Kaufbeuren ist das neue Riessersee: Die Entfernung ist mit ca. 450 km gleich, die Landschaft ist fast identisch, ein Traditionsverein spielt auch dort – gut, vielleicht ist das Stadion etwas moderner – und die Eispiraten liefern brav seit Jahren die Punkte ab. Auf der anderen Seite Freiburg, die den selben Job für die Eispiraten seit ein paar Jahren erledigen und auch immer die Punkte in Westsachsen lassen. Zweiteres kann gern so bleiben…

Dass ein Ossi gen Westen zieht, ist ja nun nichts Neues. Und so machte sich im Sommer 2018 der Ossi namens Saarinen auf in Richtung goldene Zukunft. Zumindest sollte sie gelb werden, mit ein bisschen rot drin. Und das nennt sich dann Trikot des ESV Kaufbeuren. Crimmitschaus Flügelflitzer der letzten Saison hat sich nun also dem ESVK angeschlossen und ganz so schlecht ist er damit zugegebenermaßen gar nicht gefahren.

Nun lässt sich zwar trefflich streiten, ob das Allgäu schöner ist als das Vogtland respektive Erzgebirge. Und auch was den Dialekt in Crimmitschau und in Kaufbeuren betrifft, kann man geteilter Meinung sein, was schlimmer klingt. Eins ist aber gewiss: Wegen der Verpflegung im Kaufbeurer Eisstadion hat der gute Ossi dem Sahnpark garantiert nicht den Rücken gekehrt.

Denn was von der einstigen berühmt-berüchtigten Kaufbeurer Fressmeile übrig geblieben ist, hat so viel Charme wie Bayerns König… pardon Ministerpräsident Söder, nämlich gar keinen. Ok, da gibt es vor der Eishalle tatsächlich eine Bude, die das Allgäuer Grundnahrungsmittel Schupfnudeln mit Sauerkraut feilbietet. Aber wer seine Nachbarn im Fanblock vor unangenehmen Sauerkrautflatulenzen bewahren will, der macht dann doch lieber einen Bogen um diesen Fressstand. Um dann im Stadion zu merken: „Verdammt, hätt ich doch draußen bei den Schupfnudeln zugeschlagen. Sch… auf den Mief, der mich die nächsten 6 Stunden umweht und für Sehstörungen sorgt.“ (Anm. d. Redaktion: Das 6:2 der Kaufbeurer hatte hier und da auch mit Sehstörungen der Eispiraten-Abwehr zu tun)

Denn was es da im Stadion unter dem Titel „Essbares“ zu erwerben gibt, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Da sucht man sich auf der Speisetafel die sogenannte „Bratwurst“ aus – und bekommt dafür eine in Fett zweiseitig schwarzgebratene Wiener in einer Semmel, die so furztrocken ist, dass man sie auf dem nahegelegenen Schloss Neuschwanstein glatt als die Asche von König Ludwig an begeisterte Touris aus China verkaufen könnte. Und für die „Bratwurst, allgäuisch interpretiert“ legt man dann auch noch drei Euro fuffzich aufn Tresen. Schönen Dank auch! Immerhin: In Senf und Ketchup ertränkt bekommt man das Ding halbwegs runter. Und vom vielen Ketchup, das aus den Bratwurstsemmeln trieft, ist bestimmt auch der Boden im Fanblock so klebrig geworden, denn dort ist es wie schon letzte Saison so, dass man das Gefühl hat, seine Schuhsolen mit Patex eingeschmiert zu haben.

Liebe Kaufbeurer, da habt ihr echt schon mehr drauf gehabt. Und nen Ossi könnt ihr damit nicht mehr beeindrucken.

So richtig einig ist man sich im Lager der Eispiraten noch nicht über den Goldhelm. Bisher stritten sich vornehmlich Vincent Schlenker und Carl Hudson über den offensichtlichen Wanderpokal in der Eispiratenkabine. Schlenker in Dresden, Hudson zu Hause, Schlenker in Kaufbeuren, Hudson zu Hause… so lief es die letzten zwei Wochen! Und jetzt haben der Pohl und auch noch der Flick ihre Griffeln am glänzenden Kopfschmuck, was Carl dem Großen überhaupt nicht schmeckte und er im Powerplay gegen Freiburg kurz vor Schluss noch etwas Zählbares für seine Statistik tun wollte. Doch Flick, Pohl und Schlenker steckten das dem Schiedsrichter offenbar und der schickte Hudson auf die Strafbank, so dass dieser zur Freude seiner Teamkollegen keine Möglichkeit hatte noch zu scoren. Wenn Blicke töten könnten, wäre der Schiedsrichter am Sonntag fünf Tode gestorben…

Doch wir können Carl beruhigen, der darf den Goldhelm am Freitag in Bayreuth tatsächlich auch mal in einem fremden Stadion zur Schau stellen, denn seine Mitstreiter Flick & Co. punkteten trotz guter Gelegenheiten zu wenig für den derzeitigen Wanderpokal.

Und das lag offenbar an den viel zu kleinen Toren, irgendwie muss der in der Vorwoche als Ehrengast anwesende Trainer des FSV Zwickau Joe Enochs den Eispiraten Fußballtore versprochen haben, zumindest konnte dies den Eindruck erwecken, denn vor allem Rob Flick schaffte es im Spiel gegen die Freiburger Schwalben, ähm Wölfe, mehrfach das leere Tor zu verfehlen.

Apropos Freiburg: Wölfe-Stürmer Jannik Herm wurde im September für das „DEL2-Tor-des-Monats“ gewählt, für Oktober empfehlen wir der Ligenleitung noch die Einführung einer neuen Kategorie, nämlich „Schlechteste Schwalbe des Monats“. Die Messlatte für diese Kategorie legte Freiburgs Nikolas Linsenmaier am Sonntag ziemlich hoch, der hat offenbar zu viel WM in diesem Jahr geschaut und sich sagte, was Neymar kann, kann ich auch.

Aber sind wir doch mal ehrlich, was interessiert uns eigentlich diese brutale Randsportart, wo immer so viele Schwerverletzte halbtot vom Rasen getragen werden müssen. Nun ja, oscarreif war Linsenmaiers Flugeinlage allemal und eigentlich könnten wir es gleich als schlechteste Schwalbe des Jahres gelten lassen, oder?