Das Derby gegen die Selber Wölfe hat für die Eispiraten am Zweiten Advent gleich doppelten Wert, nämlich zum einen wieder mal einen Sieg für das Selbstvertrauen und den Anschluss an die direkten Playoff-Plätze einzufahren und zum anderen die unrühnliche Scharte aus dem ersten Aufeinandertreffen auszuwetzen, als die Eispiraten vollkommen unnötig die Punkte in der Porzallanstadt ließen.

Die Eispiraten sollten also gewarnt sein, dass so eine Partie wie Ende Oktober nicht noch einmal vorkommt, als man den Aufsteiger Selb auf die leichte Schulter nahm und am Ende bedröppelt aus der Wäsche guckte. Die Vorzeichen haben sich seitdem kaum geändert, denn die Oberfranken sind nach wie vor noch nicht richtig in der Liga angekommen und rangieren mit nur 4 Siegen (12 Punkte) aus 15 Spielen inzwischen auf dem letzten Tabellenplatz. Das Team von Herbert Hohenberger offenbart dabei immer wieder seine Lücken in der Defensive, die die anfälligste der Liga ist, sowie die fehlende Gefahr beim Toreschießen. Zumindest dies hat Crimmitschau mit Selb gemein, da beide Teams die Torgeizigsten der Liga sind mit überschaubaren jeweils 40 Treffern in 15 Spielen.

Für die Gegentorflut am wenigsten kann Goalie Evan Weninger (CAN, 10 Sp, 4.12 GT/Sp, 90.32%, 0 SO), der bei durchschnittlich über 37 Schüssen auf seinen Kasten trotz etlicher Big Saves im bisherigein Saisonverlauf zwangsläufig oft hinter sich greifen muss. Man kann ihn daher aktuell als eine Art Bauernopfer sehen, da er als überzähliger Ausländer seit der längeren Corona-Pause, die auch die Selber ereilte, auf der Tribüne sitzt. Sein Vertreter Michel Weidekamp (8 Sp, 5.46 GT/Sp, 85.09%, 0 SO) hat die Kohlen bislang nicht aus dem Feuer holen können.

Das Schicksal der Goalies ist eng verknüpft mit den überwiegend überschaubaren Leistungen ihrer Vorderleute, wo zwar mit Lukas Slavetinsky (15 Sp, 1+9), Nick Walters (14 Sp, 1+3), Raubein Brad Ross (10 Sp, 1+3) und Florian Ondruschka (11 Sp, 0+2) durchaus bekannte Namen auflaufen, aber der Zenit ist bei allen wohl doch schon mehr als erreicht. Benedikt Böhringer, Fabian Ribnitzky, Mauriz Silbermann und Max Gimmel sind bemüht, aber den nötigen Kitt in die Abwehrlöcher können sie auch nicht schmieren.

Wenn es hinten schon so oft klingelt, dann wird es zur Mission Klassenerhalt aber wenigstens einen überdurchschnittlichen Angriff brauchen, doch auch hier tun sich die Oberfranken mitunter schwer, das eine Tor mehr als der Gegner zu erzielen. Die Hoffnung der Fans ist aber, dass Cracks wie Brett Thompson (CAN, 14 Sp, 5+11), Nick Miglio (USA, 15 Sp, 9+6) und Pascal Aquin (CAN, 14 Sp, 5+6) durchaus das Zeug haben, prägende Figuren zu sein. Auch Richard Gelke (15 Sp, 7+4), Steven Deeg (15 Sp, 3+5) und Fedor Boiarchinov (12 Sp, 2+6) können in der Liga locker Akzente setzen. Dennoch haben sich die Verantwortlichen jüngst entschieden, dem ohnehin schon großen Kader noch zwei weitere Bausteine hinzuzufügen: Zum einen Lukas Vantuch (CZE, 4 Sp, 0+2) und zum anderen Lars Reuß (4 Sp, 2+3), die sich bislang recht gut eingefügt haben und auch neuen Schwung brachten. Ergänzt durch Robert Hechtl, Lukas Klughardt, Nikita Naumann und Philip Woltmann soll es nach den Wünschen der Verantwortlichen in Sache Toreschießen nun erfolgbringender werden als bis dato.

Für die Eispiraten kann es trotz aller Umstände nur ein Ziel geben: Derby-Sieg! Und zwar nicht erst am kommenden Dienstag im Heimspiel gegen Dresden, sondern schon zwei Tage davor gegen Selb. Die Punkte gegen die Wölfe sind für die Tabelle und für das Selbstvertrauen der Eispiraten mehr als nötig, können aber nur mit einer professionellen, konzentrierten und kollektiven Leistung eingefahren werden. Wie es nicht funktioniert, wurde im ersten Aufeinandertreffen deutlich und sollte daher keine Wiederholung finden.