Was haben wir uns gesehnt, endlich wieder Leute im Stadion zu sehen anstatt nur das Betongrau der Tribünen. Dann kommt der Tag, an dem die Stadiontore wieder öffnen und dennoch war keinem zum Feiern zumute. Was machen wir draus?
„Der König ist tot, lang lebe der König.“ Es bedarf einer Menge Zeit und Reflektionsvermögen, um zu verdauen, was beim Heimspiel der Eispiraten gegen Frankfurt geschehen ist. Reichlich Diskussionsstoff war allemal geliefert. Grund dafür war allerdings nicht das Spiel zwischen den Eispiraten und den Löwen, sondern die Entscheidung seitens der Kultras ein Zeichen zu setzen gegen die FFP2-Maskenpflicht. Ein Zeichen, das die Crimmitschauer Fangemeinde durchaus mitten ins Herz traf und das bei vielen Fans auf Unverständnis stieß. Eine Bewertung der Aktion steht mir nicht zu, aber da jede Krise auch eine Chance ist, gibt es mir hier gleichzeitig die Chance eine differenziertere Position einzunehmen. Grundsätzlich gilt: es ist immer lohnend ein persönliches Gespräch zu suchen. Im Austausch mit den Kultras war nämlich durchaus ersichtlich, dass nicht ein Boykott des Teams oder der Fangemeinde im Vordergrund stand, sondern ein Zeichen, dass Support in der bisherigen Form mit FFP2-Masken nicht möglich ist. Eindeutig positionierte man sich diesbezüglich, dass dies kein Signal gegen die Mannschaft sein sollte und auch intern diese Entscheidung heftig diskutiert wurde. Man darf davon sprechen, dass es ein unglückliches Zeichen war zu signalisieren „Wir wollen Vollgas geben, aber mit der FFP2-Maske ist es in der von uns gewohnten Form nicht möglich.“ Um eins vorwegzunehmen – es war KEIN politisches Zeichen. In dieser Form war es nicht angedacht. Idee gut, Umsetzung schlecht könnte man darunterschreiben.
Was bedeutet dies für die Crimmitschauer Fangemeinde? Zunächst einmal – dass das Herz noch schlägt, jedoch stottert, wenn kein koordinierter Support stattfindet. Viele Fans berichteten von Zeiten, in denen ein Gesang angestimmt wurde und dieser dann mitgetragen wurde vom ganzen Stadion und es bleibt festzustellen – dieses Potential ist immer noch da, es muss nur freigelegt werden. Der Support kann sich also immer noch wandeln und manchmal bedarf es eines Gongs, um wach zu rütteln. Ein Schluss, der nicht zustande kommen darf, ist, dass es ein Gegeneinander werden soll. Das Crimmitschauer Herz schlägt nur einheitlich und es muss eine Grundvoraussetzung sein sich Fehler zuzugestehen und voneinander lernen zu wollen und so kann man einerseits natürlich ein Stück weit enttäuscht sein, dass der Support in der Form wie er bisher bekannt war diesmal nicht stattfand. Auf der anderen Seite darf es bewusst machen, wie wertvoll der Support seitens der Kultras für das rot-weiße Herz ist. Eine Kraft, die man bewusst einsetzen muss und die zielgerichtet verwendet werden sollte. Auch die Kultras dürfen lernen, dürfen Fehler machen und die Crimmitschauer Fangemeinde wird am Ende noch enger zusammenstehen und zu schätzen wissen wie wertvoll jedes einzelne Rädchen im Support ist und es nur gemeinsam gehen kann. Im Grunde genommen wie die Freundin, der man fremd geht und danach erst merkt was man an ihr hat. 😀 Nicht das ich sowas machen würde, ich habe ja keine Freundin. 😛
Das Bild was die Fans antreiben sollte, ist die rote Fackel vor dem Stadion als Leuchtfeuer für den Support nach dem Freiburgspiel – DIESE Gemeinschaft wollen wir sein. DIESE Art von Support sind WIR. Laut, wild, ungezähmt und diese Art von Euphorie gilt es Spiel für Spiel, Drittel für Drittel und Sekunde für Sekunde erlebbar zu machen. Genau wie unsere Mannschaft nach Niederlagen aufsteht, muss die Crimmitschauer Fangemeinde sich zugestehen miteinander zu wachsen und voneinander zu lernen und ich bin mir sicher bereits im nächsten Heimspiel – fackeln wir die Bude stimmungsmäßig ab! Gemeinsam!
Nebenbei haben die Löwen Frankfurt noch 0:5 gewonnen und den Eispiraten eine kalte Dusche verpasst. Da war zu wenig Saft im Tank und Frankfurt spielte und spielte und das machten sie auch sehr schön und auch wenn ich das 4:0 bis heute nicht gesehen habe, haben sie am Ende verdient gewonnen. Dann hauen wir euch eben in den Playoffs raus liebe Löwen – aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.
