Dritter Advent, es geht straff auf Weinnachten zu. Doch die weihnachtliche Stimmung im Sahnpark dürfte aktuell etwas gedämpft sein. Es ist nicht überliefert, aber strahlende und siegestrunkene Gesichter wird es nach dem gestrigen „Sieg“ gegen Bad Tölz mit Sicherheit nicht gegeben haben. Da war wohl eher eine Mischung aus Frust und Ratlosigkeit angesagt angesichts der binnen drei Tagen zum zweiten Mal leichtfertig weggeschmissenen Punkte.
Die zwei Weihnachtsgeschenke an Dresden und das eine Weihnachtsgeschenk an Bad Tölz sind solche Dinger, die am Ende in der Tabelle ganz bitterböse wehtun können. Betonung liegt auf können, denn natürlich haben die Eispiraten noch genug Möglichkeiten, diese Scharten wieder auszuwetzen.
Am besten beginnen sie damit beim Auswärtsspiel in Frankfurt. Mehr als verlieren können die Westsachsen beim dominierenden Spitzenreiter eh nicht. Denn die Löwen werden ihrer Favoritenrolle bislang vollauf gerecht, gewannen 16 ihrer 21 Saisonspiele und stehen mit dem torgefährlichsten Sturm und der sichersten Abwehr folgerichtig auf Platz 1 – sind also passend zur Hochhausmetropole auch der haushohe Favorit an diesem Dritten Advent.
Trotz dass die Spitzenpositionen im Team auch mit echten Spitzenspielern belegt sind, ist es Coach Bohuslav Subr doch auch gelungen, eine insgesamt sehr homogene und beständige Mannschaft zu formen.
Gut abzulesen bereits im Tor, wo Jake Hildebrand (USA, 15 Sp, 2.21 GT/Sp, 92.38%, 1 SO) hervorragende Werte aufweist, aber kein Gegner etwas beruhigter sein kann, wenn mal Backup Bastian Kucis aufläuft, denn der schnitt mit 1.81 GT/Sp und einer Fangquote von 92.99% und 1 SO sogar noch besser ab als der ohnehin schon extrem starke Hildebrand. Wenn also die Abwehr mal was durchlässt, ist da immer noch eine Wand im Tor.
Das mit dem Durchlassen ist aber auch so eine Sache, denn an der Frankfurter Abwehr muss man als gegnerische Stürmer erstmal vorbeikommen, was im bisherigen Saisonverlauf eher überschaubar passiert. Dafür sorgen Kräfte wie Maximilan Faber (21 Sp, 3+15), Kyle Sonnenburg (21 Sp, 0+9), Bobby Raymond (CAN, 21 Sp, 1+8), Marius Erk (21 Sp, 1+7), Kevin Maginot (21 Sp, 1+6) oder Daniel Wirt (19 Sp, 1+1) in ziemlich beeindruckender Weise.
Bei aller defensiver Stärke lassen sich die Frankfurter – und das ist sicherlich ein Unterschied zu Crimmitschau – auch nicht lumpen, nach vorne für Furore zu sorgen. Spielverwaltung und kontrollierte Offensive sind Fremworte im Frankfurter Sprachgebrauch. Als kongeniales Duo gehen die beiden Deutsch-Kanadier Rylan Schwartz (21 Sp, 13+14) und Dylan Wruck (21 Sp, 13+14) voran. Hinter den beiden rollt eine Walze aus Ryon Moser (21 Sp, 7+14), Carson McMillan (CAN, 21 Sp, 4+16), Tomas Sykora (21 Sp, 10+7), Yannick Wenzel (21 Sp, 7+9), Matt Carrey (CAN, 18 Sp, 4+8) und Pierre Preto (21 Sp, 5+5) in steter Regelmäßigkeit über die geforderten Abwehrreihen der Gegner. Manuel Strodel (20 Sp, 4+4), Darren Mieszkowski (19 Sp, 3+3), Alexej Dmitriev (16 Sp, 0+5) und Constantin Vogt (19 Sp, 2+0) machen da oftmals auch noch munter mit.
Köpfe freikriegen, nicht mehr an den doppelten Zwei-Minuten-Schock der letzten beiden Spiele denken und einfach versuchen, in Frankfurt was mitzunehmen. Klingt so einafch, ist es aber wahrscheinlich nicht. Dass Marian Bazany das Spiel gegen Bad Tölz in der Pressekonferenz in keinster Weise kommentieren wollte, lässt Interpreationen in alle Richtungen offen. Fest steht, dass er sich im Affekt nicht den Mund verbrennen wollte. Also war er entweder stinkesauer auf die eigenen Spieler oder stinkesauer auf die Schiedsrichter. Oder doch eher beides, was wohl am naheliegensten ist. Denn soweit muss der Blick zurück erlaubt sein: Schiedsrichter hin oder her – die Eispiraten haben sich in den Partien gegen Dresden und Bad Tölz selbst ins Hintertreffen gebracht und sich zu sehr auf einer 2-Tore-Führung ausgeruht. Anders kann man es auch ausdrücken: Spielerisch und offensiv war das viel zu dünn, um eine 3-Tore-Führung draus zu machen. Aufhören Eishockey zu spielen, geht in den seltensten Fällen gut.