Was für ein Auswärtsauftritt der Eispiraten! Waren die bisherigen drei Siege gegen den diesjährigen Lieblingsgegner Ravensburg allesamt knapp, gelang den Rot-Weissen heute im Schwäbischen eine nicht nur über die gesamte Spielzeit beeindruckende Partie, sondern auch ein mit sage und schreibe 4:0 gewonnenes Schlussdrittel, das die dem Spielverlauf nicht annähernd entsprechende 2:1-Führung der Gastgeber in ein überzeugendes 2:5 verwandelte.

Tempohockey vom Eröffnungsbully an

Beide Teams spielten von Beginn an munter drauf los, die erste gute Aktion hatten dabei die Gastgeber. Der agile Zucker, auffälligster Feldspieler der Gastgeber, zog im Konter vor Brett Kilars Gehäuse und konnte von Elia Ostwald nur durch ein Foul gestoppt werden. Hätte also schlecht beginnen können für die Westsachsen, diese Partie. Doch weit gefehlt: im Powerplay der Oberschwaben hatte das Team in Unterzahl die weitaus besseren Chancen, und eine davon konnte Scott Allen nach feiner Vorarbeit Ossi Saarinens clever nutzen – 0:1! Die Hausherren versuchten, schnell auszugleichen, erarbeiteten sich auch einige Gelegenheiten, aber der richtige Zug war im Spiel von Jiri Ehrenbergers Truppe irgendwie nicht drin. Im Gegensatz dazu die Eispiraten: mit blitzschnellem Umkehrspiel kombinierten sich die Rot-Weissen ein ums andere Mal bis vor Langmann im Towerstars-Tor, und dann brannte es meist auch gleich lichterloh. Allein Scott Allen hätte in den ersten zwanzig Minuten locker einen Hattrick vollmachen können. Aber Langmann zeigte sich bärenstark und fing gleich ein halbes Dutzend potentieller Volltreffer weg. Aber auch Ravensburg hatte seine Chancen. Eine davon konnte Roloff nutzen, der relativ frei vor Kilar aus seitlicher Position die Lücke zwischen den Schonern fand. Mit dem 1:1 ging es auch in die Pause. Sagen wir es mal so: Ravensburg hatte das eine Tor verdient, aber die Eispiraten hätten eins mehr haben sollen.

Rot-Weiss weiter im Vorwärtsgang

Auch im Mittelabschnitt hielt sich niemand mit Abtasten auf. Schnelles Hockey wurde geboten, und auch hier waren es wieder die Gäste, die die Akzente setzten. Mit drei spielstarken Reihen erarbeiteten sich die Sachsen Chancenvorteile, und dass in diesem Durchgang das Heimpublikum mehrmals Goalie Langmann feierte, verdeutlicht schon, wieviel der Keeper zu tun hatte, und wie gut er seinen Job erledigte. Denn in diesem Drittel musste Langmann trotz sage und schreibe 22 Versuchen der Eispiraten nicht einmal hinter sich greifen. Brett Kilar hingegen schon, aber das war dann schon Sekunden vor Drittelende. Ravensburgs Nachverpflichtung Buzzeo zeigte bei einer Einzelaktion sein ganzes Können und versenkte die Scheibe in Überzahl im Kreuzeck. Apropos Überzahl: zu diesem Zeitpunkt war auf dem Strafminutenzähler ein Verhältnis von 2:20 aufgelaufen – angesichts der wirklich fairen Partie eine kaum zu verstehende Ungleichbehandlung der Teams.

Ein Drittel zum Zungeschnalzen

Aber auch davon ließen sich die Crimmitschauer Cracks nicht sonderlich beeindrucken. Der Schlussdurchgang sollte zu einer rot-weissen Demonstration werden. In den ersten fünf Minuten zog Langmann zwar noch mal alle Register, kaufte mehreren Eispiraten den Schneid ab. Dass es bei Robbie Czarniks Ausgleich – der Puck fiel dem Amerikaner nach einer Hereingabe vor die Füße, schnelle Drehung und Torschuss waren dann wohl in der Torjäger-DNA Czarniks gut angelegt – dann ausgerechnet eine der wenigen Chancen der Westsachsen war, die weniger herausgespielt als erkämpft zustande kam, wird den Gästen wohl ziemlich egal gewesen sein. Verdient war das 2:2 allemal. Und wie die Collins-Schützlinge dann Lunte rochen und sofort nachlegen wollten, zeigt vor allem auch das Selbstvertrauen, das eine Saison wie diese einem jahrelangen Kellerkind eingeimpft hat. Ohne Langmann wäre der Drops wohl schon gelutscht gewesen zu diesem Zeitpunkt. Als es dann langsam in Richtung Verlängerung ging, schlugen die Eispiraten zu. Nach einer starken Puckbehauptung Andre Schietzolds an der Bande zog der heute starke Elia Ostwald von der blauen Linie ab, und ausgerechnet da machte Langmann den ersten Fehler, indem er den Puck nicht zu fassen bekam. Jordan Knackstedt, heute ebenfalls in der Form des ersten Saisondrittels unterwegs, schaltete am schnellsten und bugsierte die Scheibe in die Maschen. Und weil man mit vierzig Jahren eben weiß, wann man nachwaschen muss, dauerte es keine Minute, bis Ivan Ciernik mit einem satten Handgelenksschuss unter die Latte die Partie entschied. Czarniks zweiter Treffer ins leere Ravensburger Gehäuse war der endgültige Deckel auf dem Topf.

Auch die anderen Ergebnisse dürften Kim Collins gefallen haben

Nicht nur das Ergebnis des eigenen Spiels dürfte den Eispiraten heute gut gefallen haben. Auch von den Teams, die knapp vor oder knapp hinter den Eispiraten in der Tabelle stehen, haben an diesem Spieltag nicht viele etwas gezogen. Das verschafft den Rot-Weissen einerseits Luft nach hinten – der erste Play-Down-Platz ist wieder beruhigende 14 Punkte entfernt – andererseits rücken die Sachsen Kaufbeuren und dem heutigen Gegner im Fight um Platz 6 gehörig auf die Pelle. Wollen wir hoffen, dass am Sonntag gegen die Lausitzer Füchse der Sahnpark bebt, und dass die Punkte trotz der derzeit recht guten Form der Weisswasseraner in Crimmitschau bleiben.