Die Eispiraten 2022 – eine Erfolgsgeschichte. Denn auf ihrem Beutezug durch die DEL2 konnten weder Teufel noch tollwütige Füchse die Crimmitschauer bezwingen.
Ein lauter Knall schallt durch das Eisstadion und schwefliger Rauch erfüllt die Luft. Schwefliger Gestank durchzieht die Atmosphäre. Düster und mit roten Augen steigen sie empor – die Schergen des Höllenfürsten auf der Suche nach Seelen, die sie quälen und in den Schlund der Verzweiflung stoßen können. Eine mutige Meute aus wilden Seeräubern steht ihnen gegenüber und zeigt mit den Messern zwischen den Zähnen, dass selbst der Teufel keine Mittel gegen ein rot-weißes Inferno der Eispiraten hat. Kampferprobte Seefahrer, die den unglaublichsten Monstern getrotzt haben und im Jahr 2022 stets siegreich aus ihren Schlachten hervor gingen …
Und dazwischen? Vier schwarz-weiße Dalmatinerwelpen, die aufgeregt mit ihren Armen wedelten und manchmal nur verträumt in die Luft schauten.
Es war ein wirklich ansehnliches Eishockeyspiel, was sich die Eispiraten und die Teufel aus Bad Nauheim lieferten und bereits das erste Drittel hatte es in sich. Beide Mannschaften stürmten offensiv nach vorn und kluge Chippässe hinter die Abwehr, schnelle Einzelaktionen und großartige Torwartparaden wogen im Minutentakt hin und her. Einzelaktion Köhler – Gracko hält, Schlagschuss Eispiraten – Bick hält. Alleingang Nauheim – die Krake verpasst dem Beelzebub eine kalte Dusche und dann, dann wollte der kleine Dalmatiner auch mitspielen und erfreute sich an seiner Pfeife. Ein bis hierhin sehr gutes Eishockeyspiel sollte seinen ersten kleinen Knacks bekommen, denn nicht immer war nachvollziehbar, was die Schiris pfiffen und so erschlichen sich die Teufel mit einem Traumpass von Köhler auf Keck das 0:1 für Nauheim. Der fahrende Versicherungsverkäufer hat nun bereits zum dritten Mal im heiligen Sahn gescored und spammt uns so langsam die Bude mit seiner Werbung zu. Ein paar Minuten später kreierte die wandelnde Pizza eine ebenso herausragende Chance – Jerry Pollastrone – mit Käse gefülltem Rand und extra viel Fleisch – passte mit feinem Pass clever hinter die Abwehr der Eispiraten und Gracko musste all sein Können aufbieten, um Mick Köhler am Einschuss zu hindern. Die Eispiraten gaben keinesfalls nach und so bewies Lemay mit starker Einzelaktion, dass Rot-Weiß noch lange nicht dem Untergang geweiht war. Eine feine Kombination von Schietzold, Pohl und Schlenker konnte von Bick ebenso mit großem Können abgewehrt werden. Mit dem 0:1 ging es dann in die Pause … erstmal eine Buddel voll Rum.
Das Zielwasser zeigte seine Wirkung und so erzielte Dominic Walsh gegen Bick das 1:1 nachdem Patrick Pohl die Chance noch liegen ließ. Die Nummer 28 der Eispiraten sollte noch einige Mal den Teufel am heutigen Abend aus dem Sahn vertreiben, denn Blacky ackerte vorn und hinten, schirmte oft den Puck ab und ist wieder der Leader, den alle in ihm sehen. Pumbaa wird vor Freude vor dem Fernseher gequiekt haben. Danach meldete sich wieder die Pfeife von Hauptschiedsrichter Bauerapel oder Apelbauer und sprach abermals eine Strafe gegen die Eispiraten aus. 1 Minute und 35 Sekunden hielten die Eispiraten sich schadlos, doch dann holte Mick Köhler nach, was ihm im ersten Drittel noch nicht gelungen war und erzielte einen Treffer gegen Gracko. 1:2. Mist. Eine Minute später richtete Scott Timmins das Ergebnis mit einem trockenen Schlagschuss zum 2:2 und ließ Felix Bick aussehen wie den Herrn der Fliegen. Die Piraten drückten weiter und der Puck lief gut durch die Reihen, bis es zu einer etwas komödiantischen Szene kam – der Puck kam zu Ty Wishart, der Schussweg frei, der Passweg auch – heraus kam ein Schass … Weiterhin bestimmten die Eispiraten das Spiel und als Filip Reisnecker frei durchlief, wurde er fragwürdig gefoult, aber das überambitionierte Streifenhörnchen pfiff diesmal – nix. Nicht nur, dass Reisnecker beim Sturz auf das Eis fiel, bei seiner Schlitterparte fiel Dobryskin auch noch auf den Kopf des Stürmers und verletzte ihn damit unabsichtlich. Zahn raus, Nase kaputt – für einen Moment sah unser Filip aus wie Crimmel. Die Piraten behielten dennoch ihren Kurs bei und endlich konnte Patrick Pohl seinen 100. Treffer im Crimmitschauer Trikot bejubeln. Der Tanz der Teufel begann und die Herren der See schoben eine Welle nach der anderen in Richtung gegnerisches Tor. Das Spiel wog auf und ab und Filip Reisnecker kam mit viel Wut abermals aufs Eis, rutschte in Felix Bick rein und Taylor Vause schlug den Stürmer der Eispiraten nun endgültig kaputt. „Don’t touch my goalie!“ Auch wenn ich respektiere, dass man seinen Torhüter verteidigt – lieber Fiffi – hier hätte es durchaus zwei Minuten wegen Crosscheck geben dürfen. So kam es, wie es kommen musste .. im letzten Drittel glich genau dieser Taylor Vause zum 3:3 aus und es ging in die Verlängerung. Scott Feser hatte zwar 31 Sekunden vor Schluss die Chance den Deckel drauf zu machen, vergab aber leider. In der Verlängerung war der Schiri scheinbar wieder in Geberlaune, denn das Foul an Gläser sah man auch nur mit einer Meeenge Fantasie. Keine Tore auf beiden Seiten hieß – Penaltyschießen und das „Crimmitschauer Goldkind“ sollte hier ganz souverän die Punkte für die Eispiraten einschweißen. 2 Assists und 1 Gamewinninggoal – Schietz ist on fire. Teufelsaustreibung gelungen!
