Wer mit dem ESV Kaufbeuren noch das Graue-Maus-Image verbindet oder die Playdowns mit dem Teams aus dem Allgäu assoziiert, der lebt schon ziemlich im Gestern. Denn der kommende Gegner der Eispiraten hat sich über die vergangenen drei Jahre Schritt für Schritt weiterentwickelt und steht nun kurz vor dem Sprung auf Tabellenplatz 2.
Damit es so weit kommt, braucht das Team von Coach Andi Brockmann jedoch erst einmal einen Sieg im Sahnpark. Aktuell stehen die Gelb-Roten nämlich „nur“ auf Rang 3 mit 43 Punkten und 83:54 Toren. Damit bestätigen die Buron Joker, dass der eingeschlagene Weg noch längst nicht beendet ist und die Playoffs nicht nur fest gebucht werden können, sondern es dort auch wieder sehr weit gehen kann.
Alleiniger Erfolgsgarant ist dabei längst nicht mehr nur Goalie Stefan Vajs (17 Sp, 2.88 GT/Sp, 90.12%, 2 SO). Der Ausnahmekönner zwischen den Pfosten ist zwar nach wie vor der Beste seiner Zunft in der DEL2, aber der ESVK ist mehr als nur Vajs, zumal mit Marc-Michael Henne (4 Sp, 1.21 GT/Sp, 94.68%, 1 SO) ein Backup zur Verfügung steht, den man ohne Zweifel einsetzen kann, so etwa in den letzten drei Wochen, als Vajs seine alljährliche schöpferische (Verletzungs-)Pause einlegte. Zum Spiel in Crimmitschau soll Vajs allerdings wieder auflaufen.
Vor den Goalies bringen die Verteidiger Julian Eichinger (21 Sp, 2+18), Florin Ketterer (20 Sp, 3+7), Kapitän Sebastian Osterloh (12 Sp, 0+3) und Philipp de Paly (21 Sp, 0+2) die gegnerischen Stürmer reihenweise zur Verzweiflung. Der Aufbau des Teams über die Jahre hinweg trägt beim ESVK nun vollreife Früchte. Für die nächste Generation stehen Denis Pfaffengut (21 Sp, 0+5), Daniel Haase (21 Sp, 0+5), Simon Schütz (6 Sp, 1+1), Philipp Messing (19 Sp, 0+1) und Fabian Koziol (10 Sp, 0+1) schon bereit bzw. haben ihr Lehrstück zum Teil schon hinter sich.
Mit finnischer Coolness geht es im Angriff der Kaufbeurer zu, denn bekanntermaßen hat sich nun in der dritten Saison hintereinander eine Finnen-Kombo im Allgäu niedergelassen. Einen Sami Blomqvist (21 Sp, 22+16) hat bislang kein einziger Gegner richtig in den Griff bekommen und warum der Flügelflitzer im besten Eishockeyalter noch in der 2. Liga herumkurvt, ist die große Frage. Eigentlich ist Blomqvist für die Liga überqualifiziert. Die Fans in rot-gelb freut es freilich. Blomqvists Landsleute Ossi Saarinen (21 Sp, 4+17) und Jere Laaksonen (21 Sp, 10+6) stechen nicht ganz so hervor, sind im Team aber dennoch unabkömmlich.
In den letzten Wochen hat sich auch Branden Gracel (CAN, 21 Sp, 15+22), der einzige Nordamerikaner im Team, sehr stark in den Vordergrund gespielt, was den ESVK offensiv noch eine ganze Spur gefährlicher macht. Dort sorgen aber mit Joseph Lewis (21 Sp, 9+14), Max Schmidle (21 Sp, 6+5) und Alexander Thiel (21 Sp, 4+7) noch drei weitere Spieler für Aufregung vor den gegnerischen Toren.
Florian Thomas (21 Sp, 2+2), Daniel Oppolzer (21 Sp, 2+1), Maximilian Schäffler (17 Sp, 0+2) und Steven Billich (9 Sp, 0+1) sowie die Jungspunde Markus Lillich (14 Sp, 2+0) und Jonas Wolter (21 Sp, 1+1) halten sich zwar in Sachen Scoringtouch vornehm zurück, spielen aber im Gesamtkonstrukt des ESVK wichtige Rollen. Brockmann lässt konsequent mit 4 Reihen spielen und gibt dabei ein intensives Forechecking als Marschroute aus – es funktioniert!
Wie haben die Eispiraten den Sekundenschock vom Dienstagsspiel in der Lausitz verdaut? Vermutlich so, dass mit dem ersten Bully gegen den ESVK alles vergessen sein wird. Soll heißen: Dienstag ist vorbei, es zählt nur noch das nächste Spiel, der nächste Shift, der nächste Torschuss, der nächste Zweikampf. So und nicht anders wird Kim Collins seine Cracks auf die Partie gegen den ESVK einschwören. Dass die Eispiraten im eigenen Stadion aber Außenseiter sein werden, sollte vor allem den Fans bewusst sein. Kaufbeuren ist in den letzten Jahren nun wirklich kein Lieblingsgegner der Sachsen geworden und mit dem sackgängerischen Forechecking dürften die Allgäuer bei keinem Team der Liga sonderlich beliebt sein. Um gegen den ESVK zu punkten, wird eine minimale Fehlerquote in der Defensive erforderlich sein, sprich die schnellen Gäste-Stürmer aus dem eigenen Drittel fernhalten, sowie hohe Effizienz im Angriff.