Erstens: Man muss sie nicht mögen (bis auf Bad Nauheim vielleicht). Zweitens: Es sind die vier Teams, gegen die die Eispiraten in der bisherigen Saison einfach kein Kraut finden und eine fast schon verheerende Bilanz vorweisen.
11 Spiele – 7 von 33 Punkten – kein Sieg nach 60 Minuten – 19:40 Tore. So schaut es also für die Eispiraten gegen die derzeitigen Top-4 der Liga aus. Ernüchternd. Und nicht nur die nackten Zahlen, sondern auch die Abläufe auf dem Eis haben bislang deutlich gemacht, dass Crimmitschau von der Spitzengruppe trotz des 5.Tabellenplatzes noch sehr sehr weit entfernt ist. Die Art und Weise, wie „die da oben“ Eishockey spielen, taugt den Eispiraten gar nicht und im Umkehrschluss kommen die Top-Teams mit der Spielweise der Crimmitschauer offenbar ganz gut zurecht. „Offense wins games“ bewahrheitete sich in den Duellen bisher auf ganzer Linie.
Da macht das anstehende Auswärtsspiel in Dresden nicht sonderlich viel Mut, denn das Team aus dem Tal pflügt aktuell wie eine Dampfwalze durch die Liga, hat 16 (!) der letzten 17 Spiele gewonnen und steht damit auf Platz 1 der Tabelle. In diesen 17 Spielen wurden nebenher auch 5 Shutouts eingefahren. Dresden wird die Top-4 bis zum Ende der Hauptrunde nicht mehr verlassen, darauf kann man ohne Sorge wetten.
Zugute kommt dem Headcoach Andreas Brockmann, dass er wie auf seiner vorherigen Station Kaufbeuren auch in Dresden sein laufintensives 4-Reihen-System umsetzen kann, da der Kader quantitativ stark besetzt ist und bisher keine größeren Ausfälle hinnehmen musste. Mit 4 Reihen zu spielen, ist freilich nur die halbe Wahrheit. Die Kunst dabei ist es, dies auch in Erfolg umzuwandeln und dabei ist Brockmann ein Meister seines Fachs, denn die systemische Struktur des Eislöwenspiels ist schon beeindruckend. Das System steht an oberster Stelle und nicht der einzelne Spieler. Und so ergeben sich für Brockmann x-beliebige Aufstellungsmöglichkeiten, was die Dresdner von der 1. bis in die 4. Reihe hinein gefährlich macht.
Unterstützt wird die Erfolgswelle von Goalie Jannick Schwendener (32 Sp, 2.08 GT/Sp, 91.98%, 4 SO), der bislang keinerlei ernsthafte Schwachstellen zeigt und einen großen Anteil trägt, dass Dresdens Defensive als sattelfest zu bezeichnen ist.
Vor dem Torwart halten die schwedischen Defender Simon Karlsson (33 Sp, 11+16) und David Suvanto (36 Sp, 10+14) die Fäden fest in der Hand und sorgen zudem oftmals als verkappter 4. Stürmer für Gefahr. Oder knallen die Scheibe auch gerne mal aus dem Stand von der blauen Linie in die Maschen, was vor allem die Lieblingsdisziplin von Karlsson ist. Die jüngeren Defender Arne Uplegger (34 Sp, 4+11), Maximilian Kolb (36 Sp, 2+12), Nicklas Mannes (29 Sp, 1+12) und Lucas Flade (27 Sp, 0+3) machen in der Abwehr ebenfalls einen hervorragenden Job und werden dabei vom DEL-erfahrenen Mike Schmitz (36 Sp, 1+12) maßgeblich begleitet.
Im Sturm ist es – na wer wohl – Jordan Knackstedt (36 Sp, 18+34), dem der Goldhelm nun schon seit Jahren am Kopf festgewachsen ist und der mit seinen unmöglichen Pässen aus Nichts eine Torchance kreieren kann. Dass das Dresdner Angriffsspiel aber mit den Leistungen des Deutsch-Kanadiers steht und fällt, ist trotz Knackstedts Dominanz in der Scorertabelle eine Mär. Denn hinter Knackstedt versammeln sich fünf weitere Angreifer, die schon mehr als 20 Scorerpunkte sammeln konnten. Da wären zum einen die beiden Schweden Johan Porsberger (36 Sp, 19+16) und David Rundqvist (33 Sp, 9+17), die nach zögerlichem Saisonstart förmlich explodiert sind, und die deutschen Angreifer Tomas Andres (36 Sp, 11+20), Vladislav Filin (34 Sp, 6+17) sowie Timo Walther (36 Sp, 12+11). Bei Yannick Drews (34 Sp, 7+10), Tom Knobloch (34 Sp, 6+9) und Philipp Kuhnekath (36 Sp, 8+7) wird es bis zur 20er-Scorermarke auch nicht mehr lange dauern. Mit seiner langjährigen Erfahrung ist Arturs Kruminsch (21 Sp, 4+9) ein wichtiger Baustein in den hinteren Reihen, von dem junge Spieler wie Adam Kiedewicz (23 Sp, 2+8), Matej Mrazek (30 Sp, 3+4), Jussi Petersen (19 Sp, 2+1) und Jannis Kälble (10 Sp, 2+0) enorm profitieren und es garantiert schon in die Notizhefte einiger Scouts geschafft haben.
Nach dem 0:4 gegen Ravensburg und einer sehr deutlichen bzw. negativen Einschätzung von Coach Bazany werden wir gespannt sein dürfen, wie die Reaktion der Eispiraten im Derby ausfallen wird. Außenseiter sind die Crimmitschauer aber in jedem Fall, denn allein schon die eingangs genannte Bilanz gegen die Top-4 lässt die Hoffnung auf Punkte nicht gerade ins Unermessliche steigen. Gegen die besten Teams der Liga werden die offensiven Probleme der Eispiraten einfach zu deutlich bzw. wissen diese Gegner wohl gut genug, wie man die Crimmitschauer Angriffsbemühungen auf ein harmloses Maß herunterfahren kann. Und wenn den Rot-Weißen selbst kaum Tore gegen die Top-Teams gelingen, dann kommt ihnen leider auch nicht zugute, dass sei selbst zum Kreise der besten Defensiv-Mannschaften gehören.
Das beste Mittel, um trotzdem zu Punkten zu kommen, heißt nicht in Rückstand zu geraten. Denn Rückstände laufen dem westsächsischen Spielschema vollkommen entgegen. Cleverness, Bissigkeit und Zweikampfstärke sind also die Schlüssel, um in Elbflorenz so lange wie möglich hinten dicht zu halten und vielleicht sogar selbst vorzulegen. Dann könnte der Spielausgang genauso offen sein wie in den bisherigen beiden Duellen der sächsichen Kontrahenten.