Da war er wieder – der gehirnfurzende Goalieschwärmer aus der Wohlfühlzone des Alpenvorlandes. Der Prince Charming, der auch Polstermöbelverkäufer sein könnte – Kevin Gaudet stand, einmal mehr, mit weinerlichem Gesicht da. Jedesmal wenn Gaudet mit Händen in den Hosentaschen da steht, erinnert er mich an ein Grillhähnchen – oft im Kreis drehen und viel heiße Luft…
Die Eispiraten zeigten nach einer kurzen Orientierungsphase, dass ihnen an diesem Tag nicht noch einmal nach Katzenjammer zumute war. Von Beginn an druckvoll, zielstrebig und defensiv bombensicher agierte man mit einem in sich sehr stimmigen Spiel. Den Kätzchen wurde der Laserpointer an die Wand projiziert und immer wieder rannten sie blindlings mit dem Kopf voran dagegen. Die Wand der Crimmitschauer hieß dabei einmal mehr Luka Gracnar und mittlerweile gehen selbst mir die Superlative aus ob der Leistungen, die der Crimmitschauer Goalie tagein, tagaus aufs Eis zaubert.
Im ersten Drittel wollten die Tölzer das Überraschungsmoment nutzen und tauchten bereits nach zwei Minuten in Form von Dibelka frei vorm Tor auf doch dieser vergab. Wach gerüttelt durch diese Chance zeigten die Piraten, dass sie den Ton angeben wollen und erarbeiteten sich mehrfach Chancen, die jedoch ohne Torerfolg blieben. In Minute 7 musste Gracko all sein Können aufbieten und zog den bissigen Katzen im Spagat den Zahn so leicht an ihm vorbeizukommen. Tölz agierte offensiv gefällig, jedoch sollte ein Wechselfehler sie in der 9. Minute ins Hintertreffen bringen. Der Crimmitschauer Eishockeymidas André Schietzold vergoldete einmal mehr mit seinen feinen Händen einen traumhaften Pass, nachdem er freistehend zunächst eine Pirouette übte, dann mit feinem Deke Hertel aussteigen ließ und abermals veredelte, was bereits Eishockeykunst in Zuckerwatteform war. Kann denn dieser Junge überhaupt vorbei schießen? Tölz gab noch nicht auf und kombinierte sich fein in Form von Merl – Spiro – Götz vor das Tor. Da war man wohl noch etwas zu verträumt … Nur einer war einmal mehr hellwach – Graclo Malfoy. Expelliamus – nix ist! Kein Tor! Böse Mietz! Die Eispiraten konzentrierten sich wieder auf ihr Spiel und nach schöner Kombination von Wishart und Pohl hätte es bereits 2:0 für die Piraten stehen müssen, doch man vergab kläglich. Generell schien Tölz nicht so richtig Lust zu haben immer wieder nach hinten zu arbeiten und ja – er kann es doch – Schietz scheiterte frei vorm Tor. Hat er aber nur liegen lassen, damit unser Captain das 2:0 machen kann, denn nach Schuss von Pohl nutzte Schlenker den Abpraller umgeben von drei Tölzern, die sehr schöne Pylonen bildeten, und ließ die fette Katze Hertel auf den Hinterbeinen sitzen.
In Drittel zwei sollte vor allem eine Reihe weiter den Ton angeben – Schlenker – Pohl – Schietzold tauchten ein ums andere Mal gefährlich vorm Tor auf und gaben den Löwen aber mal so richtig Feuer. Ein Tor, welches die Bullygerade in höchste Verzückung versetzen sollte, erfolgte in der 9. Minute, denn Pohl eroberte den Puck am Bully, kurzer Pass – na auf wen wohl? König Midas und Boom – die dicke Katze saß wieder auf dem Hintern. 3:0! Bully! Tor! Bully! Tor! Bully! Bully! Bully! Tor! Tor! Tor! Götz wollte das Ergebnis darauf gleich korrigieren, aber da wir einen agilen Panther im Netz haben und Tölz eben ein Brathähnchen war auch diese Aktion von Götz nicht erfolgreich. Da Tölz unseren Captain wohl etwas langweilte, übte dieser kurzerhand mit dem Schiri hinter dem Tor für seine Karriere nach dem Eishockey und beide bildeten ein wirklich ansehnliches Eislaufpaar, wie sie sich Arm in Arm hielten – 10 Points! Das Schietzold nicht nur vorn ackern kann, sondern auch hinten aushalf, machte ihn umso wertvoller in der 14. Minute, als er eine 3 auf 2 Situation in allerhöchster Not klärte und auch als Aquin in der 17. Minute frei vor Gracko auftauchte, triumphierte abermals der Crimmitschauer Wall und auch als die Crimmitschauer sich schon gedanklich in der Drittelpause befanden, rettete er eine Sekunde vor Schluss gegen Dibelka in stoischer Ruhe.
Im letzten Drittel erhöhten die Löwen die Schlagzahl und konnten nach 7 Minuten erstmals einnetzen. Der Ex-S***er Aquin – kluge Entscheidung nicht mehr mit den Schweinchen zu spielen – verkürzte die bis dahin souveräne Führung. Filip Reisnecker fand das alles gar nicht so dufte und eroberte in der 49.Minute den Puck im Tölzer Drittel, legte auf für Timmins und der vollendete mit all seiner Erfahrung souverän zum 4:1. Ein Paradebeispiel für Antiabwehrarbeit lieferte dann die gesamte Tölzer Mannschaft, die bei eigenem Puckverlust gemütlich im Crimmitschauer Drittel verweilte mit 4 Mann und Ian Brady allein gegen Schlenker und Pohl laufen ließ. Schlenker zu Pohl – Brady begeisterter Zuschauer, der keinerlei Ambition zeigte den Puckführenden zu verteidigen und einmal mehr war die dicke Katze geschlagen. Ein rundum souveräner Sieg und irgendwie habe ich gerade Lust auf Hähnchen…