Die Serie der Eispiraten hat heute abend mit dem 4:5 nach Verlängerung in Kaufbeuren ein Ende gefunden. Der Spaß am Spiel des Teams definitiv nicht, denn trotz der Niederlage präsentierten sich die Crimmitschauer als spritziges, pass-sicheres Auswärtsteam im Allgäu, das sich um den durchaus nicht unverdienten Dreipunkterfolg nur durch einen groben Stellungsfehler kurz vor Ende der regulären Spielzeit brachte.

Blitzstart der Eispiraten

Gerade einmal 83 Sekunden benötigten die Rot-Weissen, um nach der Deutschland-Cup-Pause aufs Scoreboard zu kommen: einen schönen Angriffszug der zweiten Reihe machte Patrick Pohl mit einem feinen Querpass zur Großchance, und Ossi Saarinen ließ sich diese nicht entgehen und versenkte den Puck im kurzen Eck. Das passte den Gastgebern naturgemäß nicht richtig ins Konzept, die Joker versuchten, schnell den Ausgleich zu erzielen. Allerdings mussten sie ständig auf der Hut sein, denn die Eispiraten fuhren ihre Konter heute enorm gefährlich. Vajs hatte gut zu tun, Roy auf der gegenüberliegenden Seite zwar auch, aber es bleibt festzuhalten: das bessere Team in diesem ersten Durchgang waren eindeutig die Gäste. Die Westsachsen waren schneller auf den Kufen unterwegs, enorm pass-sicher, geradlinig und mit gutem Zug zum Tor. Trotzdem gelang den Kaufbeurern der Ausgleich: Wohlgemuth schlängelte sich irgendwie zwischen zwei Verteidigern hindurch und spitzelte die Scheibe mit der Rückhand ins untere linke Eck. Auf der Gegenseite hatten zuvor Czarnik, Pohl und Knackstedt, der wiederum extrem auffällig agierte, mit ihren Versuchen den Ausbau der Führung verfehlt.

Mit dem 1:1 in die Pause

Auch vom Kaufbeurer Ausgleich ließen sich die Rot-Weißen nicht beirren, blieben bei ihrem Gameplan. Und der sah weiterhin richtig gut aus. Auch zwei kurz aufeinanderfolgende Joker-Powerplays überstand man ohne größere Gefahr, um, kaum wieder komplett auf dem Eis, sofort Vajs erneut zu fordern. ESVK-Angriffe wurden oft schon in der neutralen Zone entscheidend gestört. In der Offensivzone hatten die Gastgeber vor allem mit der ersten Reihe der Eispiraten ihre Probleme. Es blieb aber bis zur 20. Minute beim 1:1, die feinere Crimmitschauer Klinge und die größere Kaufbeurer Wucht hatten sich also ausgeglichen.

Kaufbeuren erhöht die Schlagzahl, aber die Gäste bleiben gefährlich

Diesmal waren es die Gastgeber, die blitzartig ins Drittel starteten: einem Schuss von Pfaffengut konnte Ole Olleff nicht mehr ausweichen, von seiner Ausrüstung wurde die Scheibe entscheidend abgefälscht, und so stand es nach 45 Sekunden im zweiten Durchgang 2:1. Aber die Rot-Weißen zeigten sofort Biss und versuchten, umgehend wieder die Oberhand zu gewinnen. Nach einer Strafe gegen Reinig zogen die Westsachsen ein sauberes Überzahlspiel auf, legten sich die Joker richtiggehend zurecht. Nach einem schnellen und präzisen Querpass durch den Slot hindurch zeigte der 40jährige Ivan Ciernik, dass er noch richtig schnell ziehen kann und versenkte den Puck mit einer ganz fixen Direktabnahme im Gehäuse der Gastgeber. Es folgten noch fünfzehn richtig rassige Eishockeyminuten in diesem Drittel, Kaufbeuren drückte massiv auf die erneute Führung, Crimmitschau konterte jederzeit gefährlich. Beide Goalies, und Vajs und Roy gehören definitiv zu den besseren der Liga, mussten teilweise ihr ganzes Können aufbieten, um die Einschläge zu verhindern. Den Save des Tages lieferte dabei aber wohl der Kanadier zwischen den Gästepfosten, als er in der 32. Minute die Scheibe im Hechtsprung von der Linie kratzte und innerhalb von ein paar Millisekunden noch vor dem einschußbereiten Joker die Tatze drauflegte. Nachdem Ales Kranjc nach einem harten Check auf die Strafbank musste, wurde es zwar noch einmal gefährlich für Crimmitschau, denn vor allem die Allgäuer Finnenfraktion ist eine wirkliche Waffe in Überzahl, aber letztlich ging es mit dem 2:2 in die Pause, und das war auch so weit leistungsgerecht.

