Nun ist es also soweit. Das angefressene Punktepolster der Eispiraten auf die Playdown-Plätze ist aufgebraucht und der Spielplan will es so, dass der Verfolger EHC Bayreuth mit einem Sieg im direkten Duell an den Crimmitschauern vorbeiziehen kann. Für die Eispiraten kann es im fränkisch-sächsischen Derby nur darum gehen, den Kopf irgendwie aus der Schlinge zu bekommenn und den freien Fall erst einmal zu unterbrechen.
Das mit dem freien Fall hat man in Bayreuth schon hinter sich, denn Ende November war mit dem 0:7 zuhause ein Punkt erreicht, an dem man als Außenstehender das Kartenhaus „Tigers“ sportlich und finanziell – die Zuschauerzahlen bewegten sich bei kaum mehr 1.500 – schon zusammenfallen sah. Aber: Es kam anders! Am 24. Spieltag, als die Bayreuther mit 6:1 in Crimmitschau gewannen, brannte die Rote Laterne zum letzten Mal in Oberfranken, denn seither befindet sich das Team im Aufwind.
Coach Petri Kujala, der kürzlich seinen Vertrag beim EHC verlängerte, hat viel Zeit und sicherlich auch Nerven investiert, um die Mannschaft in die Spur zu bringen. Nutznießer waren zuerst einmal die beiden Goalies Timo Herden (17 Sp, 3.71 GT/Sp, 89.49%, 0 SO) und Brett Jaeger (23 Sp, 3.69 GT/Sp, 89.49%, 0 SO), die nicht nur ihre eigene Leistung deutlich steigern und sich als verlässlicher Rückhalt stabilisert haben, sondern auch von deutlich besserer Defensivarbeit profitieren.
Dabei spielen die Routiniers Martin Heider (38 Sp, 8+13) und Jozef Potac (25 Sp, 2+11), aber auch der nachverpflichtete Schwede Simon Karlsson (10 Sp, 1+2) tragende Rollen. Ihre Kollegen Simon Mayr (38 Sp, 3+13), Henry Martens (33 Sp, 3+4) und Niklas Mannes (20 Sp, 1+0) lassen zwar mit verheerenden Plus-Minus-Bilanzen noch nicht jeden Zweifler verstummen, haben aber ihr Formtief ebenfalls längst überwunden und sorgen im Kollektiv dafür, dass wenigstens vier Mannschaften in der Liga mehr Gegentore kassiert haben – incl. der Eispiraten.
Mit Blick auf die Offensive können die Fans in Oberfranken inzwischen auch etwas entspannter schlafen, denn ehemalige Sorgenkinder wie Juuso Rajala (FIN, 35 Sp, 7+21) und Ivan Kolzvary (SVK, 35 Sp, 3+21) haben ihren Stürmerinstinkt unlängst wiederentdeckt. Der quirlige Ville Järveläinen (FIN, 38 Sp, 12+25) ist und bleibt aber der Motor im Tigers-Angriff. Nimmt man noch die deutschen Stürmer Mark Heatley (34 Sp, 9+17), Michal Bartosch (37 Sp, 11+12), Sebastian Busch (37 Sp, 9+13), Tim Richter (37 Sp, 6+13) und Luca Gläser (35 Sp, 8+6) hinzu, so kann Petri Kujala qualitativ solide aufgestellte Sturmreihen ins Rennen schicken, denen man die Pre-PLayofftauglichkeit keinesfalls absprechen kann.
Timo Gams, Kevin Kunz, Tobias Kirchhofer und Benjamin Kronawitter sorgen für die erforderliche Tiefe im Sturm.
Tja, liebe Eispiraten. Nun heißt es hop oder top. Im Kampf um die Pre-Playoffs etwas Luft zum Atmen verschaffen oder plötzlich in die Rolle des Verfolgers abrutschen? Diese Frage stellt sich vor dem 38. Spieltag und bedient erstmal die Fakten. Denn für die Eispiraten geht es darum, auf dem 10. Platz zu bleiben oder von Bayreuth überholt zu werden und auf Rang 11 durchgereicht zu werden. Fügt man der Konstellation noch etwas Pathos hinzu, so könnte man auch von einem Schicksalsspiel reden. Egal wie es ausgeht, danach stehen immer noch 13 Spieltage auf dem Programm und man sollte daher abhängig vom Ergebnis weder in himmelhochjauchzende Euphorie fallen noch in zutodebetrübte Lethargie.