Er lebt! Ottmar Zittlau! Der liebenswerte Tüftler und das weise Sprachgenie aus der Wochenshow von Sat 1! Für alle jüngeren Fans – ein Stück Comedygeschichte dargestellt von Bastian Pastewka. Im Jogginganzug und mit einer Frisur als hätte nur noch der Hundefriseur für ihn Zeit gehabt, gab der einfache Mann seine liebenswerte, aber naive Sichtweise auf die Welt stets per Videobotschaft bekannt. Es wäre vermessen Petteri Väkiparta mit diesem Urgestein zu vergleichen und dennoch – wenn ihr ganz genau hin schaut, kann man doch ein paar Parallelen entdecken. Bevor die Ironie hier jedoch einen zu herben Einschlag kriegt – müsste ich finnisch sprechen müssen, wäre eine Verwechslung mit Ottmar Zittlau sicherlich auch möglich. Ein Upgrade zu der wandelnden Schlaftablette Chris Straube ist er allemal.
Normalerweise kennt man Derbys, bei denen kein Derbyfeeling aufkommt, in Crimmitschau nur wenn es gegen Dresden geht und so verwunderte es etwas, dass die Füchse einen recht blutleeren Auftritt hinlegten. In den Drittelpauseninterviews betonte Dirk Rohrbach immer wieder, dass die Füchse viele Ausfälle zu verkraften haben und vor allem junge Spieler auflaufen mussten. Es entstand jedoch nie der Eindruck, dass die Eispiraten das Spiel nicht wie ein Derby angingen und so erzielte das Walshaby der Eispiraten in der 9. Minute das 1:0 nach klugem Verzögern von Luca Gläser. Leon Hungerecker wurde aus Kurzdistanz überwunden. Beim zweiten Tor sollte der sympathische Brite sich ebenso beteiligen. Der Puck prallte vom Schlittschuh eines Fuchses auf den Schläger von „Golden Boy“ und der veredelte zum 2:0. Das Geburtstagskind beschenkt sich selbst und Schietz beweist einmal mehr, dass er genau weiß, wo er offensiv hinzugehen hat. Souverän spielten die Piraten weiter nur auf ein Tor und ALLE 3 Torschüsse der Füchse im ersten Drittel waren sichere Beute von Gracko, der sicherlich an diesem Abend am meisten fror.
Im zweiten Drittel sollten abermals die Eispiraten den Ton angeben und so erhöhte Heyer mit seinem ersten Saisontreffer gar auf 3:0. Bullygewinn Kania, Pass Demmler, Schuss Heyer – Heyer, Heyer Hoppsassa. Fast konnte man Mitleid haben mit den Füchsen, aber jedem Spieler steht es frei, wo er seine Verträge unterschreibt. Es gibt eben Gewinner und Verlierer im Vertragspoker. Gegessen war das Spiel dann endgültig mit dem 4:0 von Blacky – abermals beteiligt an diesem Tor und damit dritter Scorerpunkt des Abends – Dominic Walsh. Schussstatistik dieses Drittels 17! zu 2! Das der Spielstand nicht höher ausfiel hatten die Pelzträger vor allem ihrem Torhüter Leon Hungerecker zu verdanken, der eine souveräne Vorstellung bot.
Im letzten Drittel schalteten die Eispiraten merklich runter und so verkürzte Peter Quenneville auf 4:1, weil Graco wahrscheinlich schon eingeschlafen oder festgefroren war. Lieber Frank Hübschmann, bitte nimm das Wort Shutout erst in den Mund, wenn das Spiel wirklich vorbei ist. 😉 Ich bin so abergläubisch wie eine erzkonservative, russische Katholikin, wenn es um die Eispiraten geht. 1. Minute vor Schluss verkürzte Roope Mäkitalo gar noch auf 4:2 und weil Scott Timmins das Ergebnis für die Pelzviecher nicht besser aussehen lassen wollte, als es war, erzielte er drei Sekunden vor Schluss noch das 5:2. Die effektivere Mannschaft dieses Drittels? Die Füchse – 6 Schüsse, 2 Tore. Wir sind halt tierlieb und sparen uns die wirklich deftige Niederlage für die Füchse bis nächste Woche vor derem heimischen Publikum auf.
Bis nächste Woche in der Wochenschau 😉.