Die Fans in Westsachsen müssen in dieser Saison in ungeahnte Höhen zählen können. 65 Punkte haben die Eispiraten gesammelt und sind in Tuchfühlung auf den 4. Platz, auf dem steht der Freitagsgegner Ravensburg – noch! Wenn es nach dem Willen der Eispiraten ginge, dann sollen mit dem braunen Stift in der Hose der Puzzlestädter 3 weitere Striche in der Punktetabelle gemacht werden. Doch das ist Zukunftsmusik – schauen wir erst einmal zurück…

 

Die einen nennen es „Torreigen“, die anderen „Offensivspektakel“ und manchmal gibt es auch die Bezeichnung „Tag der offenen Tür“. Der war allerdings erst einen Tag später und mit anderem Rahmenprogramm angedacht, das müssen die Spieler der Eispiraten wohl etwas falsch verstanden haben.

Das Ergebnis waren 14 Tore in einem Spiel, nicht ganz einseitig verteilt nach dem Motto „wer will nochmal, wer hat noch nicht“, vogelwildes Eishockey – dabei war der Vogl noch nicht mal als Schiedsrichter dabei…! Guten Freunden gibt man ein Küsschen, oder halt im vorliegenden Fall eben Geschenke, und das auf beiden Seiten, insgesamt war es ein Geben und Nehmen. Der bedauernswerte Friedrich Hartung im Tor der Franken wusste vor allem in den ersten beiden Drittel nicht, wo hinten und vorne ist. Ok, nicht ganz – das Hinten haben ihm die Eispiraten oft genug gezeigt.

Doch auch der Pizzajunge im Team der Tigers lieferte mehrfach Bestellungen der aufgerückten Hurra-Eishockey-Hintermannschaft ab, so dass auch Patrick Klein im Tor der Eispiraten der bei Goalies ungeliebte Griff hinter den eigenen Rücken auch nicht erspart blieb. Einem neutralen Zuschauer zaubert so ein Spiel selbstverständlich ein Lächeln ins Gesicht, während es den meisten Trainern die Gesichtszüge eher zum Entgleisen bringen dürfte. Aber letztlich dürfte es den Eispiratenfans egal gewesen sein, denn 3 Punkte sind 3 Punkte, und damit 3 Punkte näher am großen Traum!

Die Anfahrt zum Auswärtsspiel in Bad Tölz war eine wahre Pracht! Nicht nur, dass sich die Blechlawine nur auf der Gegenfahrbahn im Schrittempo vorwärts quälte – ja, im Tegernsee ist´s schön, aber die Heimfahrt zum K….. – sondern auch der Anblick der Alpen lud zum Träumen ein. Schneeweiße Gipfel, blauer Himmel mit dem Ansatz eines fantastischen Sonnenuntergangs. Auch die Eispiraten hatten sich offenbar dermaßen an diesem Bergpanorama ergötzt – die Ronneburger Deponiehalden gibt es ja als solches auch nicht mehr – dass sie das Spiel bei den Tölzer Löwen offenbar ganz vergessen haben.

Ziemlich schläfrig, pomadig und ungenau kamen sie jedenfalls in den ersten 40 Minuten daher und durften sich über den 0:2-Rückstand weder wundern noch beschweren. Die (Holzhacker-)Buam aus Tölz spielten das, was sie konnten. Das war nicht viel, aber es war zumindest gut. Und wo bei den Bayern spielerisch die Grenze erreicht war, halfen halt Stock, Faust oder Ellbogen nach. Sackgänger nennt man das wohl.

Gut nur, dass die Eispiraten sich dann doch zu wehren wussten und nicht nur alles auf die technische Karte setzten. Saarinen und Schlenker glichen im Schlussabschnitt aus und Knackstedt vernaschte ECT-Goalie Rämö im Penaltyschießen aber mal richtig nach Strich und Faden. So gingen die Crimmitschauer aus dem Gehaue, Gezerre und Gestocher glücklich als Sieger hervor und blickten auf der Rückfahrt nochmal grinsend auf die inzwischen tiefschwarzen Berge zurück.