Derbyzeit in Crimmitschau – Eispiraten gegen Eislöwen! Immer ein enges und umkämpftes Duell, aber im Sahnpark doch zuletzt auch immer eine klare Angelegenheit, denn seit 11 Spielen haben die Crimmitschauer im heimischen Stadion nicht mehr gegen die Erzrivalen aus dem Elbtal verloren. Das soll auch so bleiben!

Je länger eine Serie dauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass sie gebrochen wird. So sagt es die trockene Lehre der Stochastik. Und schaut man ins wahre Leben, nämlich auf die Form der beiden Duellanten in den letzten Wochen, so stehen die Chancen für die Eislöwen in der Tat gar nicht so schlecht, denn immerhin 5 Siege aus den letzten 6 Spielen konnte das Team von Coach Andi Brockmann, der kurz nach Weihnachten Rico Rossi ablöste, einfahren. Die eine Niederlage hatte es allerdings in sich und passierte ausgerechnet am vergangenen Freitag. Mit 2:10 kamen die Dresdner gegen Frankfurt nicht nur einmal unter die Räder. Nein, Frankfurt legte den Rückwärtsgang ein und fuhr gleich nochmal über die zermatschten Eislöwen. In der DEL2 zweistellig zu verlieren, sieht man nicht alle Tage.

Das sollte allerdings auch ein deutlicher Warnschuss für die Crimmitschauer sein, denn Dresden wird das Freitags-Debakel nicht auf sich ruhen lassen wollen und wird schon heute im Derby noch mehr raushauen, um diese Schmach vergessen zu machen. Dass es die Eislöwen können, haben sie ja in den Spielen zuvor gezeigt, als man mit einer Siegesserie wieder in Reichweite der Playoff-Ränge gelangte.

Einen großen Anteil daran hatte der finnische Goalie Riku Helenius (21 Sp, 2.99 GT/Sp, 89.87%, 2 SO), der nach Brockmann Amtsantritt zunächst einen schweren Stand hatte und mehrfach als 5. Asuländer draußen bleiben musste. Ihm vorgezogen in dieser Schaffenskrise wurden die  Nachwuchskräfte Nick Jordan Vieregge (6 Sp, 4.40 GT/Sp, 84.87%, 0 SO) und David Miserotti-Böttcher (2 Sp, 4.34 GT/Sp, 84.09%, 0 SO). Durch Leistung hat sich Helenius aber nun wieder zurückgemeldet und steht als klare Nummer 1 zwischen den Pfosten.

Das bedeutet gleichzeitig, dass für Stürmer Elvijs Biezais (LAT, 17 Sp, 3+9) kaum mehr eine Einsatzchance besteht, zumal die anderen drei Kontingentstürmer Nick Huard (CAN, 27 Sp, 8+14), Evan Trupp (USA, 23 Sp, 5+11) und Roope Ranta (FIN, 18 Sp, 3+10) nicht nur die größeren Namen haben, sondern wohl auch qualitativ die Nase vorn haben. Über allen steht aber einmal mehr – und wie war es anders zu erwarten – Jordan Knackstedt. Der streitbare Deutsch-Kanadier hat in seinen 27 Einsätzen sowohl die meisten Tore (14) als auch die meisten Vorlagen (16) erzielt und trägt folgerichtig den Topscorer-Helm. Dass „Knacki“ aber zugleich die zweitschlechteste +/- Bilanz im Team aufweist, schmälert seine Leistungen unter dem Strich dann doch ein wenig. Froh sein wird Trainer Brockmann deshalb sicherlich, dass er mit Vladislav Filin (23 Sp, 11+9) und Toni Ritter (23 Sp, 8+7) noch zwei weitere starke Spieler mit deutschem Pass aufbieten kann. Dahingegen dürften die sportlichen Erwartungen an Tom Knobloch (16 Sp, 1+4), Dennis Swinnen (26 Sp, 2+3), Christian Neuert (27 Sp, 0+4) und Steven Rupprich (17 Sp, 1+0) in dieser Saison noch nicht ganz erfüllt sein. Louis Trattner und Matej Mrazek komplettieren den Angriff, der mit durchschnittlich 2.52 die wenigsten Tore der Liga produziert.

Der ausschlaggebende Punkt für die zuletzt so sehr ansteigende Form der Elbstädter war also eher die stark verbesserte Defensive, in der natürlich Helenius die Hauptrolle spielt, aber im Abwehrverbund vor allem auch Steve Hanusch (26 Sp, 3+13), Alexander Dotzler (21 Sp, 3+8), René Kramer (26 Sp, 2+6), Kevin Lavallée (26 Sp, 0+7) und der nachverpflichtete Thomas Supis (18 Sp, 1+2) herausstechen. Mit diesem Quintett verfügt Andreas Brockmann wohl über die erfahrenste Abwehr der gesamten Liga, immerhin vereinen sich hier etliche Hundert DEL- und DEL2-Spiele. Neben den Oldies agieren schließlich noch Lucas Flade, Arne Uplegger und Bruno Riedl.

Wer glaubt, dass sich die im Höhenflug befindlichen Crimmitschauer heute im Vorbeigehen mal eben die Cracks aus Elbflorenz zurechtlegen, der dürfte ziemlich schnell und ziemlich deutlich merken, dass er einem Irrglaube unterliegt. Um nicht böse auf die Nase zu fallen, brauchen die Rot-Weißen wie schon in den vergangenen Spielen die Bereitschaft zu 110% Einsatz. Um das in den neunten Sieg in Folge umzumünzen, wird vor allem wichtig sein, die Angriffsspitze der Eislöwen zu entschärfen, dabei hauptsächlich den spielstarken Knackstedt und Trupp die Zeit und den Raum zum spielen zu nehmen und damit die Lust zu rauben. Im Angriff brauchen die Westsachsen den steten Druck auf die Dresdner Abwehr, denn nur dann bringt man die Defender und Ricku Helenius auch zum Wackeln.