Englische Wochen können gemeinhin anstrengend sein, die Eispiraten haben aber zumindest das Glück, das Spiele-Stakkato im Sahnpark anstatt im Bus absolvieren zu können, denn am 22.Spieltag steht das dritte Heimspiel binnen 6 Tagen auf dem Programm. Einmal Wolf und einmal Löwe waren schon da, nun kommen nochmal Löwen.
Mit welchem Gebrüll die Tölzer Löwen im Sahnpark einfallen werden, ist die spannende Frage. Den Vorzeichen folgend könnte es aber auch nur ein leises Knurren werden, denn die Cracks aus dem Isarwinkel spielen bis dato eine eher bescheidene Saison, was nicht zuletzt den finanziellen Kapriolen bei der Kaderzusammenstellung, aber einmal mehr auch einem exorbitanten Verletzungspech geschuldet ist. Im Team von Headcoach Kevin Gaudet haben es nämlich bislang ganze 4 Spieler auf die vollen Einsätze gebracht, alle anderen haben sich schon mehr oder weniger mit Blessuren herumschlagen müssen. So etwas geht an die Substanz und nach ohnehin schon schwerwiegenden personellen Verlusten während der Sommerpause lautet das nüchterne Tölzer Ergebnis Platz 11.
Vor allem defensiv sind die Tölzer im bisherigen Saisonverlauf zum Teil deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das geht schon im Tor los, wo Stammgoalie Marco Wölfl (13 Sp, 4.04 GT/Sp, 86.51%, 0 SO) nur schwerlich den Fels in der Brandung darstellt. Eine Verletzung Wölfls kam noch als i-Tüpfelchen hinzu, weshalb die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen wurden und Jimmy Hertel (7 Sp, 4.03 GT/Sp, 88.33%, 0 SO) ins Oberbayerische lockten. Aber auch Hertel scheint noch Anlaufschwierigkeiten zu haben.
Die Gegentorfabrik der Liga, die neben Selb als einzige mehr als 4 Treffer pro Spiel kassiert, ist eigentlich mit ganz guten Defendern besetzt, allein vollzählig war man bis dato noch nie, zuletzt oftmals gar nur mit 4 Mann am Start. Da ist es kein Wunder, dass die Marathonmänner Ian Brady (USA, 21 Sp, 4+13) und Markus Eberhardt (21 Sp, 5+10) aufgrund ihrer üppigen Eiszeit zwar gut in der Scorerstatistik davonkommen, mit jeweils -14 aber auch eine gruselige +/- Wertung aufweisen. Die Rückkehr von Stabilisator Marcus Götz (4 Sp, 0+0) wird sehnlichst erwartet, steht aber noch in den Sternen. So kommt es bis auf Weiteres auf den defensiven Zusammenhalt von Dominik Bohac (19 Sp, 2+5), Tom Horschel (12 Sp, 0+4), Maximilian Leitner (21 Sp, 0+2) und Niklas Hörmann (11 Sp, 0+0) an.
Im Angriff der Tölzer zeigt sich ein anderer Faktor des Dilemmas, mit dem die Schwarz-Gelben zu kämpfen haben. Nämlich dass der Kader in der Spitze schon recht alt ist. So ist es bezeichnend, dass das Durchschnittsalter der drei Topscorer Tyler McNeely (CAN, 20 Sp, 8+17), Lubor Dibelka (16 Sp, 12+9) und Philipp Schlager (21 Sp, 6+12) bei stolzen 35 Jahren und 8 Monaten liegt. Die weiteren Leistungsträger Thomas Brandl (16 Sp, 6+10), Cam Spiro (USA, 12 Sp, 5+7) und Thomas Merl (17 Sp, 7+1) sind schon 30 oder kratzen knapp daran und gelten somit schon fast als Jungspunde in der Altherrenriege der Tölzer. US-„Boy“ Grant Besse (17 Sp, 5+9) kann da wegen einer Verletzung aktuell auch keinen frischen Wind reinbringen. Samir Kharboutli (14 Sp, 2+3), Nico Kolb (10 Sp, 0+4), Oliver Ott (19 Sp, 0+4), Dennis Miller (3 Sp, 0+1) und Anton Engel (12 Sp, 0+2) senken immerhin den Altersdurchschnitt.
Das Bad Tölz der letzten beiden Saisons ist Geschichte, so viel kann man nach mehr als einem Drittel der Hauptrunde schon sagen. Denn das Team ist qualitativ weit weg von dem 5. und 2. Platz, der da zuletzt zu Buche stand. Allerdings: In der bisherigen Saison spielten sämtliche ungünstige Umstände, die man sich nur vorstellen kann, den Schwarz-Gelben übel mit, weshalb der aktuelle 12. Tabellenplatz auch nicht wirklich repräsentativ erscheint. McNeely & Co. können mit ihrer Passstärke und einem Gaudet´schen Offensivgeist noch immer playoff-taugliches Eishockey spielen, weshalb die Eispiraten auf der Hut sein müssen. Immerhin könnten sich die Tölzer noch zum Rivalen um eine Playoff-Teilnahme entwickeln, weshalb Punkte im direkten Duell immer doppelten Wert haben.