Die Länderspielpause, die zum berühmten richtigen Zeitpunkt kam, ist vorüber. Und für die Eispiraten heißt es von nun an, den zuletzt verspielten Kredit wie auch die verspielten Punkte so schnell wie möglich wieder reinzuholen, um den Anschluss in der Tabelle nicht zu verlieren. Nach den eher bescheidenen ersten 17 Spielen kann man also getrost von einem zweiten Saisonstart sprechen.

Genauso werden wohl auch die Dresdner Eislöwen denken, die angesichts ihrer Kaderprominenz äußerst bescheiden in die Saison gestartet sind. Platz 11, 17 Punkte aus 18 Spielen und ein Torverhältnis von 55:74 sind kein Ruhmesblatt für das Team von Rico Rossi, der den nach nur 4 Spielen bereits entlassenen Brad Gratton hinter der Bande ersetzt hat.

Rossis Mannen haben aber zuletzt immerhin einen zarten Aufwärtstrend erkennen lassen und sich aus dem tiefsten Tabellenkeller herausgearbeitet. Damit es dabei bleibt, sind hauptsächlich die beiden Goalies Florian Proske (10 Sp, 4.20 GT/Sp, 87.7%, 0 SO) und Marco Eisenhut (11 Sp, 3.71 GT/Sp, 89.4%, 0 SO) gefragt, die sich bislang die Arbeit teilen und somit Eisenhut seinen Status als klare Nummer 1 erst einmal eingebüßt hat. Kann für Proske sprechen, aber auch gegen Eisenhut.

Die Flut von bislang 74 Gegentoren geht aber freilich nicht auf die Torhüter alleine, da die Defensive zu oft in den bisherigen Spielen nicht das versprach, was sie von den Namen her eigentlich leisten müsste. Immerhin stehen da mit Kevin Lavallée (18 Sp, 1+7) und Alexander Dotzler (18 Sp, 3+5) zwei Veteranen aus der DEL im Kader, die in den letzten Jahren genug Erfahrung im Oberhaus gesammelt haben müssten, um den Dresdner Laden in der DEL2 dicht halten zu können. Aber auch René Kramer (18 Sp, 1+4), Steve Hanusch (17 Sp, 2+6) und Sebastian Zauner (10 Sp, 0+1) haben in der Zweiten Liga eigentlich schon alles gesehen, was nötig ist. Die drei jungen Talente Arne Uplegger, Lucas Flade und Timon Ribnitzky können sich jedenfalls das ein oder andere bei ihren Kollegen abschauen – wenn deren Form stimmt.

Die Form der Angreifer hat zuletzt hingegen merklich an Fahrt aufgenommen und vor allem die beiden Neuzugänge Dale Mitchell (CAN, 18 Sp, 10+12) und Mario Lamoureux (USA, 18 Sp, 7+14) haben einige Schippen draufgepackt. Der Kampfzwerg Mitchell hat dabei in den zurückliegenden Spielen wichtige Tore erzielt. In Dresden angekommen ist auch der dritte Kontingentspieler im Bunde, der Lette Elvis Biezais (17 Sp, 6+13), der die Zweifel ob seiner Verpflichtung im Sommer inzwischen vollständig ausräumen konnte. Bei Nick Huard (CAN, 13 Sp, 8+7) und Jordan Knackstedt (18 Sp, 4+13) wissen die Eislöwen eh, was sie haben, und auch der nachverpflichtete Petr Pohl (7 Sp, 3+3) kann nach einigen Jahren in der DEL seine Scoringqualitäten auch in Dresden abrufen. Rico Rossi kann somit auf ein halbes Dutezdn wirklich torgefährlicher Stürmer bauen. Spieler wie Thomas Pielmeier (18 Sp, 1+7), Toni Ritter (18 Sp, 3+2), Steven Ruprich (18 Sp, 0+0) oder die jungen Stürmer Timo Walther, Tom Knobloch und Niklas Jentsch stehen daher beim Toreschießen nicht ganz so im Blickpunkt und können sich auf ihre kämpferischen Qualitäten bzw. im Falle der Jungspunde auf ihre weitere Entwicklung konzentrieren.

Wiedererstarkt oder nicht? Auf dem Weg nach oben oder immer tiefer im Keller? An den richtigen Stellschrauben gedreht oder wirklich nicht besser als der Tabellenstand? Die Fragen, die sich nach einem Wochenende Pause um die Eispiraten drehen, können eigentlich schon im Derby gegen die Eislöwen halbwegs beantwortet werden, denn wenn die Crimmitschauer nicht weiter an Boden verlieren wollen, zählt im heimischen Sahnpark gegen die Konkurrenz aus dem Elbtal nur ein Sieg. Es wird darauf ankommen, wie die Crimmitschauer einerseits ihre Defensive gegen die angriffslustigen Dresdner organisieren und wie sie andererseits die zweifelsfrei vorhandenen Abwehrlücken der Eislöwen effektiv nutzen. Gerade diese Aspekte waren noch vor der Länderspielpause eklatante Schwächen im Eispiraten-Spiel, an deren Beseitigung hoffentlich erfolgreich gearbeitet wurde. Falls dem so, ist, dann geht die diesjährige Eispiraten-Saison eben erst im November los.