Chronisch abschlußschwache Eispiraten gegen ausgeruhte und zuvor viermal in Folge siegreiche Huskies – die Vorzeichen schienen klar im sage und schreibe 1000. Crimmitschauer DEL2-Spiel, zumal bei den Hausherren mit Topscorer Scott Feser, Thore Weyhrauch und Marius Demmler eine ganze Sturmreihe komplett ausfiel. Aber es kam ganz, ganz anders…

Kassel mit Vorteilen, Crimmitschau mit Toren

Es war erwartbarerweise die Kasseler Topreihe um die Ex-Eispiraten MacQueen und Wahl, die in den ersten Minuten der Partie die meisten Akzente setzen konnte. Mehrfach musste Keeper Luca Gracnar eingreifen, um einen frühen Rückstand der Seinen zu verhindern.  Aber der aufmerksame Beobachter stellte auch fest, dass sich die Gastgeber nicht mit der Rolle des Underdogs zufrieden geben wollten und ihrerseits einiges an Offensivpower Richtung Gästetor aufgefahren hatten. Dass es ausgerechnet das zuletzt schwächelnde Powerplay der Rot-Weißen war, das sie auf die Siegerstrasse einbiegen ließ, war sicher auch dem derzeitigen Wiedererstarken des Eispiraten-Topsturms um Matt Lemay zu verdanken, der, als befände er sich noch in 2020/21, einen Strahl in den Winkel zur 1:0-Führung sehen ließ. Und wie das so ist mit dem Momentum: kurz darauf spielten die Hockeyzwilllinge Patrick Pohl und Vincent Schlenker ihren neuen Reihenkollegen Andre Schietzold frei, und weil der dieses Jahr scheinbar wieder mehr Freude am Toreschießen hat, drückte er den Puck aus Nahdistanz über die Linie. Kuhn im Huskiestor war da schon ordentlich stinkig, als ein paar Sekunden später Willy Rudert eine von Luca Gläser klug von hinterm Gehäuse zurückgepasste Scheibe unter Kuhn hindurch zum 3:0 ins Netz bugsierte, war der Arbeitstag des Huskieskeepers beendet. Die Gäste versuchten zwar weiterhin, mit ihrem schick anzuschauenden schnellen Passspiel Schadensbegrenzung zu betreiben, wurden aber ausnahmslos gut wegverteidigt. 3:0 zur Pause – schon überraschend…

Remis im Mittelabschnitt

Die Eispiraten schickten sich an, auch in den Minuten 21 bis 40 ihr cleveres Spiel fortzusetzen. Gleich mit der ersten Chance stand es nämlich 4 zu 0. Nach Reisneckers Kracher – der Junge spielte im ersten Spiel nach seiner dauerhaften Rückkehr aus Bremerhaven gleich wieder sehr ordentlich mit – reagierte Scott Timmins am schnellsten und versenkte den Rebound. Was sich schon im ersten Durchgang angedeutet hatte, fand auch seine Fortsetzung: die Kasseler Spieler waren doch etwas angeschnickt vom Ergebnis und brachten ein paar Nickligkeiten als Gastgeschenk auf dem Eis unter. Die Eispiraten blieben aber ganz Herr ihrer Sinne, ließen sich zu nichts provozieren und brachten mit konzentrierter Defensivarbeit den Gegner sichtlich zum Nachdenken. Einzig Shevyrin, sonst eher für Körperlichkeit bekannt, gelang es, Luca Gracnar zu überwinden, nachdem er sich schön durchgesetzt und per Rückhand ins Eck verwandelt hatte. Mehr gabs dann aber nicht auf dem Scoreboard in diesem Abschnitt, denn auch in einem vierminütigen Powerplay fiel den Gästen die richtige Idee nicht ein.

Abgebrüht nach Hause geschaukelt

Das Spielchen ging genau so weiter: Kassel mit leichten optischen Vorteilen, aber sobald sie die Crimmitschauer blaue Linie überquerten, saß ihnen ein Rot-Weißer im Nacken, störte beim Pass, stellte den Schussweg zu, blockte oder checkte, klaute den Puck oder hob den Schläger an, nervte halt, und das hervorragend. Ganz starke defensive Leistung, aber das wird ja in dieser Saison scheinbar echt zur Normalität. Hatten wir lange nicht im Sahnpark. Wenn es dann noch so läuft, dass just in dem Moment, in dem Patrick Pohl die Strafbank verläßt, die Scheibe aus dem Drittel springt, die coole Socke Scott Timmins auf die Reise geschickt wird, und dieser dann spätestens beim Rebound nach dem ersten Schuss aber sowas von alles richtig macht, steht es in so einem Match 5:1 und der Drops ist gelutscht. War auch genau so, Kassel fiel nicht mehr sehr viel ein, die Eispiraten schaukelten ihr Jubiläumsspiel clever nach Hause, und am Ende stand ein überraschend deutlicher, aber durchaus verdienter Sieg zu Buche.