Knackstedt-Move und Last-Minute-Ausgleich

Crimmitschau begann den Schlussdurchgang zwar im Powerplay, aber diese ersten paar Minuten waren dann doch ein wenig lahm gespielt, so dass aus der Überzahlsituation gar nichts heraussprang. Kaum komplett, zogen die Joker das Tempo wieder an, zwangen die Gäste zur Strafe – Gollenbeck musste hinaus –  und erzielten ihrerseits nach wenigen Sekunden Powerplay die erneute Führung: Lewis wurde vorm Tor angespielt und zog schnell ab. Aber wiederum hatten die Rot-Weissen die passende Antwort zeitnah parat: Jordan Knackstedt wackelte mit seinem Move zwei Abwehrspieler ins Wanken, verschaffte sich so den nötigen Platz, um perfekt auf Ivan Ciernik zu passen, und der traf zum zweitenmal an diesem Abend. Wenn er doch mal richtig aus sich rausgehen würde nach so einem Treffer…Wenig später hatte Ossi Saarinen sogar die Crimmitschauer Führung auf dem Schläger, aber Vajs parierte seinen Bauerntrickversuch in Klassemanier. Etwa zur Mitte des Drittels beruhigten sich beide Teams dann etwas: man merkte schon, dass ordentlich Respekt voreinander da war und sich niemand mehr den entscheidenden Treffer einfangen wollte. Den Eispiraten gelang das nächste Tor aber trotzdem: Jordan Knackstedt schickte seinen Spezi Robbie Czarnik, und der Amerikaner tat, was er am besten kann: per Handgelenkschuss einnetzen, Vajs konnte nur hinterherschauen. Die Joker mussten jetzt natürlich liefern, aber die Rot-Weissen spielten ihren Stiefel ziemlich souverän herunter. Zumindest bis zur 58. Minute: nach einem an der Bande scheinbar schon gewonnenen Puck orientierten sich die Gäste zu weit nach vorn, Karevaara stibitzte sich die Scheibe aber letztlich doch und fand den sträflich allein am langen Pfosten lauernden Monteith, der auch noch das Glück hatte, nachdem er erst am Puck vorbeischlug, noch einen zweiten Versuch zu bekommen, und diesen dann nutzte. Sicherlich verdient, dieser Ausgleich, aber die Joker hätten sich auch über eine Niederlage nach 60 Minuten nicht beschweren dürfen.

Die Verlängerung geht an die Hausherren

Nun ist man ob der bisherigen Erlebnisse in dieser Saison ja fast schon gewillt, sich auf Crimmitschauer Fanseite auf dieses 3-vs-3-Spektakel zu freuen, das nach einem Unentschieden nach regulärer Spielzeit folgt. Heute war es allerdings ein „zu früh gefreut“: Kaufbeuren hatte in der Overtime die besseren Aktionen und verdiente sich den Siegtreffer von Lewis nach 62 Minuten redlich. Einen Schuss beim Konter Schäfflers konnte Roy nur zur Seite ablenken, da stand dann der Deutschbrite und entschied das Spiel.

Nach der Hinspielniederlage deutliche Steigerung der Westsachsen

Auch wenn die Eispiraten damit ihre Drei-Punkt-Serie für beendet erklären müssen, ist der Punkt in der Allgäuer Fremde keine so schlechte Ausbeute. Vor allem, wenn man einmal an das von Kaufbeurer Seite überlegen geführte und gewonnene Hinspiel im Sahnpark denkt. Die Rot-Weissen legten jedenfalls im Vergleich dazu eine hundertprozentige Steigerung aufs Eis und rutschten sogar noch einen Platz in der Tabelle nach oben. Übrigens sind die Eispiraten das einzige Team der Liga, welches an diesem Spieltag überhaupt etwas Zählbares von einer Auswärtsfahrt mit nach Hause nahm.