Nachdem die Eispiraten ihren ersten Saisonsieg in Bad Tölz einfahren konnten, wartet am 4.Spieltag gleich ein noch viel dickerer Brocken auf die Collins-Schützlinge, denn kein Geringerer als der Meister Bietigheim persönlich gibt seine Visitenkarte im Sahnpark ab.
Wenn die Steelers aus Bietigheim im Sahnpark gastieren, ist die Frage nach der Verteilung der Favoritenrolle schnell geklärt, schließlich bekommen es die Eispiraten mit dem amtierenden Meister zu tun und mit dem Club, der in den letzten sechs (!) Spielzeiten stets das Playoff-Finale der 2. Liga erreichte und dabei dreimal den Henkelpott gewinnen konnte. Auch in dieser Saison ist den Baden-Württembergern wieder ähnliches zuzutrauen. Der Saisonstart ist den Baden-Württembergern zumindest schon einmal gelungen, denn mit vollen 9 Punkten und 11:6 Toren im Gepäck reisen sie nach Westsachsen. Ein gewohntes Bild also.
Allerdings muss man sich an einer Stelle erst einmal umgewöhnen, denn ein Mann, mit dem die Erfolge der letzten Jahre eng verbunden sind, ist nicht mehr an Bord: Trainer-Ikone Kevin Gaudet. Der überaus sympathische Kanadier hat sein Werk im Ellental beendet und sich im Sommer einer neuen Herausforderung beim DEL-Club Nürnberg angeschlossen. Gaudets Platz hinter der Bande hat Hugo Boisvert eingenommen, kein Unbekannter im Geschäft, aber Novize auf der Position des Cheftrainers.
Dass es auch heuer wieder nichts wird mit dem Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL2 und dass sportlicher Erfolg mitunter teuer wird, ist an den Steelers nicht spurlos vorüber gegangen. Schon gegen Ende der letzten Saison machten die Verantwortlichen publik, dass ein Sparkurs gefahren werden muss bzw. die Ausgaben deutlich kleiner ausfallen müssen, um den Club in ruhigen Fahrwassern zu halten. Von einem Betrag im unteren bis mittleren sechssteligen Bereich ist die Rede. So gesehen war es nur konsequent, dass die Verantwortlichen einige der mitunter langjährigen Leistungsträger ziehen ließen. In der Defensive gehören Adam Borzecki, Rob Brown und Dominic Auger zu denjenigen, die die Fans sicherlich gerne noch eine weitere Saison im Steelers-Trikot gesehen hätten. Mit Nicolai Goc (Mannheim) konnte man aber immerhin einen langjährigen DEL-Verteidiger mit Nationalmannschaftserfahrung ins Ellental locken und auch US-Boy Willie Corrin (3 Sp, 2+1) wird den Ansprüchen der Liga entsprechen. Damit konnten die Abgänge sicherlich ausreichend gepuffert werden, zumal mit Benjamin Hüfner (3 Sp, 0+0), Max Prommersberger (3 Sp, 0+0) und Bastian Steingroß (3 Sp, 0+3) weiterhin wichtige defensive Eckpfeiler im Kader stehen. Zwischen den Pfosten bleibt das Duo Martinovic / Sharipov unverändert, wobei sich der junge Senkrechtstarter Ilya Sharipov (2 Sp, 2.00 GT/Sp, 93.75%, 0 SO) heuer mehr und mehr zur eindeutigeren Nummer 1 mausern sollte.
Im Angriff der Bietigheim-Bissinger hat sich dagegen weitaus weniger getan. Lediglich Feingeist und Top-Verdiener Justin Kelly ist nicht mehr im Team, er läuft jetzt für Deggendorf auf. Dafür konnten die Verantwortlichen mit US-Boy Shawn Weller (3 Sp, 1+3) sowie den Kanadiern Matt McKnight (3 Sp, 3+3) und Tyler McNeely (3 Sp, 0+3) drei Topspieler halten. Immerhin schaffte das Trio in der letzten Saison satte 267 Scorerpunkte!
Hinter dem nordamerikanischen Top-Trio tummeln sich auch weiterhin die bereits bekannten Spieler der Vorsaison, so etwa Norman Hauner (3 Sp, 0+2), Frédérik Cabana (3 Sp, 1+1), Max Lukes (3 Sp, 1+1), Benjamin Zientek (3 Sp, 1+1), Alexander Preibisch (3 Sp, 1+1), René Schoofs (2 Sp, 0+0) und Marcus Sommerfeld (3 Sp, 1+3). Damit hat Coach Boisvert schon zwei Hände voll Stürmer zur Verfügung, die nicht nur bestens aufeinander eingestellt sind, sondern obendrein mehr als gehobenes DEL2-Niveau vorweisen können. Nummer 11 im Bunde ist Neuzugang Dennis Swinnen (3 Sp, 0+0), der ein eher missglücktes DEL-Abenteuer in Ingolstadt hinter sich hat, aber den man noch aus seiner 32-Tore Saison in Weißwasser (2016/17) bestens in Erinnerung haben dürfte.
Die DEL2-Saison 2018/19 wird sicherlich wieder alles, nur nicht langweilig. Dennoch wird an der Meisterschaft auch in der neuen Spielzeit kein Weg an den Steelers vorbeiführen. Der Kader hat zwar die ein oder andere Veränderung erfahren, vor allem in der Abwehr, aber von einer Qualitätseinbuße sind die Bietigheimer weit entfernt. Davon werden sich die Eispiraten am 4. Spieltag selbst ein Bild im Sahnpark machen können. Die Collins-Schützlinge können nach dem erlösenden Sieg in Bad Tölz aber etwas sorgenfreier in die Partie gegen den amtierenden Meister gehen, was aber nich theißen soll, dass sie eine Überraschung von vornherein ausschließen.