Der Wochenendrückblick zum Mittwochabend. Reichlich spät. Aber keine Sorge, wir haben´s nicht verpennt, sondern der Rausch vom unverhofft geilen Saisonauftakt hat einfach zu lange angehalten. Was für ein Kater…

Das 6-Punkte-Wochenende fand in Heilbronn schon nach 71 Sekunden seinen glückseligen Anfang, als standesgemäß der neue Kapitän höchstpersönlich den Falken die erste Feder rauszupfte. Allerdings waren es danach tatsächlich die Hausherren, die den Vogel abschossen – an dieser Stelle übrigens gute Besserung an Karl Fabricius! – denn die Heilbronner Spieler übertrumpften sich im Auslassen von Torchancen. Und weil sie es selber nicht auf die Reihe brachten, hatten die Crimmscher irgendwann Mitleid und so war es eben Greg Kreutzer, der den Puck in Volleyballmanier ins Tor klopfte. Es sollten an diesem Abend halt nur Crimmitschauer die Tore in der Kolbendingsarena schießen. Selbst der offizielle Schütze, Jeremy Williams, ist ja noch Crimmitschauer. So wie alle guten Spieler, die mal im Sahnpark aktiv waren, immer Crimmitschauer sind. Gell Knacki?!?

Zu dieser Kategorie Spieler ist übrigens auch Mathieu Lemay auserkoren, der dabei half den Spielstand kurz vor der ersten Pause mit seinem Zuckerpass auf Timmins ein wenig auf den Kopf zu stellen und der dann im zweiten Drittel den Turbo zu einem herrlichen Unterzahltor zündete. Damit war es um die Falken eigentlich schon geschehn, die sich ihre Schnäbel eh schon an Luka Gracnar abgewetzt hatten und nicht mehr wirklich Fuß fassten in einem Auswärtsspiel, das genaz nach dem Geschmack des rot-weißen Anhangs lief. André Schietzold und „Mister Empty Net“ Patrick Pohl schossen die Eispiraten dann endgültig an die Tabellenspitze. Sch… drauf, dass es der erste Spieltag war!

Zwei Tage später gaben die Eispiraten die Tabellenführung trotz eines Sieges gegen Landshut schon wieder ab und sind nun offiziell nicht mehr der Gejagte. Klingt komisch, ist aber so. Schuld am Sturz des Tabellenführes ist einzig und allein der vor sich hinalternde Dimitri Pätzold, der einen auf Gracnar machte und schlichtweg alles wegfing, was es wegzufangen gab. Die Eispiraten konnten da ihre empathischen Charakterzüge trainieren, bekamen sie doch am eigenen Leib mit, wie sich die Heilbronner am Freitag angesichts eines überragenden gegnerischen Goalies gefühlt haben müssen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Pätzold dann endlich hinter sich greifen musste. Schlenker war´s – mal wieder – der den Führungstreffer erzielte, in Unterzahl noch dazu.

Ein Schützenfest sollte es nicht mehr werden, diese Utopie hat Landshuts Goalie – totz der tausend Eispiraten-Chancen – schnell aus den Crimmitschauer Köpfen geschlagen. Dass die Landshuter sich aber sogar zum Ausgleich würgen konnten, war dann schon etwas seltsam. Die Vorstellung, dass die Dreihelmenstädter angesichts des phasenweise arg einseitigen Spielverlaufs vielleicht sogar  Punkte aus dem Sahnpark mitnehmen könnten, glich der Vorstellung von Hans-Georg Maaßens Einzug in den Bundestag: Braucht kein Mensch! Gut nur, dass sich eben beides auch nur in der Fantasie abspielt, denn da war ja noch André Schietzold, der auf seine alten Tage seine Torjägerqualitäten wieder aufwärmt und seinen eigenen Rebound kurz vor Ultimo im Netz versenkte. Der Rest war „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey! Hey!“

Apropos: Die Stimmung im heiligen Sahnpark war Balsam auf die geisterspielgeschundete Fanseele. Eine wahre Wohltat, Menschen auf der Tribüne zu sehen und zu hören. Selbst am Anblick unästhetisch nackter niederbayerischer Bierwampen konnte man sich noch ergötzen. Eishockey ist halt mit Fans doch am schönsten. Ein kleiner „fun fact“ am Rande muss aber auch erwähnt sein. Nein, es ist dann doch eher ein „horror fact“: Seit der Wiederauferstehung des Crimmitschauer Eishockeys im Jahr 1990 sind zu einem ersten Saisonheimspiel noch nie – wiederhole – noch nie unter 2.000 Fans ins Stadion gekommen. An solchen Zahlen wird deutlich: Die Pandemie und deren Folgen haben uns leider noch in ihren hässlichen Fängen.