Es wird gemunkelt, dass eine dicke Frau durch den Sahnpark geistert. Aber es hat sie noch keiner singen gehört! Und deshalb werden wir den Teufel tun, die Eispiraten heute schon in die Playdowns zu reden. Nix da, erstmal ist Derby!

Wie im Fluge sind die letzten Wochen und Spieltage vergangen und nun steht tatsächlich nur noch ein Hauptrundenwochenende vor der Tür. Dass die Lausitzer Füchse vor diesem Wochenende mit 92 Zählern und 169:148 Toren punktgleich mit Tabellenführer Frankfurt dastehen, das hätte vor 5 Monaten wohl niemand geglaubt. Und auch heute weiß man noch nicht so recht, wie die Füchse dieses Husarenstück fabriziert haben.

Vielleicht sind die Lausitzer da oben gelandet, weil sie stets ein bisschen belächelt wurden, weil man sie immer als Außenseiter wähnte und weil man imer glaubte, dass sie über ihre Verhältnisse spielen und irgendwann noch einbrechen werden, wenn die Glückssträhne reißt. Aber: Es war nicht nur Glück, der Einbruch kam nie und am 50. Spieltag braucht man darauf erst recht nicht mehr spekulieren.

Die Füchse stehen schon zurecht da oben, denn was die Verantwortlichen heuer angefasst haben, ist zu Gold geworden. Das beginnt schon auf der Trainerposition, wo der Kanadier Corey Neilson seinem Team die Eigenschaften geimpft hat, die er selbst zu seiner Zeit als Spieler umzusetzen pflegte: Arbeit, Arbeit, Arbeit und Defense, Defense, Defense. Als beinharter Verteidiger hat sich Neilson seine Meriten verdient und man merkt die Handschrift, die seine „Boys“ tragen.

Und so verwundert es auch nicht, dass die Füchse mit dem vor Saisonbeginn noch belächelten Goalie-Gespann Olafr Schmidt (31 Sp, 2.53 GT/Sp, 91.22%, 3 SO) und Konstantin Kessler (10 Sp, 2.76 GT/Sp, 92.24%, 1 SO) die bislang drittwenigsten Tore der Liga kassiert haben. Für Schmidt jedoch ist die Saison verletzungsbedingt bereits frühzeitig beendet, so dass die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen waren und den Kanadier Jason Kasdorf (1 Sp, 7.40 GT/Sp, 80.00%, 0 SO), der schon die Saisonvorbereitung im Fuchsbau verbrachte, unter Vertrag genommen haben.

Ohne gute Verteidigung sehen aber bekanntlich auch die besten Goalies recht alt aus. Bei den Lausitzern ist es eine Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Dynamik, die es den gegnerischen Teams ganz schwer macht zum Torerfolg zu kommen. Da wären Chris Owens (CAN, 49 Sp, 8+26) und Jakub Kania (40 Sp, 2+9) auf der einen und Maximilian Adam (18 Sp, 5+7), Oliver Granz (49 Sp, 2+9) und Erik Hoffmann (14 Sp, 0+1) auf der anderen Seite. Dazwischen tummeln sich mit Joel Keussen (17 Sp, 2+14). Mychal Monteith (49 Sp, 6+7) und Steven Bär (48 Sp, 3+5) drei Cracks, die in der DEL2 nun auch keine Unbekannten mehr sind.

Im Angriff geben die drei Kontingentspieler den Ton an, nämlich der wieselflinke Jeff Hayes (CAN, 49 Sp, 20+37), Oldie Steve Saviano (USA, 49 Sp, 23+24) und Brecher Anders Eriksson (SWE, 47 Sp, 15+27). Die Deutsch-Kanadier Jordan George (47 Sp, 14+27), Clarke Breitkreutz (39 Sp, 18+15) und Marius Schmidt (43 Sp, 0+9) gehören auch noch zur fordersten Front. Mit Feodor Boiarchinov (48 Sp, 10+19) und David Kuchejda (47 Sp, 5+16) hört es in Sachen der arivierten Kräfte dann „schon“ auf. Danach kommen nur noch die jungen Wilden aus der fruchtbaren Kooperation mit den Eisbären aus Berlin bzw. aus dem eigenen Nachwuchs.

Charlie Jahnke (23 Sp, 6+17), Fabian Dietz (47 Sp, 11+6), Cedric Schiemenz (45 Sp, 4+13), Vincent Hessler (22 Sp, 4+9), Philip Kuschel (40 Sp, 2+10) und Thomas Reichel (47 Sp, 5+2)  sind jedenfalls beste Beispiele, dass es mit jungen Cracks richtig guten Erfolg geben kann. Man muss nur wissen, wie man sie richtig einsetzt und das vielzitierte „Kollektiv“ sorgt in Ostsachsen für sein Übriges.

Das letzte Derby der Saison steht für die Crimmitschauer auf dem Programm und angesichts der Ausgangslage und der fortgeschrittenen Hauptrunde dürfte es wohl das schwerste aller bisherigen Derbies werden. Denn die Füchse werden vieles tun, aber eines sicher nicht: Die Punkte freiwillig in den Bus nach Westsachsen wandern lassen. Als Tabellenerster die Hauptrunde zu beenden dürfte nämlich für die Füchse so etwas wie der größte sportliche Erfolg der letzten 20 Jahre sein. Und diese einmalige Chance, nach dem letzten Spieltag ganz oben zu stehen, wird sich im Fuchsbau wohl kaum jemand entgehen lassen wollen.

Die Pleißestädter sind also mit dem Spielplan schon ein wenig gestraft. Zumal sie zum gewinnen verdammt sind. Zumindest ist Crimmitschau mit einem Sieg, egal ob mit 3 oder 2 Punkten, vor dem letzten Spieltag am Sonntag noch ganz sicher im Rennen um die Pre-Playoffs dabei. Bei einer Niederlage ist man umso mehr auf die Ergebnisse der Konkurrenz angewiesen. Auf Dresden und Bayreuth sollte aber nicht das Hauptaugenmerk gelegt werden, sondern natürlich auf die eigene Leistung der Crimmitschauer, die in Weißwasser von Kampf und Einsatz geprägt sein sollte und dem Vermögen sich auf das laufintensive Spiel der Füchse einstellen zu können.