret Pruden (29 Sp, 0+4), Lubor Pokovic (28 Sp, 1+2), der nachverpflichtete aber oftmals überzählige Matic Podlipnik (SLO, 13 Sp, 1+2), Moritz Schug (10 Sp, 0+1), Maximilian Menner (14 Sp, 1+0) und Niklas Gabriel (28 Sp, 0+0) bemühen sich redlich um defensive Organisation, über die ganze Saison hinweg gesehen war das aber bislang nur bedingt erfolgreich. Vielleicht könnte Routinier Daniel Stiefenhofer für ABhilfe sorgen, aber dessen Verletzung zwingt das Trainerteam zur Geduld.
Das Hoch und Tief der Tigers wird auch im Sturm offensichtlich, nämlich an Ville Järveläinen. Der finnische Wirbelwind hatte zwischenzeitlich eine 11 Spiele (!) andauernde Torserie, in der er satte 17 Treffer erzielte, aber das Torglück fand ausgerechnet am 17.12. in Crimmitschau sein Ende und den den darauffolgenden 14 Spielen Järveläinen nur noch 7 mal ein. Mit 27 Toren und 20 Vorlagen bei 35 Einsätzen steht er nun einsam an der internen Scorerwertung. Ihm folgen Cason Hohmann (USA, 31 Sp, 6+31) und Luke Pither (32 Sp, 9+18), deren Können jederzeit aufblitzen kann, die aber hier und da auch untertauchen. Bei Fréderik Cabana (31 Sp, 7+15) und dem Bayreuther Denkmal Ivan Kolzvary (24 Sp, 6+10) nagt nun langsam doch der Zahn der Zeit, so dass jüngere Spieler wie Dani Bindels (32 Sp, 10+9), Jan-Lucca Schumacher (31 Sp, 1+11), Marvin Ratmann (28 Sp, 6+5) und Tobias Meier (35 Sp, 4+7) vermehrt in die Fußstapfen treten, dies aber absolut zufriedenstellend. Mit Christian Kretschmann (25 Sp, 8+11) und Dominik Meisinger (32 Sp, 3+9) stehen außerdem noch zwei erfahrene Spieler im Angriff zur Verfügung. Lukas Ribarik, Tim Zimmernann und Kevin Kunz ergänzen die Angriffsbemühungen nach Kräften.
Die Eispiraten bekommen es mit einem unberechenbaren Gegner zu tun, denn Bayreuth hat in der laufenden Saison bislang zwei Gesichter gezeigt. Zwischen Weltklasse und Kreisklasse scheint bei den Oberfranken alles möglich, zuletzt war es allerdings Kreisklasse. Und da sollte auch der Kantersieg gegen die vor dem sportlichen Offenbarungseid stehenden Selber nicht überbewertet werden. Dennoch werden sich die Crimmitschauer eine konzentrierte Leistung mit hoher Laufbereitschaft und Zweikampfwille abverlangen müssen, wenn sie aus Bayreuth Zählbares mitnehmen wollen. Den Gegner nicht zu unterschätzen ist das Gebot der Stunde.