Die Busfahrten in den Südwesten Deutschlands, vor allem nach Bietigheim-Bissingen gehörten für die Eispiraten in den jeweiligen Saisons oftmals nur zum Erfassen des Spiels in der DEL2-Statistik, denn beim mehrfachen DEL2-Meister gab es selten etwas zu holen. Diesmal sollte es aber anders werden, wenngleich es für die Trainer ein Spiel zum Haare ausraufen war (sofern welche vorhanden…), weil beide Abwehrreihen und Goalies der Meinung waren, für die Zuschauer ein Spektakel der besonderen Sorte zu bieten…

Seit 11 Spielen endlich wieder mal eine Führung…

Die Eispiraten begannen, als ob sie keine 6 Stunden Busfahrt in den Knochen hatten und setzen das Gehäuse von Sharipov unter Beschuss und beeidruckten die Steelers damit sichtlich. Die wähnten sich offenbar in Sicherheit, als nach 3 Minuten Kircher wegen zu hohen Stockes das Eis für zwei Minuten verlassen musste. Doch die Eispiraten waren es, die in den Folgeminuten die dicksten Chancen hatten, innerhal von 10 Sekunden scheiterten erst noch Talbot, Hilbrich und nochmal Talbot an Sharipov, doch nur wenige Augenblicke später war es McNally, der nach Schuss von Hilbrich und einem erneuten Abpraller Sharipovs die Westsachsen in Führung brachte.

Das war offenbar ein Wecksignal für die Hausherren, die in den Folgeminuten die Gäste immer mehr in die eigene Verteidigungszone drückten. Die Steelers-Chancen mehrten sich und letztlich war es Lukes, der das Weltbild im Ellental zumindet erst einmal halbwegs gerade rückte und aus halbrechter Position Sebastian Albrecht zum Ausgleich überwand.

Es ging fortan fast nur noch in Richtung Eispiratentor, doch Albrecht und seine Vorderleute ließen nur einen Pfostenschuss zu und fingen doch ein Gegentor der allerbilligsten Sorte. Die Steelers machten aus dem eigenen Drittel einen Befreiungsschlag, Philipp Halbauer und Ole Olleff ließen sich von Cabana überlaufen und der spielte von der Bande einen No-Look-Pass vor das Tor, wo Zientek freistehend und unbedrängt zum 2:1 einschießen konnte, was gleichzeitig auch den Pausenstand bedeutete.

Offensivspektakel im zweiten Drittel

Die Eispiraten läuteten das zweite Drittel lautstark mit einem Lattentreffer durch Flick ein, doch die Steelers machten es postwendend auf der Gegenseite besser, Weller überraschte Sebastian Albrecht mit einem Schuss aus der Drehung und schickte den Puck durch dessen Hosenträger. Wer dachte, dass die Eispiraten dadurch wackelten, sah sich getäuscht, denn keine Minute später war Flick zu Stelle und drückte die Hereingabe von Olleff über die Linie. Das Spiel wog nun hin und her, beide Goalies hatten viel zu tun. Die Steelers schossen aus allen Lagen, während sich die Eispiraten einmal mehr im Spielaufbau schwer taten. Das Mittel der Steelers entpuppte sich vorerst als das Bessere, Swinnen überwand Albrecht mit einem gezielten Distanzschuss zum 4:2.

Doch auch hier wirkte die Freude im Ellental nur knappe zwei Minuten, da war Hudson zu Stelle und zeigte endlich einmal wieder, wozu er von der blauen Linie aus fähig ist. Die Eispiraten waren danach voll in der Partie und spielten auf Augenhöhe mit den favorisierten Steelers. Julian Talbot überlief in der 15. Minute die Abwehr der Bietigheimer und konnte nur noch durch Sharipovs Schläger gestoppt werden, der ihm damit die Beine stellte. Das Schiedsrichtergespann entschied hier das einzig Richtige, nämlich einen Penaltyschuss, den Talbot eiskalt zum Ausgleich verwandelte. Ja – und auch hier war die Freude darüber nur von kurzer Dauer, denn nur eine Minute später war Bietigheims Hauner zur Stelle und brachte seine Farben wieder in Front, was mit dem 5:4 auch den nächsten Pausenstand in diesem vogelwilden Spiel bedeutete.

Westsächsische Steh-auf-Männchen

Und auch in den letzten Durchgang sollte es mit einem frühen Tor gehen, diesmal waren es die Eispiraten die das 5:5 erzielten, Hilbrich schaltete am schnellsten, nachdem Sharipov erneut den Puck abprallen ließ. Abermals dauerte es nur 45 Sekunden, da war der Meister wieder in Front, Swinnen zimmerte den Puck per Direktabnahme seitlich an am verdutzen Albrecht vorbei ins Tor. Doch das Team von Kim Collins scheint über die Weihnachtsfeiertage die berühmten Häschen-Batterien bekommen zu haben, denn die Eispiraten zerrten weiter an den Ketten und tatsächlich kamen sie ein weiteres mal zurück, Christoph Kabitzky schoss aus vollem Lauf und hämmerte den Puck in den Winkel zum von den 15-20 mitgereisten Fans umjubelten 6:6. Die folgenden Minuten agierten beide Teams zwar immer noch mit offenen Visier, aber defensiv deutlich vorsichtiger und die Eispiraten sicherten sich damit schon mal den eher unerwarteten Auswärtspunkt.

Schlenker sichert Zusatzpunkt kurz vor Ultimo

In der Verlängerung waren es die Steelers, die den Ton angaben. Der Meister hatte deutlich mehr Puckbesitz und der in den 60 Minuten zuvor nicht immer sicher wirkende Sebastian Albrecht zeigte sich voll auf der Höhe. Die Schiedsrichter übersahen zum Unmut des Heimpublikums ein Beinstellen, möglicherweise ließen diese aber auch Gnade walten, um die Entscheidung den Teams zu überlassen. Und während das Publikum noch mit den Unparteiischen haderte, zog Patrick Pohl davon und bediente seinen „Best Buddy“ Vincent Schlenker, der den Steelers den K.O. bescherte und damit den zweiten Punkt in den Bus nach Westsachsen packte.