Nach der deftigen und verdienten Niederlage gegen Frankfurt reisen die Eispiraten nach Bad Tölz, wo einer der ärgsten Verfolger um die direkte Playoff-Teilnahme wartet.
Die bisherige Saison der Tölzer Löwen lässt sich nur ganz schwer einschätzen und das Sprichwort „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ trifft es wohl auf den Nagel. Denn die „Buam“ tummeln sich im wilden Mittelfeld der Tabelle, Niederlagen und Siege geben sich die Klinke in die Hand. Den durchschnittlich viertmeisten Toren der Liga stehen die zweitmeisten Gegentore entgegen – es ist also immer was los, wenn die in ihren Leistungen stark schwankenden Tölzer beteiligt sind.
Und natürlich stellt man sich die Frage, wo die Cracks aus dem Isarwinkel stünden, wenn sie ihre Saison mit voller Kaderstärke durchziehen könnten. Doch fast schon traditionell muss Coach Kevin Gaudet von Woche zu Woche improvisieren und ist schon glücklich, wenn es mal zu drei vollen Reihen reicht. Die Belastung der Feldspieler ist bei der dünnen Personaldecke also ziemlich heftig und dafür hat sich die Mannschaft bislang richtig gut aus der Affäre gezogen.
Die Hüt-oder-Hott-Leistungen des gesamten Teams gehen auch an Goalie Jimmy Hertel (16 Sp, 3.66 GT/Sp, 89.25%, 1 SO), der den verletzten Stammgoalie Marco Wölfl vertritt, nicht ganz spurlos vorüber. Zwischen Weltklasse und Kreisklasse ist bei ihm alles dabei.
Vor sich hat Hertel mit Ian Brady (USA, 33 Sp, 5+27) und Markus Eberhardt (33 Sp, 8+16) zwei richtig offensivstarke Defender stehen, die aber zugleich mit -17 bzw. -14 recht gruselige +/- Bilanzen vorweisen. Die Rückkehr des lange verletzten Routiniers Marcus Götz (12 Sp, 0+2) soll sich nun stabilisierend auswirken, doch auch der ebenso erfahrene Dominic Bohac (27 Sp, 2+7) soll seinen Teil zu etwas kleineren Lücken im Abwehrverbund beitragen. Tom Horschel, Maximilian Leitner und Niklas Hörmann sind die übrigen Defender.
Im Sturm der Tölzer Löwen ragen die Veteranen heraus und weisen Scorerbilanzen auf, die auch gut in die Bayernliga passen. Kein Wunder aber auch, denn bei 30+x Minuten Eiszeit pro Spiel fallen die Scorerpunkte zwangsläufig wie die reifen Früchte. So werden sich die Eispiraten auf einige Angriffswellen der Oldies Lubor Dibelka (28 Sp, 24+19), Philipp Schlager (33 Sp, 11+26) und Tyler McNeely (CAN, 26 Sp, 11+22), die zusammen 108 Jahre Lebenserfahrung in den Ring werfen, einstellen müssen. Dazu wirbelt auch Spielmacher Cam Spiro (USA, 24 Sp, 17+20) fleißig mit und neuerdings auch Pascal Aquin (CAN, 1 Sp, 0+0) der aus Selb losgeeist wurde, wo man angesichts der gezeigten Leistungen recht froh ist, ihn von der Gehaltsliste zu haben. Vielleicht gelingt es dem Kanadier nun in Bad Tölz, sein in Selb erworbenes Image als „Eisprinzessin“ loszuwerden. Verletzungsfreiheit vorausgesetzt, kann Kevin Gaudet zudem auf die durchweg zufriedenstellenden Leistungen von Thomas Brandl (17 Sp, 6+11), Nico Kolb (22 Sp, 3+10) und Thomas Merl (21 Sp, 7+1) sowie der beiden Föli-Youngsters Dennis Miller (14 Sp, 5+7) und Samir Kharboutli (17 Sp, 3+5) bauen. Oliver Ott und Anton Engel machen den Sturm komplett, wobei der Begriff komplett bei den verletzungsgeplagten Oberbayern natürlich interpretationsfähig ist.
Für die Eispiraten bietet sich die große Chance, einen der ernst zu nehmenden Anwärter auf Platz 6 in Schach zu halten bzw. fürs Erste leicht abzuschütteln. Geht die Partie in die Hose, rutschen die Tölzer hingegen mit leisen Schritten wieder an die Westsachsen heran. Der Druck ist also auf beiden Seiten durchaus vorhanden, was ein spannendes Spiel verspricht. Zweimal haben die Crimmitschauer in dieser Saison aber schon bewiesen, dass sie mit Tölz gut umgehen können.