Die Leichtigkeit ist verschwunden aus dem Spiel der Eispiraten, und mit ihr ist der Erfolg abhanden gekommen. Auch heute Abend entführten die Gäste, diesmal die aus Bad Nauheim, drei Punkte aus der derzeit leicht einzunehmenden Festung Sahnpark. Man konnte den Eispiraten wirklich nicht vorwerfen, mit mangelndem Biss in die Partie gegangen zu sein, die Rot-Weißen haben alles versucht. Aber die Selbstverständlichkeit, mit der die Westsachsen im ersten Saisondrittel Führungen herausgeschossen haben oder auch Rückständen hinterhergelaufen sind, als fingen sie Schnecken ein, die fehlt seit einiger Zeit. Es scheint eine Kopfsache zu sein, und wenn man einmal in dieser Schleife drinhängt, dann verspringen die Scheiben öfters, die Pässe kommen nicht an, der Gegner bekommt irgendwie immer ein Körperteil in die Schüsse. Kommen beim dann aufkommenden Frust noch kleinliche Schiedsrichter hinzu wie am heutigen Abend, spielt man noch dazu einen Gutteil der Zeit, die man zum Aufholen des Rückstandes brauchen würde, in Unterzahl. Für die Eispiraten, die nach dem nicht ganz geräuschlosen Abgang ihres Stammgoalies Olivier Roy und dem gesundheitsbedingten Karriereende Bernhard Keils sicher eh gerade ein paar emotionale Hürden überspringen müssen, kann es in nächster Zeit nur darum gehen, wieder zur Selbstverständlichkeit in ihrem Spiel zurückzufinden, dann stellen sich die Erfolge von selbst ein.
Eispiraten setzen Talfahrt gegen krisengeschüttelte Nauheimer fort
Der erste Saisoneinbruch machte sich am Abend sofort in einer Minuskulisse bemerkbar. Nur 1474 Fans wollten das dritte Heimspiel innerhalb einer Woche sehen. Und sie mussten kopfschüttelnd feststellen, wie in nur drei Wochen seit der Länderspielpause sich in ihrem Team maximales Selbstvertrauen in totale Verunsicherung wandelte. In den letzten Spielen trafen lediglich drei Spieler des ersten Blocks, zwei Reihen blieben torlos und das war nicht nur fehlendem Scheiben- und Schussglück geschuldet. Positiv bleibt zu vermerken, dass die Eispiraten nach dem Weggang von Roy einen guten Nachfolger im Tor aufbieten können, denn Brett Kilar feierte einen erfreulichen Einstand über 60 Minuten. Aber fürs Tore schießen sind andere verantwortlich.
Veränderte Eispiraten
In den letzten Tagen gab es einige Änderungen bei den Eispiraten, neben den Abgängen von Stammkeeper Olivier Roy (Augsburg) und Bernhard Keil (Profi-Karriere-Ende) gab es auch einen Neuzugang aus der AHL. Scott Allen war bereits im Stadion, um erste Europa- und Sahnparkluft zu schnuppern und schaute seinen neuen Mannschaftskameraden von der Tribüne aus zu. Nach verhaltenem Beginn hatten die Gäste aus Nauheim in eigener Überzahl erste Gelegenheiten, doch Brett Kilar war bei seinem Startdebüt hellwach. Den Eispiraten spürte man die Nervosität und das fehlende Selbstvertrauen nach den Misserfolgen der letzten Spiele an, doch ab Minute 12 übernahm man das Zepter und übte gehörigen Druck auf das Tor der Hessen aus. Bei eigener Überzahl musste Ales Kranjc ein Break mit einem Foul verhindern und dies nutzten die Kurstädter dann auch zahlenmäßig aus und erzielten die Führung. Wieder kassierten die Westsachsen das erste Gegentor und man durfte gespannt sein, wie sich dieser erneute Rückschlag auf deren Spiel im Mittelabschnitt auswirken würde.
Verunsicherung macht sich breit
Das Mitteldrittel ging eindeutig an die Gäste, unterstützt durch zwei weitere Powerplays. Einer Chance von Robbie Czarnik folgte eine Druckphase der Hessen. Im zweiten Überzahlspiel der Rot-Weißen fehlte Patrick Pohl freistehend weiterhin das Schussglück, seinen Versuch pflückte Felix Bick humorlos mit der Fanghand weg. Und wenn es vorn nicht klappt, dann kassiert man hinten unglückliche Gegentore, denn Eric Meland hatte eben das nötige Scheibenglück und konnte ins leere Tor zu seinem zweiten Treffer einschieben. Die Eispiraten blieben in der Offensive weiter bemüht, aber glücklos und nicht schlagkräftig genug, Vincent Schlenker übernahm hier stellvertretend die Rolle des tragischen Helden. Auf Brett Kilar konnten sich die Eispiraten verlassen, mit einem big save klärte er gegen den durchgebrochenen Cody Silvester
Erlösung nach 133 Minuten ohne Torerfolg
Zwei Unterzahlspiele konnten die Eispiraten schadlos überstehen, an deren Ende Robbie Czarnik die Eispiraten mit seinem Shorthander erlöste und der Bann endlich gebrochen wurde. Unterstützt von den Fans, die noch eine Schippe drauflegten, begannen die Eispiraten einen Sturmlauf auf das Gehäuse von Felix Bick. Doch die Nauheimer hielten dieser Druckphase stand und hatten selbst durch den freistehenden Cody Sylvester eine dicke Gelegenheit. Unnötig und parteiisch griffen dann die Hauptschiedsrichter in die Schlussoffensive ein, als sie bei einem harmlosen, alltäglichen Körperkontakt wenig Fingerspitzengefühl zeigten und Jordan Knackstedt mit einer Strafe belegten. Nachdem sich Weber ein Frustfoul leistete, agierten die späteren Sieger in doppelter Überzahl und den finalen Höhepunkt setzte dann Knackstedt, von der Strafbank kommend, mit einem fairen Check mit dem Abpfiff und kassierte zwei Stockschläge in die ungeschützte Kniekehle durch die Hessen, die vor den Augen der HSR diesmal ungeahndet blieben. Die Eispiraten kassierten somit ihre dritte Heimniederlage in Folge und können sich gegen kommende schwere Gegner eigentlich nur selbst aus der Misere bringen.
(Text: Torsten Kleber/etconline-News)