Jeder kann den Schlager mitträllern, für die Espiraten wird er nun umgeschrieben.

Die Legende wird vierstellig. 1000 Spiele in der DEL 2.

Was waren das für wilde Zeiten? In den letzten 32 Jahren seit die Eispiraten wieder den Spielbetrieb aufgenommen haben, sind viele Gegner gekommen und gegangen. Krachende Niederlagen und Abstiege und haushohe Siege und gewaltige Parties. All das sind die Eispiraten Crimmitschau.

Und was wäre das für eine Choreo geworden? Bullygerade und Ufftagerade mit Wunderkerzen in der Hand und eine goldene 1000 prangend zwischen den rot-weißen Schildern der Heinekurve und der Attackekurve. Klaus Lage wäre live aufgetreten und hätte gesungen „1000 mal berührt, 1000 mal hast du uns euphorisiert.“. Zur Begrüßung wären Ralf Kösling, Stefan Steinbock, Torsten Heine und Michael Maaß in schwarzen Trikots mit goldenen Nummern auf dem Eis. Ergeben würde es wieder die goldene 1000 und im Spalier stehend, würden sie die Jungs beim Einlauf begrüßen. Zur Überraschung aller würden noch einmal „unsere“ NHL’er Chris Stewart, Wayne Simmonds und Clarke MacArthur auf dem Eis stehen und endlich, ja endlich könnte er los gehen – der neue Rekord! Der längste Fangesang der Welt. Laut, voller Euphorie und der Capo in der Heinekurve könnte versuchen die Fans im Kanon zum singen zu animieren. Ach, was wäre das für ein Spiel geworden? Ich, als Fan kann meinen Hut nur vor den Verantwortlichen ziehen. Was hier geleistet wird und wurde am Standort ist für eine Kleinstadt wie Crimmitschau ein brutaler Gewaltakt und auch wenn man sich oft nur in den Niederungen der zweiten Liga aufgehalten hat, so hat man sich etabliert. Man ist gewillt zu lernen, man ist gewillt sich zu entwickeln und nur mit der progressiven Richtung, in die sich die Eispiraten entwickelt haben, ist es überhaupt möglich diesen Standort in der zweiten Liga zu halten. Man kann Bertfried Bräuninger, René Rudorisch, Jens Tützer, Ronny Bauer, Mathias Eisenblätter und Jörg Buschmann und allen noch nicht genannten Verantwortlichen der Vergangenheit und der Gegenwart nur für das persönliche Engagement, die Aufopferungsbereitschaft, die finanzielle Unterstützung und das Herz, was für dieses Team schlägt, nur aufs allerherzlichste danken. Danke für 1000 Spiele in der zweiten Liga! Nicht zu vergessen – die Wand – die bedingungslose Liebe der Fans, die in schwierigen Zeiten Geld in die Hand genommen haben, die im Stadion standen und wieder stehen werden. Die Fans, die bei jedem Tor und Check jubeln als würde ein Berserker in ihnen wohnen, die fluchen wie ein irischer Matrose auf Landgang, wenn die Streifenhörnchen mal wieder aus der Grützefabrik geschickt wurden und die lachen, wenn der erlösende Schlusspfiff kommt und all die Anspannung abfällt. Menschen, die niedergeschlagen weinen, wenn der Abstieg besiegelt ist, denn die Eispiraten sind mehr als ein Hobby. Fans, die mit Leib und Seele singen, klatschen, jubeln und sich freuen, wenn der Torwart tanzt, wenn die Mannschaft gemeinsam zum Schneewalzer schunkelt. All das sind die Eispiraten Crimmitschau! All das macht UNS einzigartig! Auf 1000 Spiele mehr!

Nebenbei haben die Eispiraten die Schlittenhunde noch zerschossen und mit einem 3:0 nach 11:23 Minuten Kuhn in den Feierabend geschickt, um am Ende mit einer der besten Saisonleistungen 5:1 gegen die Huskies zu siegen. Ein bärenstarker Gracnar hielt hinten zusammen, was durch ging und die Abwehr zog Cameron und Co. die Huskiezähne, so dass bloß ein braves Schoßhündchen zurückblieb. Timmins und Lemay wurde zu „Timmay“ und agierten wie ein Mann und Gläser legte gleich mal drei Dinger mit auf und weil es so schön ist, dürfen wir uns alle schon drauf freuen, wenn Schietz die nächsten Buden einschweißt und der Fanbeauftragte der Eispiraten sich tatöwieren lassen darf. Tim Kehler fand man wurde „Grossly outplayed“ und das ist das schönste Kompliment, was man den Eispiraten machen kann. Nicht vergessen zu erwähnen möchte ich natürlich auch Willy Ruderts Tor – hach was hat der Kuhn da gekreiselt. Er lag wie eine dicke Kuh auf dem Eis und wedelte hilflos mit den Armen wie eine Schildkröte auf dem Rücken. DAS hätte fast schon als Torwarttanz durch gehen können.

