Die Weihnachtsgans muss erstmal verdaut werden, war sie doch fettiger als gedacht. Bei den Eispiraten offenbar besonders schlimm, denn einem teilweise trägem Spiel gegen Landshut folgte ein noch trägeres gegen Heilbronn. Gibt es da nicht dieses Kijimea gegen Reizdarm?
Das Spiel gegen Landshut begann mit einer Schweigeminute für den verstorbenen U-20-Spieler Niclas Kraus und auch wir vom etconline-Team möchten allen Angehörigen unser tiefes Beileid aussprechen für einen Verlust, der unersetzbar ist. Die Eishockeyfamilie in Deutschland trauert mit der Familie und wir senden euch viel Kraft. Nehmt euch Zeit und gedenkt Niclas. Ruhe in Frieden, Niclas Kraus.
Nach Tragödien dieser Art ist ein Backcheck einer der Kategorie „Geht schwer runter.“ Und dennoch möchte man gerade aus Liebe zum Sport und aus Liebe zum Leben auch die Momente, die man zum Lachen braucht, nicht gänzlich aussetzen und so versuchen wir mit einer Prise Unbeschwertheit ein Stück Normalität zurück zu gewinnen.
In der Frostbude der DEL2 sollte das Spiel zwischen den Eispiraten Crimmitschau und den Landshuter Traumtänzern stattfinden und während man es sich in den Crimmitschauer Wohnstuben gemütlich und kuschlig machte, sollte es in der Landshuter Kabine noch ein wenig eisiger werden, als es die Außentemperaturen so schon waren.
Landshut legte im ersten Drittel los wie der gereizte Mittvierziger, der am Vormittag des 24. Dezember doch noch „mal schnell“ die Geschenke für die Familie einkaufen geht. Drängeln, schubsen, fluchen, kratzen, beißen und auch ein bißchen weinen – es war einfach alles dabei und trotz aller Offensive sprang im ersten Drittel nur ein mageres Törchen für die Dreihelmstädter raus, weil ein bärenstarker Graco seine Aufwärmübungen im Gegensatz zu seinen Mitspielern sehr gewissenhaft gemacht hatte. Relativ früh musste er sich dann doch überwinden lassen und hielt ab da an seinen Kasten sauber. Immer wieder tauchte Andrée Hult vor der achtarmigen Krake auf und immer wieder scheiterte er an unserem Goalie. Das erste Aufatmen auf Crimmitschauer Seite gab es erst als das erste Powerbreak LandsHULT etwas den Schwung nahm. Coach Buzz gefiel die Vorstellung seiner Mannschaft überhaupt nicht und so war er sichtlich sauer, dass von seiner Mannschaft bis jetzt nur Synchronschwimmen ohne Anfassen praktiziert wurde und auch nach dem Powerbreak sollte es nur unwesentlich besser werden. Wishart ließ sich ein ums andere Mal überlaufen, Walsh ließ Hult ziehen und Kreutzer stürzte und Timmins half dafür hinten aus. Immer wieder Endstation – Graco the Great. 5 zu 13 Schüsse aus Crimmitschauer Sicht waren schon ein Statement und man fragte sich, warum Landshut nicht öfter traf.
