Die Eispiraten haben aus dem vergangenen Null-Punkte-Wochenende offensichtlich stante pede die richtigen Konsequenzen gezogen und mit einem 2:1-Erfolg nach Verlängerung beim Vorjahresmeister den Beweis angetreten, dass sie es auch gegen die „Großen“ können.

Personalnot in der Piraten-Abwehr

Dabei brachten die Rot-Weißen nach der Riessersee-Verletzung des bisher defensiv starken Will Weber nicht einmal mehr drei Verteidigerpärchen zusammen. Frankfurt konnte hingegen mit voller Kapelle antreten, sieht man einmal vom Fehlen Brett Jaegers im Tor ab, der aber von Florian Proske gut vertreten wurde. Die Wetten auf einen Heimsieg der Löwen dürften also vor dem Match nicht die großen Quoten gebracht haben. Aber oft kommt es ja anders, als man denkt…

Roy der Turm in der Schlacht

Die ersten Offensivaktionen hatten die Gäste, allerdings bedingt durch eine frühe Frankfurter Strafzeit. Richtig druckvoll wurde es dann aber doch nicht, die Hausherren spielten ein starkes Penaltykilling, und mit Ablauf der Strafe nahmen sie dann das Heft des Handelns an sich. Crimmitschau verteidigte tief gestaffelt, drängte die schnellen Angreifer der Löwen oft nach außen ab, wo sie kein Unheil anrichten konnten, und verlegte sich aufs Kontern. Das hieß natürlich nicht, dass die Bankenstädter nicht zu ihren Chancen gekommen wären, dafür tummeln sich einfach zu viele Hochkaräter in ihren Reihen herum. Aber es erinnerte irgendwie an die Geschichte vom Hasen und vom Igel: was sie auch versuchten, einer war immer schon da, wo der Schuss hinkam, und das war Olivier Roy, der ein bockstarkes Spiel ablieferte. Auf jeden Fall das Beste im Eispiratentrikot bisher, und der Kanadier stellte damit gleich einmal klar, dass er in den ersten Partien noch lange nicht am Limit agierte. Auf der Gegenseite musste Proske trotzdem immer wach bleiben, denn die Rot-Weißen spielten ihre wenigen Konter gut aus, die besten Gelegenheiten hatten Pohl und Saarinen. Das 0:0 nach zwanzig Minuten war insofern nicht unverdient, auch wenn Frankfurt mehr vom Spiel hatte.

Hohes Tempo, weiterhin keine Treffer

Auch im Mittelabschnitt zeigte sich das gleiche Bild: Frankfurt drückte, Roy hielt alles fest, Crimmitschau konterte. Daran änderte auch das nächste Powerplay der Westsachsen nichts, Frankfurt spielte eine ganz starke Unterzahl, war richtig gefährlich mit einem Mann weniger auf dem Eis. Bis zur Mitte des Durchgangs musste Roy mehrfach Glanzparaden auspacken, aber das tat er mit einer fast schon unheimlichen Ruhe, die bei den Hessen auch langsam Wirkung zeigte. Mehrfach verzweifelten die Stürmer der Hausherren sichtlich, vor allem Pistilli und Stretch konnten es fast gar nicht glauben, was der Eispiratengoalie alles wegfing. Selbst in Überzahl gelang es den nicht eben für Harmlosigkeit bekannten Löwenangreifern nicht, die freie Ecke zu finden. Zudem gab Roy so gut wie keine Rebounds ab. Kurz vor der Pause machten sich dann die Gäste einmal auf den Weg ins gegnerische Drittel und erzwangen so etwas wie eine kleine Druckphase mit Chancen für Pohl und Halbauer. Aber auch Proske agierte gut, und so ging es auch nach vierzig Minuten torlos in die Kabine.

Schnelle Führung, schneller Ausgleich

Auch ab Minute 41 versuchten die Hausherren gleich wieder, Druck aufzubauen. Allerdings fiel das Tor auf der Gegenseite: gleich der erste Konter im Schlussabschnitt saß nämlich. Patrick Pohl und Dominic Walsh fuhren zu zweit auf Proske zu, und ersterer, auffälligster Feldspieler der Rot-Weißen und eindeutig der Go-To-Guy im Spiel von Kim Collins‘ Team, schweißte die Gummischeibe in den Winkel zur überraschenden, aber aufgrund der herausragenden Defensivleistung und des durchdachten Spiels nicht unverdienten Führung. Diese hielt aber leider nicht lange, denn Frankfurt erzwang den Ausgleich mit einem Kullertor. Diesmal war auch der Tausendsassa im Eispiratentor machtlos, denn der Schlenzer Pistillis wurde von Stephan ganz blöd abgefälscht. Der Rest des Drittels war dann zugegebenermaßen ein rot-weiße Abwehrschlacht. Die Hausherren hatten nun deutlich Oberwasser, aber da war halt auch noch Olivier Roy, der den Gegentreffer ganz schnell abschüttelte und weiterhin bevorzugt Pistilli zur Weißglut trieb. Gegen Ende der regulären Spielzeit sah man den Piratendefendern dann schon an, dass das Match eine Menge Kraft gekostet hatte, einige unnötige Einladungen waren da schon dabei. Half den Löwen aber alles nichts, ein weiterer Treffer wollte nicht gelingen.

Umgekehrte Vorzeichen in der Overtime

Es ging also in die Verlängerung, und die 4000 Zuschauer in Frankfurt rieben sich die Augen, denn plötzlich stürmten nur noch die Gäste. Die meiste Zeit der knapp zwei Extratime-Minuten spielte sich vor Hannibal Weitzmann ab, der für den mit Kreislaufproblemen aus dem Spiel gegangenen Proske zwischen die Pfosten gerückt war. Und so war es nur folgerichtig, dass es nach einem klugen Pass Ivan Cierniks Christoph Kabitzky vorbehalten blieb, das Match zu beenden. Im 1 vs. 1 ließ der Eispiratenangreifer Weitzmann keine Chance und versenkte die Scheibe zum umjubelten 2:1.

Und am Sonntag kommt Dresden

Die zweite Partie des Wochenendes steigt dann am Sonntag um 17 Uhr im Crimmitschauer Sahnpark, und es es geht gegen den erklärten „Lieblings“gegner der rot-weißen Anhängerschaft, die Dresdner Eislöwen. Leichter wird das sicher nicht, Dresden hat heute die bisher stark in die Saison gestarteten Nauheimer mit 6:1 nach Hause geschickt. Kim Collins wird zudem wohl wieder nur auf 16 Feldspieler zurückgreifen können. Vielleicht ist die Löwenjagdtaktik von heute also auch im Heimspiel angesagt: defensiv sicher stehen mit einem starken Torwart, und nach vorne Nadelstiche setzen, die dem Gegner richtig wehtun. Auf ein Offensivspektakel sollte man daher nicht unbedingt setzen.