Ich bin ja froh, dass sich manche Backchecks fast von s*lbst erzählen. Da grantelt der Hush Puppie Besitzer Herbert Hohenberger auf der Pressekonferenz herum, dass er die Leistungen der Schiris immer schön reden muss und sagen muss wie gut sie gepfiffen haben und zeigt dabei die knallharte Wahrheit auf, aber in einem etwas ominösen Zusammenhang. Mit Zuschauern im Stadion hätte man nach den umstrittenen Strafen gegen S*lb am Ende des Spiels von den Crimmitschauer Anhängern ein deutliches „Ihr seid so blöd!“ gehört. Sorry, lieber Herbivore – die Leistung der Schiedsrichter war durchaus schlecht, aber 10 Mann auf dem Eis nachdem ich ein Tor geschossen habe und dann wundern warum es 2 Minuten gibt? Möchtest du das nächste Mal gleich mit 10 Spielern auflaufen? „Oa gmüdliches Beisammesitza oaf dem Ois“?

Okay, okay, ich gebe es gern zu – Grantelherby legt den Finger gut in die Wunde bezüglich Vorgaben der DEL 2 zu Äußerungen über die Schiedsrichterleistungen. Altmann und Kannengießer hießen die Schwarz-Weiß-Maler und zwischen strittigen Strafen und nix pfeifen war bei beiden Herren alles dabei. Sollte man beiden ein Zeugnis ausstellen würden sie wahrscheinlich eine Teilnahmeurkunde erhalten. Der kleine mit dem Kuschelgesicht und der Herr mit dem vor dem Gesicht fliehenden Haupthaar wirkten alles andere als souverän und auch ich stimme zu, dass Trainer durchaus auch Fehler ansprechen dürfen sollten, aber come on lieber Herby, pack Deine Wölfchen an der eigenen Nase – 35 Torschüsse und nur eine Bude? Für ein Derby war es magere Kost und nur die Pressekonferenz brachte ein wenig Feuer rein.

Im ersten Drittel wirkten die Eispiraten überrannt von agilen und zielstrebigen S*lbern, bekamen jedoch immer wieder einen Stock, einen Fuss oder einen Gracko the Great zwischen Puck und Torlinie und mauerten sich so Stück für Stück zur Befreiung. Gut, ab und an half auch noch der Pfosten und die Schiedsrichter … 6 Minuten Strafe gegen Crimmitschau in einem Drittel – ob das Hobelherbert auch so unsouverän fand? Zurück zur rot-weißen Rohbeton-Defensive: Es ist verwunderlich, dass Crimmitschau noch keine Bausparkasse aus Baden-Württemberg als Sponsor hat, denn früher gab es eine Schwäbisch-Hall-Werbung, die mit dem Slogan warb „Auf diese Steine können Sie bauen“ und das Mauerwerk der Crimmitschauer stand solide in Unterzahl und ließ keinen Puck passieren. Hey Buschi – das wäre doch mal eine zukunftsichere Geldanlage?

Im zweiten Drittel sollte ein gemaltes Bild in Eishockeyversion das Pendel in die richtige Richtung ausschlagen lassen. Patrick Pohl ließ wie von Zauberhand den Puck an der Bande gleich einem Bleistiftstrich verschwinden und setzte so die Skizze für ein Meisterwerk. Eine kurze zarte Handbewegung brachte Farbe ins Spiel als Vincent Schlenker das Spielgerät nach einem malerischen Traumpass mit viel Gefühl für André Schietzold auflegte und der veredelte das Meisterwerk zum 0:1 für die Eispiraten in der 36. Minute. Ein Bild welches ins Museum gehört.

Als Mathieu Lemay – der, der eigentlich gar nicht stattfindet, laut Spradekommentatoren aus S*lb – dann in der 50. Minute das Ding Bitzer unter das Gehäuse nagelte, wähnte man sich schon auf der Siegerstraße. Ein fahrendes Ferrero Rocher unser Mathieu Lemay (Der Reim war beabsichtigt 😉) und was für ein geiles Tor! Leider sollte Miglio in der 53. Minute das Spiel nochmal spannend machen. Das 1:2 geschah nach eher fragwürdigem Einsatz eines S*lbers gegen Mathieu Lemay als Gracko der Puck über die Linie trudelte. Klar, dass Hohenberger dann alles auf eine Karte setzen und zusätzliche Spieler bringen will, aber 10 Mann geht eben dann doch nicht und so bekamen die Selber ihre erste 2-Minuten-Strafe des Spiels und da wären eben durchaus noch 5 Minuten gewesen das Spiel auszugleichen, aber da Feodor Boiarchinov sich nicht anders zu helfen wusste, als das Bein stehen zu lassen und sich dann noch zu beschweren, durfte Crimmitschau die Kiste gemütlich auskühlen lassen und so fuhr man am Ende den Sieg ein. Grantelherby sitzt bestimmt immer noch in seiner Kabine und grummelt über die bösen Streifenhörnchen und wenn ihr ganz genau hin schaut, dann könnt ihr auch den Rauch über dem S*lber Stadion sehen. 😉