Im zweiten Drittel stellte Bazany dann um und als in der 25. Minute dann Hult auf der Strafbank Platz nehmen durfte, blieb von Landshult nur noch Lands übrig und folgerichtig kassierte Dimitri Pätzold den ersten Gegentreffer durch Scott „The Moth“ Feser. Den zieht es auch immer wieder zum Tor wie die Motte das Licht. Als eine Minute später Gill versuchte den alten Abstand wieder herzustellen, reichte es Mario Scalzo und er erzielte den Führungstreffer für Crimmitschau. In der 33. Minute legte Wishart noch einen oben drauf und die 5 Minuten Glück für die Crimmitschauer Fans waren wie die Zeit kurz vorm Geschenke auspacken an Weihnachten. In voller Euphorie auf die neuen Geschenke ließ Bazany dann die jungen Wilden um den Weihnachtsbaum springen und Thore Weyrauch zog vor Aufregung gleich mal eine Strafe. Im Grunde wie der kleine Terrier, der die Geschenke zerreißt, tauchte dann Marco Pfleger vorm Crimmitschauer Tor auf und erzielte prompt den Anschlusstreffer. Die Freude auf der Landshuter Bank war kaum auszuhalten. Da herrscht eine Herzlichkeit wie beim Black Friday Sale in amerikanischen Supermärkten. Als Ty Wishart sich dann noch anschauen wollte, ob da wirklich ein Weihnachtsmann in der Kühlbox steht, begann die Sturm- und Drangphase der Landshuter, die mit viel rot-weißem Glück überstanden wurde. Pause. Durchatmen. Puuuh.
Zu Beginn des letzten Drittels starteten die Eispiraten wie die Feuerwehr und drängten auf die Entscheidung, denn abermals hatte Hult auf der Strafbank Platz genommen und diese Chance wollte man sich nicht entgehen lassen. Leider gelang die Vorentscheidung nicht, auch nicht als Lemay nach langem Pass von Oleff auf Pätzold zulief und dieser artistisch hielt. Traut man so einem alten Mann gar nicht mehr zu, aber das kommt von ausgewogener Ernährung und Yoga. Marius Demmler zeigte in diesem Spiel auch, dass er wieder in der Spur ist und kämpfte um jeden Zentimeter Eis. Das führt sogar mal zu einem Schulterklopfer durch Bazany. In der 50. Minute musste der Captain auf der Strafbank Platz nehmen, Lemay konnte eine Unkonzentriertheit im Landshuter Powerplay nutzen und konnte nur unsanft von Gill gestoppt werden. Den anschließenden Penalty hätte man als Ewanyk-Gedächtnistor werten können, denn Schietzold verzog in den Nachthimmel und vergab somit die Chance zur Entscheidung. Es kam es wie es kommen musste: Yannik Valenti, der Typ mit dem Zahnpastagrinsen, erzielte den Ausgleich. Was darauf folgen sollte, nannte Heiko Vogler „Einen Schlag in die Fresse.“ ich nenne es die süßeste Überraschung seit es Pralinen gibt, denn Scott Timminsschau konnte in der 58. Minute einen Wechselfehler von Landshut eiskalt ausnutzen und zeigte mit all seiner Erfahrung warum es so geil ist das rot-weiße Trikot zu tragen. Auch wenn Landshut den sechsten Feldspieler noch brachte, sollte es ihnen nicht mehr gelingen den Bock umzustoßen und so standen am Ende drei wichtige Punkte für die Westsachsen. Ach hey Dimitri – das leere Tor hat weniger Gegentore bekommen als du. 😉
Es war ein zähes, letztes Auswärtsspiel des Jahres und einmal mehr zeigten die Riesen aus der westsächsischen Provinz, dass sie mit Teams mit kurzer Bank so ihre Problemchen haben. 9 Stürmer und 6 Verteidiger, das war alles was Jason Morgan aufbieten musste um den so glorreichen 5:1-Erfolg aus dem Hinspiel in Schall und Rauch zu verwandeln. Damals wurde man Tabellenführer – nach diesem Spiel fühlte man sich wie nach einem eiskalten Eisbad und so kann man nur hoffen, dass die Erfrischung dem Team neue Kräfte verleiht.
Wenn ehemalige Eispiraten fast im Alleingang richtige Eispiraten zerlegen, dann kann man sich schon fragen, ob einige der Jungs am Ende auf einen Trikottausch gehofft haben. Mit einem bärenstarken Andryukhov, einem clever agierenden Williams und einem wuseligen Brock Maschmeyer standen drei ehemalige Eispiraten im Heilbronner Aufgebot. Williams trug sich doppelt in die Torschützenliste ein, Maschmeyer einfach und Andryukhov hielt was ging.
