Der Tabellen-Neunte hat den Letzten zu Gast, vom Papier her kann man nur erwarten, dass drei Punkte und ein klarer Sieg Formsache sind – so gingen die Ravensburger ins Spiel, um zu erkennen, dass auch ein Letzter Eishockey spielen kann. Doch leider brachten sich die Eispiraten mit unkonsequenten Powerplay und einer haaresträubenden Chancenverwertung um mögliche Punkte…

Eispiraten dominieren das erste Drittel

Die Westsachsen gingen hellwach in die Partie und ließen den zu erwartenden Anfangsdruck der Ravensburger schnell im Keim ersticken. Hinten sicher und nach vorn schnell und effektiv, denn der zweite Angriff der Eispiraten saß, Mitch Wahl wurde perfekt im Slot bedient und netzte zur Gästeführung ein. In der süddeutschen Eissporthalle herrschte auf den Rängen Stimmung wie auf einer Konferenz der Totengräber, nur die „Hey“-Rufe des gewohnt fachkundigen Ravensburger Eishockeyschöpfertums angesichts jeder kleinen Berührung ihrer Götter in Blau schallten im Echo durch die Halle. Erst recht, als sich die Schiedsrichter erlaubten, ein erzieltes Tor der Hausherren nicht anzuerkennen, nachdem Stiefenhofer den Eispiraten-Goalie Michael Bitzer klar behinderte. Da kann man sogar mal den zurecht genutzten Videobeweis bezweifeln, zumindest in Ravensburg tut man das! Die Tower Stars kamen bedingt durch Strafen gegen die Eispiraten immer besser ins Spiel und tatsächlich schafften es einige der Fans, etwas Lautstärke durch rhytmisches Aufeinanderprallen der eigenen Hände in die Halle zu bringen. Aber nur so lang, bis der Schiedsrichter ein Abseits der Ravensburger erkannte, da wurde wieder gemeckert. Die Eispiraten hatten die Gastgeber im Griff und verbuchten die eindeutig besseren Chancen, Vincent Schlenker und Dominic Walsh hätten durchaus das Ergebnis höher schrauben können, aber Schmidt im Tor der Ravensburger parierte stark. Michael Bitzer musste in der Schlussphase gegen Driendl klären, tat dies aber ebenfalls tadellos und so gingen die Eispiraten mit einer hochverdienten Führung in die Pause.

Wie man es schafft, einem unnötigen Rückstand hinterher zu laufen

Die Eispiraten versäumten es, in der Anfangsphase des zweiten Drittels in Überzahl nachzulegen, Chancen dafür waren vorhanden. Und so kamen die Hausherren zum Ausgleich wie die Jungfrau zum Kind, ein Verlegenheitsangriff landete bei Merl, der von der Abwehr zu nachlässig laufen gelassen und erst recht nicht am Schuss gehindert wurde – 1:1. Der Treffer interessierte die Gäste wenig, sie spielten munter weiter mit, aber die Chancenauswertung konnte man einmal mehr als katastrophal bezeichnen, Schmidt zeigte mehrere bärenstarke Saves und bewahrte seine Vorderleute vor einer eigentlich durchaus mit mehreren Toren möglichen Führung der Eispiraten. Aber auch Michael Bitzer zeigte bei den wenigen, aber qualitativ guten Einschusschancen seine starke Seite. Ansonsten gaben die Eispiraten weiter den Ton an und auf den Rängen hatten die drei Dutzend Eispiratenfans ohnehin keine Mühe, wenigsten ein wenig Stimmung in die Leichenhalle zu bringen. In den letzten zwei Minuten wurden sie allerdings überstimmt, denn als Vincent Schlenker eine vermeidbare Strafe zog, schlugen die Hausherren im sechsten Überzahlspiel zu, Zucker überwand Bitzer zur schmeichelhaften Führung für Ravensburg und zum Pausenstand.

Unnötiger Puckverlust verhindert Punkte

Die Eispiraten hatten immerhin noch 20 Minuten Zeit, um aus Ravensburg etwas mitzunehmen. Die erste Gelegenheit ließen die Westsachsen gleich zu Beginn des letzten Drittels verstreichen, Powerplay und Crimmitschau – dieses Paar wird wohl im Sahnpark nie zur Trauung kommen. Aber eines muss man den Westsachsen lassen, der Kampf und Wille war spürbar und sollte in der 48. Minute endlich belohnt werden. Ty Wishart fing den Puck an der blauen Linie des Ravensburger Drittels ab, passte auf Adrian Grygiel und der schoss den Puck, sicherlich mit einer gewissen Portion Wut über die bis dahin liegen gelassenen Chancen, ins Dreiangel zum hochverdienten Ausgleich. Die Fachbesucher erkannten natürlich ein Abseits und zeigten einmal mehr ihren Unmut, doch das Schiedsrichtergespann hatte klar die besseren Augen. Doch der Ravensburger Anhang durfte in der Schlussphase trotzdem jubeln, denn in einem erneuten Überzahlspiel schafften es die Eispiraten nicht nur, keinen Treffer zu erzielen, nein, Jared Gomes erlief sich den Puck und ließ im Alleingang Michael Bitzer keine Chance. Das versetzte den Eispiraten trotz noch verbleibender Spielzeit einen derartigen Schock,dass sie sich nicht mehr erholten und Ravensburg kurz vor Ende den Entscheidungstreffer ins leere Tor beförderte.