Noch sind nicht alle Spieler zurück gekehrt, aber das erste Event ist in Crimmitschau bereits Geschichte. Am vergangenen Samstag fand das Sommerfest der Eispiraten statt, dabei wurden Fans eingeladen, endlich wieder Stadionluft zu schnuppern und mit dem ein oder anderem bereits anwesenden Spieler ein Foto zu machen. Sicherlich finden derartige Veranstaltungen in vielen Orten der Liga statt. Wir schauen jedoch nicht auf diese Veranstaltungen, sondern blicken im zweiten Teil unseres Pre-Season-Checks auf die Gegner aus Bayern, wo sich die Kräfteverhältnisse offenbar isarabwärts verschoben haben. Zum Abschluss der heutigen Etappe lassen wir uns am Bodensee nieder.
Ziel im Tigerkäfig: Blick nach oben
In den vergangenen Spielzeiten war die Fahrt zu den Bayreuth Tigers die kürzeste Anreise für die Eispiraten zu den südlichen Vertretern der Liga, doch mit dem Aufstieg der Selber Wölfe ist das für die kommende Saison Geschichte. Gewohnt schwer machten es die Hausherren dem Gegner, dennoch nisteten sich die Tigers von Beginn an in den unteren Tabellenregionen an, drei Viertel der Hauptrunde hielten sie den Anschluss an die PlayOffs, ehe am Ende dann die rote Laterne übernommen wurde. Und so werden einmal mehr recht umfangreiche Änderungen im Kader des Teams von der einzigen richtigen Konstante, nämlich Trainer Petri Kujala, vorgenommen. Unter anderem Simon Karlsson, Timo Walter, Juuso Rajala, Nicklas Mannes, Martin Heider (Karriereende) und Martin Davidek verließen die Tigers zum Ablauf der Saison. Adäquaten Ersatz erhoffen sich die Macher von den durchaus namhaften Zugängen wie Verteidiger Garret Pruden, der vom ERC Ingolstadt losgeeist wurde, Ex Freiburger Luke Pither und Christian Kretschmann aus Frankfurt. Sicherlich ein kleines Husarenstück gelang den Verantwortlichen mit der Verpflichtung des Nauheimer Topscorer Cason Hohmann und dessen Teamkameraden Frederik Cabana. Ob es zu einer besseren Platzierung reicht, wird sich zeigen.
Wer Meister werden will, muss an Landshut vorbei…
Beim EV Landshut finden sich zur neuen Saison 12 neue Gesichter im Kader, allerdings rücken wie gewohnt aus der guten Eishockeyschule junge Nachwuchsspieler zu den Profis, unter anderem soll der erst 15jährige Nico Pertuch hinter dem starken deutschen Goalieduo Dimitri Pätzold und dem aus Ravensburg gekommenen Olafr Schmidt als Nummer 3 im Tor im Ernstfall die Kohlen aus dem Feuer holen sollen. Außerdem rücken die jungen Verteidiger Fabian Belendir (17) und Stürmer Moritz Serikow (17) aus dem eigenen Nachwuchs in der Spielzeit 2021/22 zum Kader, allerdings werden diese eventuell auch bei den Passau Black Hawks aus der Oberliga Süd für die kommende Saison 2021/22 eingesetzt, mit welchen der EVL eine Kooperation beschlossen hat. Nicht mehr im Team des EVL sind unter anderem Arturs Kruminsch, Kristian Hufsky, Jaroslav Hübl und Max Hofbauer. Mit Benedikt Brückner verstärkt sich der EVL in der Defensive, der ehemalige Nationalspieler bringt seine Erfahrung aus über 500 DEL-Einsätzen mit. Ein ähnliches Schwergewicht mit 555 DEL-Spielen und ebenfalls ehemals den Bundesadler auf der Brust stellt Thomas Holzmann dar, der aus Augsburg in die Dreihelmenstadt wechselt. Und durchaus ligainterne Schwergewichte konnten mit den aus Bad Tölz gewechselten Andreas Schwarz und Marco Pfleger gewonnen werden, dazu Andre Huult aus Freiburg – der EVL wird in der kommenden Saison immens schwer in den Griff zu bekommen sein, da er nicht mehr von der Reihe um Marcus Power, Zach O´Brien und dem Quarterback Robin Weihager lebt. Wenn es mannschaftsintern stimmt und die frisch erschlossene Ölquelle am Gutenbergweg weiter sprudelt, können sichen die Fans aus Landshut auf eine sehr lange Saison einstellen.
Kleinere Brötchen nach Sponsoren-Hickhack im Alpenvorland
Eine am Ende erfolgreiche Saison auf der einen Seite, eine Schieflage beim Hauptsponsor und Zahlungsverzug auf der anderen Seite der Medaille, dazu ein abruptes Ende der Tätigkeit von Geschäftsführer Christian Donbeck und schon brodelte die Gerüchteküche in Eishockeydeutschland im Frühsommer. Mit Jürgen Rumrich wurde aber schnell eine neuer Geschäftsführer gefunden und letztlich war auch das Lizenzierungsverfahren erfolgreich, so dass das „OK“ aus der DEL2-Zentrale kam und Bad Tölz auch in der kommenden Saison in der zweithöchsten deutschen Spielklasse spielen wird.