Im ersten Drittel legten die Eispiraten dabei durchaus gefällig los und setzten Heilbronn ein ums andere Mal unter Druck. Leider hatte man diesmal das Gefühl man sei beim Schrottwichteln. Immer wenn die Crimmitschauer den Puck eroberten, wollten sie das Geschenk so schnell wie möglich weggeben. Einer, der sich scheinbar mehr über die Geschenke freute, war Tschärämi und so stolperte in der 7. Minute Williams den Puck zur Führung des Federviehs in die Maschen. Günstig angeschossen und dann drin, kennt man sonst eigentlich nur von Amateurvideoaufnahmen von Fußballspielen – meist sehen die aber eher so aus – Torwart versucht den Abschlag, schießt seinem Verteidiger an den Hinterkopf und in einer hohen Bogenlampe landet der Ball im eigenen Tor. Natürlich nicht ohne dass der gegnerische Stürmer noch drei Mal über den Ball tritt. Nun gut – zumindest fühlte sich das Tor für die Crimmitschauer Fanseele genau so an. In der 16. Minute hatte Dominic Walsh dann die große Chance seine Farben zurück ins Spiel zu bringen, schoss dabei jedoch bloß den russischen Bären im Heilbronner Tor an und weil man noch ganz verträumt von der Chance war, blickten die Piraten im eigenen Angriffsdrittel zu viert auf den Puck und bewunderten wie schön die Bande ist. Was man dabei ganz vergessen hatte, ist, dass meist im Slot die Tore fallen und so stand Simon Thiel in der 19. Minute allein vorm Tor und nur Luca Gracnar hielt die Tür zu. Der Gegenzug wurde dann leider verdemmelt. Zum Drittelende sprach Schiedsrichter Bauer dann noch eine Strafe gegen Heilbronn aus und auf Eispiratenseite keimte wieder Hoffnung auf den schnellen Ausgleich auf.
Mit neuem Mut begann man das zweite Drittel und ein ums andere Mal lief die Scheibe gut in der O-Zone, nur um am Ende doch wieder bei Ilya zu landen. Als in der 23. Minute Greg Kreutzer 2 Minuten pausieren durfte, wartete Brock Maschmeyer mit einem Schlagschuss auf, den man vom Powerzwerg so lange nicht gesehen hatte, und versenkte das Ding unhaltbar zum 2:0. Die Eispiraten bäumten sich auf und Schietzold, Feser, Lemay vergaben Chancen wie Olaf Schubert „Gagkanonen“. Eine dieser Gagkanonen sollte in der 38. Minute dann auch noch zünden, als Scott Feser den Puck an der eigenen blauen Linie vertändelte und Simon Thiel diesmal veredelte, was er im ersten Drittel noch nicht vergolden konnte. 3:0. Erinnert den ein oder anderen Eispiratenfan dann doch an die Ex-Freundin, die zu bitter kochte und bei der man aus Verliebtheit lächelte und behauptete „Schmeckt gut.“ Schmeckte es nicht!
Im letzten Drittel reichten 72 Sekunden, um den Deckel drauf zu machen und so vollendete Karl Fabricius in der 43. Minute zum 4:0 und weil sich das so surreal anfühlte, kassierte man gleich noch das 5:0 hinterher. Zum „Nachfühlen“. Abermals war Williams erfolgreich und sorgte dafür, dass Bazany seine ersten beiden Reihen auf der Bank schmoren ließ. Als Oleff in der 49. Minute unbedrängt in Richtung Tor schlenzte, war er wohl am meisten überrascht von seinem Treffer und schulterzuckend kurvte er zurück zur Bank. Bereits morgen haben die Eispiraten die Chance gegen Freiburg das Bild wieder gerade zu rücken. Dann wird es auch wieder wie mit der Ex-Freundin, als man noch frisch verliebt war – ganz süß. 😉