Wenn der Tabellenzweite gegen den Tabellendreizehnten spielt und die Kontrahenten Crimmitschau und Kassel heißen, würde wohl ziemlich jeder sagen: „Ja, ganz normal. Topteam Kassel steht oben und Wundertüte Crimmitschau hängt bissl hinterher“. Aber ist das wirklich alles ganz normal?
Denkste, nichts ist normal! Wenn der Tabellenzweite nämlich Crimmitschau heißt und der Tabellendreizehnte – also der Vorletzte! – Kassel, dann muss man schon zwei- oder dreimal auf die Tabelle schauen. Aber es stimmt, die Crimmitschauer sind mit 5 Siegen aus 5 Spielen so gut in die DEL2 gestartet wie noch nie, während in Kassel, dem eigentlichen Topfavoriten der Liga, sich schon ein kleines Gewitter zusammenbraut angesichts von nur 3 Punkten aus 5 Partien.
Jetzt kann man am dritten Wochenende der Saison natürlich noch nicht davon reden, dass in Nordhessen der Weltuntergang bevorsteht, aber ein wenig ratlos macht die Situation bei den Schlittenhunden schon. Und wahrscheinlich haben Coach Tim Kehler und sein Team wohl selbst noch nicht ganz umrissen, was ihnen da bislang wiederfahren ist. Eine 1:6-Heimklattsche gegen Frankfurt etwa oder ein 3:4 bei Aufsteiger Selb sind jedenfalls Ergebnisse, die eines Meisterschaftsfavoriten gelinde gesagt unwürdig sind.
Dass die Huskies mehr drauf haben, als sie bislang zeigten, ist beim Blick auf die Kaderliste aber mehr als deutlich erkennbar, denn in allen Mannschaftsteilen sind sie top besetzt. Zwischen den Pfosten etwa ist auf Gerald Kuhn weiterhin Verlass, der obendrein in Jonas Neffin einen talentierten Backup hinter sich weiß.
In der Abwehr sind es Namen wie Joel Keussen, Denis Shevyrin, Marco Müller, Dieter Orendorz und allen voran Troy Rutkowski, die für Qualität und Stabilität stehen. Und auch ein Stephan Tramm hat sich inzwischen längst zu einem namhaften DEL2-Defender gemausert. Allein das vorhande Potenzial aufs Eis zu bringen, ist angesichts von 18 Toren offenbar noch ein Thema bei den Huskies. Oliver Granz, Dustin Reich und Tom Geischeimer sind drei weitere Abwehrcracks in einer tief und breit aufgestellten Defensive.
Und wenn man schon dabei ist zu behaupten, dass in der Defensivarbeit aktuell noch der Wurm steckt, dann dürfte es im Sturm mit einem Wurm bei weitem nicht mehr getan sein. Denn was da an Scoringtouch aufgeboten werden kann, müsste nach 5 Spielen eigentlich mehr als mickrige 10 Tore zustande gebracht haben.
Als Antreiber in der Abteilung Attacke wären etwa der deutsch-kanadische DEL-Neuzugang Jake Weidner, DEL-Rückkehrer Jamie MacQueen (CAN) oder dessen Landsleute und Huskies-Stars der letzten Saison, Corey Trivino und Brett Cameron zu nennen. Die jüngere Fraktion um Lois Spitzner, Timo Gams, Paul Kranz, Eric Valentin, Tim Lucca Krüger, Hans Detsch und Lukas Laub braucht für den Weg zum Tor aber für gewöhnlich auch kein Navigationsgerät. Aber auch für die Offensive ist eben zu konstatieren, dass es bei weitem noch nicht so rund läuft wie es eigentlich könnte, wenn nicht sogar müsste.
Für die Crimmitschauer gilt es im Duell mit den Huskies kühlen Kopf zu bewahren und sich bitte bloß nicht vom aktuellen Tabellenbild blenden oder beeinflussen zu lassen. Denn es ist ja so: Bei den mit Hochkarätern gespickten Huskies wartet man auf den Ketchupeffekt und bei den Eispiraten auf die erste Saisonniederlage. Dass beides früher oder später passiert ist so sicher wie der nächste Sonnenaufgang. Nun haben die Crimmitschauer in den bisherigen Partien sehr gut gezeigt, was sie drauf haben und wie wiederstandsfähig sie sind, weshalb man die rot-weiße Premierenpleite beim besten Willen nicht heraufbeschwören braucht, aber dennoch sollten die Bazany-Jungs Demut walten lassen und die Außenseiterrolle im Duell mit den Hessen dankend annehmen. Aus dieser Position heraus kann vielleicht sogar die nächste Überraschung gelingen.