Ganz so dick wird im Alpenvorland offenbar aber nicht geplant werden können, denn bisher steht dort ein sehr kleiner Kader auf dem Papier, der wohl von der Schnäppchenjagd kurz vor Saisonstart profitieren soll. Aber Headcoach Kevin Gaudet kennt sich mit diesen Gegebenheiten seit Jahren aus und weiß, was man auch aus einem solchen kleinen Kader herausholen kann. Dennoch gilt es, Abgänge wie Marco Pfleger und Andreas Schwarz zu verkraften, ebenso wie Maximilian Franzreb, Niklas Heinzinger und Luca Tosto, die den Club in Richtung DEL verlassen. Dazu beendete der aktuelle DEL2-Spieler des Jahres Max French seine Karriere und kehrt nicht nach Bad Tölz zurück. Eine schwere Aufgabe, die angegangen wurde und dabei bisher vorrangig in der eigenen Liga gesucht wurde. Der neue Mann zwischen den Pfosten des EVL heißt Marco Wölf, der aus Bayreuth in seine Nachwuchsausbildungsstätte zurück kehrt. Mit dem 27-jährigen Rechtsfänger präsentieren die Löwen ihren neuen Stamm-Torhüter, dem als Backup Josef Hölz an die Seite gestellt wird. Mit dem US-Amerikaner Cam Spiro stößt ein Stürmer von den Wölfen aus Freiburg zu den Tölzer Löwen und besetzt da eine Kontigentstelle. Aus Landshut wechseln Dominic Bohac und Thomas Brandl zwei ligeerfahrene Spieler in die Kurstadt. Mit Tom Horschel kommt nach zwei Jahren in Bremerhaven und dort oftmals als erweiterter Spieler im Einsatz ein Eigengewächs zurück nach Bad Tölz.
Hängen ihm die Kässpatzen nicht langsam zum Hals raus?
Kässpatzen – diese klumpige Masse aus weichen Nudeln, gebratenen Zwiebeln und einem Berg zerlaufenem Käse – gehören zum Allgäu wie der Hase zu Ostern. Und inzwischen gehört auch Sami Blomqvist längst zum allgäuerischen Inventar, geht er doch nun schon in seine sechste Saison beim ESV Kaufbeuren. Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit wird der Finne, der wohl einfach nicht mehr zu einem anderen Verein wechseln will, erneut das Zugpferd im ESVK-Angriff sein und seine Kollegen mitreißen. Darunter etwa auch sein Sturmpartner Branden Gracel.
Und überhaupt: Kader im großen und ganzen halten und punktuell verstärken, diese Vorgehensweise zieht sich schon seit Jahren wie ein roter Faden durch das Allgäu. Sofort nach Saisonende wurde neben Blomqvist/Gracel auch ESVK Top-Scorer John Lammers sowie sein kongenialer Sturmpartner Tyler Spurgeon für eine weitere Spielzeit verpflichtet – damit startet der ESVK mit 4 ausländischen Angreifern. Allerdings müssen schwerwiegende Abgänge wie z.B. die von Urgestein Daniel Oppolzer, Denis Pfaffengut und Max Lukes verkraftet werden. Auch der nach Ravensburg gewechselte Julian Eichinger muss ersetzt werden, hier hat man sicherlich mit Simon Schütz aus Ingolstadt einen adäquaten Ersatz gefunden. Ihm zu Seite steht mit dem italienischen Nationalspieler Jan Pavlu aus Heilbronn ein weiterer ligaerfahrener Defender. Unumstrittene Nummer 1 im Tor in der Wertachstadt wird nach wie vor Stefan Vajs sein, der 33jährige geht in seine 13. Saison in Kaufbeuren. Mit Maximilian Meier und Dieter Geidl stehen hinter ihm zwei sehr junge Goalies, die im Falle einer Verletzung von Vajs – wie in den letzten Jahren durchaus schon passiert – dem Druck standhalten müssen. Ob der Kader für die PlayOffs reicht, ist fraglich, allerdings wurde man in den vergangenen Spielzeiten von Kaufbeuren immer wieder eines besseren belehrt.
Größerer Umbruch im Schussental
Wandern wir zum heutigen Abschluss noch etwas weiter nordwestlich in Richtung Bodensee. Hohe Erwartungen und oftmals Entäuschung, Ravensburg ähnelt Dresden sehr mit der Ausnahme, tatsächlich im Jahr 2019 den Erwartungen gerecht geworden zu sein und eine Meisterschaft gefeiert zu haben. Dennoch erfolgt auch hier ein größerer Umbruch. Eine neue Zusammenarbeit im Rahmen der Förderlizenzregelung schlossen die Ravensburg Tower Stars mit dem ERC Ingolstadt ab, vier bis fünf Spieler aus dem U23 Bereich sollen mit Förderlizenzen augestattet werden.
Die Tower Stars verzeichnen viele Abgänge, unter anderem Olafr Schmidt, Joshua Samanski, Mike Card, Mathieu Pompei, Maximilian Kolb, Kai Hospelt, Olivier Hinse und John Henrion. Damit jedoch der verbliebene Kontigentspieler Robbie Czarnik nicht alles allein machen muss, stellen ihm die Verantwortlichen durchaus einige hochkarätige Spieler an die Seite, so kommen Josh MacDonald aus Aalborg (DK), Sam Herr aus Insbruck (Österreich) und Charlie Sarrault aus Rungstedt (DK) ins Schussental. Letzterer spielte bereits vor 3 Jahren beim ESV Kaufbeuren und kennt die Liga daher schon. Hinten dicht machen wird aus Kaufbeuren kommend Defender Julian Eichinger.
Im Tor können sich die Tower Stars auf Jonas Langmann verlassen, der geht bis auf seinen kurzen Abstecher in die DEL in seine fünfte Saison in Ravensburg. Mit dem aus Freiburg kommenden Enrico Salvarani wird ein gutes deutsches Torhüterduo komplettiert.